IMSA stellt Weichen für Zukunft: DPi löst DP ab

In der US-Langstreckenserie, die aktuell unter der Bezeichnung USCC firmiert, wird die Topklasse ab 2017 von LMP2- und DPi-Autos gebildet: Zugeständnis an Hersteller

(Motorsport-Total.com) - Die Langstreckenszene in Nordamerika stellt sich für die Zukunft neu auf. Vor einigen Wochen gaben die Veranstalter der aktuell von der Uhrenmarke Tudor gesponserten United-SportsCar-Championship (USCC) bekannt, dass der Titelsponsor ab 2016 nicht mehr Tudor, sondern WeatherTech sein wird. WeatherTech ist einer der führenden Zubehörlieferanten auf dem US-amerikanischen Automobilsektor. Die aktuell als "Tudor United SportsCar Championship" bekannte Rennserie wird ab dem kommenden Jahr unter dem Titel "WeatherTech SportsCar Championship" firmieren.

Titel-Bild zur News: DPs der USCC in Elkhart Lake

Die DP heißen ab 2017 DPi und werden "getunte" LMP2-Autos sein Zoom

Nun gibt der Dachverband IMSA eine deutlich signifikantere Weichenstellung für die Zukunft bekannt. Diese betrifft das Technische Reglement. Gegenwärtig sind in der Topklasse der USCC sowohl Fahrzeuge der LMP2-Spezifikation als auch Fahrzeuge der DP-Spezifikation (Daytona Prototype) zugelassen. Ab der Saison 2017 wird die DP-Spezifikation durch die neu formulierte DPi-Spezifikation abgelöst. DPi steht als Kürzel für Daytona Prototype international.

Was die DPi-Autos betrifft, so dürfen sich nur vier Chassisbauer austoben. Es handelt sich um genau jene vier, die von ACO und FIA den Zuschlag für die ab 2017 eingesetzte neue LMP2-Generation erhalten haben: Dallara, Onroak (Ligier), Oreca und Riley/Multimac. Komplett neue Autos werden die LMP2-Chassisbauer für die DPi aber nicht fertigen müssen. De facto verbirgt sich hinter der DPi-Spezifikation nichts anderes als eine für zusätzliche Hersteller geöffnete LMP2-Spezifikation.

DPi-Spezifikation als Zugeständnis an die Hersteller

Oreca 05

Für die Basis der Autos sorgen auch in Nordamerika künftig nur vier Chassisbauer Zoom

So sieht die DPi-Spezifikation den Anbau herstellerspezifischer Aero-Teile vor. Der maßgebliche Unterschied zwischen LMP2 und DPi liegt aber im Antriebssektor. Während die LMP2-Boliden mit einem Einheitsmotor - einem 4-Liter-V8-Saugmotor von Gibson - ausrücken, lässt die DPi-Spezifikation auch andere Antriebshersteller zu. Bei IMSA erhofft man sich so auch für die Zukunft die Beteiligung namhafter Hersteller und Teams. So könnte beispielsweise Ford ein LMP2-Chassis von Riley/Multimac beziehen, dieses dank eines eigenen Motors und eigener Aero-Teile aber als DPi von Ford einsetzen.

Im Sinne der Stabilität und langfristigen Planbarkeit für die engagierten Hersteller und Teams sollen sowohl die LMP2- als auch die DPi-Autos für vier Jahre (2017 bis 2020) homologiert werden. Um die beiden Spezifikationen in der Topklasse in Nordamerika auf einem vergleichbaren Level zu halten, wird es eine Balance of Performance (BoP) geben.

"Wir glauben, dass die DPi-Philosophie eine attraktive Kombination aus Sicherheit, Technologe und Relevanz darstellt", erklärt IMSA-Boss Scott Atherton und freut sich auf "moderne, internationale Prototypen, die den eingeschriebenen Herstellern, Teams und Fahrern, allen voran aber den Fans, eine breite Palette an Fahrzeugen und somit einen herausragenden Wettbewerb bieten werden". In erster Linie sollen durch die Einführung der DPi-Spezifikation die Bedenken zahlreicher Teambesitzer ausgeräumt werden, wonach die Prototypen-Klasse in Nordamerika künftig ausbluten könnte.

Einheitsmotor in der LMP2, aber nicht zwangsläufig in Le Mans

Gibson Technology

Trotz Exklusivdeal: In Le Mans könnte Gibson ab 2017 Konkurrenz bekommen Zoom

Für die Übergangszeit bis zur Saison 2017 werden sowohl offene LMP2-Autos als auch die aktuellen DP-Autos weiterhin zugelassen sein. Geschlossene LMP2-Autos, die nicht von einem der vier bestätigten Hersteller kommen, dürfen auch 2017 noch eingesetzt werden. Voraussetzung dafür ist aber, dass diese Autos im Zeitraum 2014 bis 2016 gebaut wurden. Somit wäre rein theoretisch beispielsweise der in der LMP2-Klasse der European-Le-Mans-Series (ELMS) eingesetzte BR01 in der Saison 2017 startberechtigt. Hingegen sind Fahrzeuge wie der DeltaWing künftig nicht mehr startberechtigt.

Sollten in Nordamerika engagierte Teams ab 2017 mit ihrem erworbenen DPi-Auto auch bei den 24 Stunden von Le Mans antreten wollen, so ist dies zwar mit dem Motor des jeweiligen Herstellers möglich. Um der LMP2-Spezifikation des ACO Rechnung zu tragen, müssten an der Sarthe aber die herstellerspezifischen Aero-Teile in der Garage bleiben.

Das heißt im Klartext: Ein von Ford "getuntes" LMP2-Auto von Riley/Multimac darf auch in Le Mans mit Ford-Motor fahren, ist mangels der Ford-Aerodynamik dann aber kein DPi-, sondern ein klassisches LMP2-Auto. Das wiederum heißt, dass Gibson in den LMP2-Klassen von ACO und FIA zwar der einzig zugelassene Antriebshersteller ist. In Nordamerika und bei den 24 Stunden von Le Mans dürfen aber auch anders betriebene LMP2-Autos fahren.