• 19.06.2015 13:56

  • von Roman Wittemeier

Training, Analyse, Optimierung: Geheimnis der Porsche-Stopps

Porsche hat auf dem Weg zum Le-Mans-Sieg nicht nur am Fahrzeug gearbeitet: Boxenstopp-Optimierungen bringen Verbesserung um satte sechs Minuten!

(Motorsport-Total.com) - Abgesehen von den nächtlichen Stints bei kühlen Temperaturen, sind Porsche und Audi bei den 24 Stunden von Le Mans 2015 ein nahezu identisches Tempo gefahren. Dennoch hatten die drittplatzierten Andre Lotterer, Benoit Treluyer und Marcel Fässler (Audi #7) am Ende des Rennens einen Rückstand von zwei Runden auf die Sieger Nico Hülkenberg, Nick Tandy und Earl Bamber (Porsche #19). Wie konnte dieser große Vorsprung überhaupt entstehen? Eine von mehreren Ursachen ist in den Boxenstopps zu finden.

Titel-Bild zur News: Nick Tandy, Earl Bamber

Nachtanken beim Siegerauto: Ein Mann füllt Sprit nach, zwei putzen Scheibe und Licht Zoom

Porsche hat einerseits den 919 Hybrid erheblich nach vorn gebracht, aber auch abseits des Fahrzeuges erhebliche Fortschritte gemacht. Im vergangenen Jahr dauerte ein Boxenstopp (nur Nachtanken) im Schnitt rund 64 Sekunden. Man verlor nur aufgrund dieser langsameren Abläufe jede Menge Zeit auf die Konkurrenz. In diesem Jahr wendete sich das Blatt komplett. Porsche benötigte nur noch durchschnittlich 52 Sekunden für den "kleinen Service" (hier alle Boxenstopps).

Was steckt also hinter dem Geheimnis der plötzlich so schnellen Stopps? "Es ist kein Geheimnis, sondern eine Teamleistung und das Ergebnis harter Arbeit in den Monaten zuvor", sagt Porsche-Teamchef Andreas Seidl auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Bereits im Verlauf der Saison 2014 beschleunigte man die Boxenstopps immer weiter, im Winter ging es in eine präzise Analyse der Abläufe. Diese hatte unter anderem ein Trainingsprogramm zu Konsequenz.

Boxenstopps im Fokus: Feilen an Details

"Wir haben ein intensives Programm aufgesetzt, in das die Ingenieure aller Fachbereiche, die Mechaniker und auch die Fahrer eingebunden waren. Begleitet wurden die Beteiligten von einem medizinischen Team", schildert Seidl. Die Reifenwechsel wurden aufgrund veränderter Abläufe sauberer, die Mechaniker konnten nach einem speziellen Fitnessprogramm schneller und zuverlässiger Arbeiten. Unter Anleitung von Crewchief Amiel Lindesay wurden die Stopps in Weissach immer wieder geübt.

"Ebenso haben wir ein spezielles Training mit unseren 'Tankern' durchgeführt, um die Zeitverluste beim Aufsetzen des Tankrüssels vor dem Tanken und die Reaktionszeit beim Abziehen des Tankrüssels zu minimieren", sagt der Porsche-Teamchef. Der Durchfluss von Tanklage zu Fahrzeug ist begrenzt, Abweichungen in diesem Bereich kaum möglich. Aber: Am Fahrzeug konnten im Rahmen des gültigen Reglements noch Änderungen vorgenommen werden, um die Vorgänge zu beschleunigen.

Nick Tandy, Earl Bamber

Die An- und Abfahrt in der Boxengasse wurde über Training und Technik besser Zoom

Die Porsche-Analyse hatte nach den Boxenstopps von 2014 zusätzlich ergeben, dass bei der An- und Abfahrt noch einige Zeit herauszuholen ist. Die Elektroniker optimierten den Pit-Limiter, um noch präziser und konsequenter unter allen Umständen an die maximal zulässigen 60 km/h in der Boxengasse heranzukommen. "Da bewegen wir uns definitiv näher am Limit als noch 2014", freut sich Seidl über messbare Fortschritte in diesem feinen Teilbereich. Doch damit nicht genug.

Fahrer trainieren An- und Abfahrt immer wieder

Die Piloten erfuhren ein spezielles Training, um die Fahrt zum Standplatz zu verbessern. Es wurde immer wieder geübt, die zulässigen 60 km/h bis zum allerletzten Moment auszunutzen, um "auf der letzten" Rille zentimetergenau zu stoppen. Auch das Herausfahren in die Fast-Lane wurde optimiert. Die Piloten haben auch die Reaktionszeiten nach dem Signal des "Lollipop-Mannes" verbessern können. Nach der Freigabe kommen die Porsches nun viel schneller vom Fleck.

"Hier ist auch wichtig, dass die Ergonomie des Arbeitsplatzes des Fahrers so gestaltet ist, dass er beispielsweise das Gas- und Kupplungspedal optimal bedienen kann", erklärt Seidl die Detailarbeit im Cockpit des 919. Rundherum arbeitete man an allen Faktoren, die die Zeit in der Boxengasse bestimmen. Die Werkszeuge wurden verbessert, die Choreografie eines "Full Service" nach Analyse von Videos und dem Input von Mechanikern und Ingenieuren angepasst.

Romain Dumas, Neel Jani, Marc Lieb

Standard in der WEC: Zwei Mechaniker machen die Radwechsel am Porsche Zoom

Weitere Sekunden sparte das Team durch einen kleinen Trick. "Da wir nur 13 statt der per Reglement theoretisch möglichen 14 Runden pro Stint gefahren sind, haben wir zusätzlich noch ein bis zwei Sekunden Tankzeit pro Stopp eingespart, da wir den Tank mit einer Runde weniger füllten", sagt Seidl. Insgesamt summierten sich die Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr pro Fahrzeug auf etwa sechs Minuten (bei 30 Stopps in 24 Stunden) - umgerechnet also fast zwei Runden in Le Mans!

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