• 31.03.2015 09:44

  • von Roman Wittemeier

Testanalyse Toyota: Japaner mit verdeckten Karten

Die Ergebnisse des WEC-Prologs unter der Lupe: Toyota hält sich beim Test in Le Castellet bewusst zurück - Zuverlässigkeit und Performance stimmen zuversichtlich

(Motorsport-Total.com) - Toyota hat sich für die neue Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hohe Ziele gesteckt. Die Japaner mit Entwicklungsstandort in Köln (TMG) wollen den WM-Titel verteidigen und im Juni ganz besonders glänzen. "Wir hatten eine erfolgreiche Saison 2014, aber es fehlt der 'Big One' in Le Mans", meint TMG-Geschäftsführer Rob Leupen. Bei Toyota will man sich den Traum vom großen Sieg beim größten Rennen endlich erfüllen.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson, Sebastien Buemi, Kazuki Nakajima

Der Toyota war beim Test in Le Castellet niemals nahe dem Limit unterwegs Zoom

Auf dem Weg zu diesem Ziel wurde der TS040 umfassend überarbeitet. "Bei der Entwicklung des Autos stand unter anderem eine weitere Gewichtsersparnis im Zentrum. Als zweiten Punkt hatten wir eine verbesserte Reifennutzung auf unserer Liste", sagt Projektleiter John Litjens. "Im Vergleich zu den anderen standen wir diesbezüglich nicht schlecht da, aber wenn man sich anschaut, wie viel weniger Doppelstints 2014 gefahren werden konnten als im Jahr zuvor, dann ist klar, dass dort Potenzial liegt."

"Es gibt Hinweise, dass wir uns in diesem Bereich verbessert haben. Wir legen aber erst jetzt die endgültigen Spezifikationen der Michelin-Reifen fest. Wir müssen also noch etwas abwarten", so Litjens. Bei den zweitägigen Tests deutete Toyota in keinster Weise an, was mit dem neuen TS040 möglich ist. Man spielte Verstecken, absolvierte oft nur kurze Stints und drehte keine echten schnellen Runden. "Was können die wirklich? Haben sie noch sehr viel in der Hinterhand? Wir wissen es nicht", rätselt Audi-Pilot Marcel Fässler.

Toyota setzt auf weniger Abtrieb

Ein Blick auf die Rundenzeiten und Daten aus Le Castellet macht auch kaum schlauer. Es wird lediglich deutlich, dass Toyota bezüglich der aerodynamischen Effizienz ein Fortschritt gelungen zu sein scheint. Man fuhr bei den Probefahrten deutlich höhere Topspeeds als 2014. In Le Castellet kam der Wagen auf 334,4 km/h und war somit nur um 4,2 km/h langsamer als der Porsche, der von Marc Lieb im Qualifyingtrimm mit voller 8MJ-Wucht und Rückenwind auf der Mistral-Geraden nach vorn getrieben wurde.

"Wir hatten im vergangenen Jahr ein gutes Paket für viel Abtrieb und waren auch in Le Mans mit unserem anderen Paket schnell. Wir haben aber erkannt, dass wir mit unserem 'Sprint-Paket' vielleicht zu weit gegangen waren. Deshalb haben wir quasi nach Le Mans die Front des Pakets für weniger Abtrieb am Auto gelassen. Für dieses Jahr wollten wir effizienter werden", erklärt John Litjens die Herangehensweise. Man geht von dem Weg mit sehr viel Abtrieb ab.


Fotos: WEC-Prolog in Le Castellet


Dass Toyota erhebliche Fortschritte gelungen sind, wurde beim Prolog nicht so deutlich wie bei den Tests der Japaner in den Wochen zuvor. Bei privaten Probefahrten in Le Castellet und in Aragon war man im Vergleich zu 2014 um rund drei Sekunden schneller, heißt es aus TMG-Kreisen. "Es ist im Winter immer ganz einfach, sich bei den einsamen Fahrten allein gut darzustellen", schmunzelt Technikchef Pascal Vasselon. "Wir haben unsere Ziele erreicht. Reicht es für einen erfolgreichen Kampf gegen die Wettbewerber? Das wissen wir eben noch nicht."

TS040 ist standfester als der Vorgänger

"Wir sind erst einmal glücklich, dass wir das Rennen gegen uns selbst gewonnen haben. Im Winter waren wir bezüglich Performance und Standfestigkeit gut unterwegs. Wir haben vor dem Prolog 26.500 Kilometer geschafft. Da lief es richtig rund", so der Franzose. Die Gesamtlaufleistung der Audis ist nicht bekannt, aber von Porsche ist zu hören, dass man rund 24.000 Kilometer bei den Testeinsätzen abspulen konnte. "Das Auto mag äußerlich als gewohnte Erscheinung daherkommen, aber es stecken zahlreiche Entwicklungen darin", sagt Vasselon.

Alexander Wurz, Stephane Sarrazin, Mike Conway

Der TS040 Hybrid wurde im Winter sehr umfassend überarbeitet Zoom

Auf dem "Circuit Paul Ricard" war man mit jener Variante unterwegs, die auch in Le Mans zum Einsatz kommen soll. Dies erklärt den vergleichsweise hohen Topspeed. Das Auto der Weltmeister Buemi/Davidson/Nakajima konnte die 1:40er-Marke einmal knapp unterbieten, das Schwesterauto von Wurz/Sarrazin/Conway blieb mit einer besten Zeit von 1:40.819 Minuten recht weit hinter dem Wettbewerb zurück. So "schlecht" können die amtierenden Champions doch gar nicht sein...

Sind sie bestimmt nicht. Ein Blick auf die Sektorenzeiten macht deutlich, dass Toyota mehr kann. Gleich in der ersten Session des ersten Tages absolvierte man in Addition der besten Sektoren eine Runde (1:39.798), die für Rang zwei am Freitagmorgen genügt hat. Im zweiten Abschnitt der Strecke werden die Japaner entlarvt. Man erreicht am Ende der Mistral-Geraden ein hohes Tempo, aber braucht für jenen Sektor vergleichsweise viel Zeit. Wahrscheinlich hat man nie gesamten Boost genutzt.

Wo ist die Power des verbesserten Hybrids?

Der aktuelle TS040 erreichte im zweiten Sektor eine Bestmarke von 25,338 Sekunden. Im Vorjahr war man an gleicher Stelle 26,092 Sekunden gefahren. Die Mitbewerber Audi und Porsche haben in dem Power-Sektor erheblich mehr Zeit gefunden. Warum Toyota nicht? Die Japaner sind zwar im Gegensatz zur Konkurrenz keine Hybridklasse aufgestiegen - man bleibt bei sechs Megajoule -, aber dennoch ist deren System erheblich leistungsfähiger geworden.


Toyota-Launch-Video: Feel the Hybrid-Power

Toyota vor der WEC-Saison 2015: Fahrer schwärmen vom Hybridantrieb.

"Die E-Motoren sind neu und Teile an den Superkondensatoren ebenso. Was bedeutet dies? Es bedeutet, dass wir im vergangenen Jahr ganz ehrlich nicht wirklich sechs Megajoule erreicht haben. Man musste sich halt für eine Klasse entscheiden. Wir haben im vergangenen Jahr 6MJ gesagt, diesen Wert aber fast nie erreicht. Dieses Jahr kommen wir bei allen Bedingungen näher an die Obergrenze", sagt Vasselon ganz offen. Gezeigt hat sein Team diesen Zuwachs an Power beim Test nicht - vermutlich ganz bewusst.

"Toyota war ein bisschen komisch", wundert sich Porsche-Pilot Timo Bernhard. "Ich bin am Freitagabend mal einen halben Longrun gefahren. Da bin ich auf einen der Toyotas aufgelaufen und hatte kein Problem, dort vorbeizukommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles von denen war. Es war viel zu einfach für uns. Toyota ist für mich ein großes Fragezeichen." Die Mannschaft aus Köln selbst genießt die Unsicherheit bei den Gegnern. "Auch wir sind gut zufrieden", meint Geschäftsführer Rob Leupen mit einem schelmischen Grinsen. Erinnerungen an 2014 werden wach. Auch dort hatte Toyota das wahre Potenzial nie gezeigt.

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