• 15.11.2014 09:01

  • von Roman Wittemeier

Audi-Schäden: Die Analyse läuft bereits

Nach drei Monocoque-Beschädigungen muss Audi auf "gut abgehangene Bauteile" zurückgreifen: Deftige Schläge kommen mittig unter dem Auto

(Motorsport-Total.com) - In Rekordtempo mussten die Audi-Mechaniker in den vergangenen Tagen gleich dreimal neue Autos aufbauen, nachdem sich an den beiden R18 e-tron quattro immer wieder Beschädigungen des Monocoques zeigten. "Normal ist das nicht - und erwartet hatten wir so etwas natürlich nicht", sagt Audi-LMP1-Leiter Chris Reinke. Die Ingolstädter hatten solche Defekte noch nie erlebt. Erste Schäden entstanden in Schanghai an beiden Autos, in Bahrain schließlich im Training noch einmal an der Startnummer 1.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Tom Kristensen

Der Audi mit der Startnummer 1 musste am Freitag in Bahrain pausieren Zoom

"Das Fahrzeug ist so ausgelegt, dass es auf allen Strecken fahren kann, ohne dabei Schäden zu nehmen. Entsprechend überrascht waren wir, als wir hier die Beschädigungen entdeckten", so Reinke. "Klar ist, dass es keinerlei Gefahr im dynamischen Betrieb gibt. Wir müssen aber so konsequent reagieren. Falls wir im Rennen einen Zwischenfall beispielsweise mit einem anderen Auto haben, dann hätten wir keine hundertprozentig funktionierende Sicherheitszelle. Wir könnten mit den Beschädigungen fahren, aber wir wollen null Risiko."

Sofort begannen die Audianer mit einer Analyse. "Es sieht so aus, als wenn wir mittig unter dem Monocoque einen Schlag erhalten - an einer Stelle, die für uns ungewöhnlich ist. Wir nehmen dort offenbar über die Unterboden-Geometrie die Schäden. Wir können dies in Schanghai eindeutig einem Zwischenfall in einer Kurve zuordnen", sagt der erfahrene Ingenieur. "Wir haben die Fahrzeuge nach den Trainings am Donnerstag kontrolliert. Zu unserer Überraschung wies ein Fahrzeug dann noch einmal das gleiche Schadensbild auf."

Schäden kamen aus dem Nichts

In allen Rennen der vergangenen Jahre und auch an allen WEC-Wochenenden vor dem diesjährigen Schanghai-Rennen traten nie vergleichbare Probleme auf. Somit stellt sich die Frage: Was gibt es in Schanghai und Bahrain, was es auf anderen Strecken nicht gibt? "Wir können derzeit nur spekulieren, wissen es aber nicht wirklich sicher", gibt sich Reinke bezüglich einer ersten Einschätzung zurückhaltend.

"Was aber offensichtlich ist: Wir haben in Schanghai und Bahrain etwas flachere Formel-1-Randsteine, die somit konsequenter genommen werden können - eventuell sogar mittig unter dem Fahrzeug. Wir sehen in den Daten keine allzu hohe Belastungen des Fahrwerks. Wenn ich aber womöglich mittig mit dem Fahrzeug auf dem Randstein lande, dann habe ich dort womöglich eine Beschleunigung, für die das Fahrzeug nicht ausgelegt ist."

Chris Reinke

Audi-LMP1-Leiter Chris Reinke hatte sich ein ruhigeres Wochenende erhofft Zoom

Solche Schläge im Zentrum sind anhand der Daten der Kinematik nicht unbedingt zu sehen. Man hat bisher also nur Vermutungen, aber keine Gewissheit bezüglich der Ursache. "Um das genau herauszufinden und dann entsprechende Schlüsse für den Bau zukünftiger Monocoques ziehen zu können, bedarf es einer genauen Analyse. Wir müssen alles durchrechnen anhand der Lasten, die wir in den Daten sehen. Hier schauen wir uns die größten Peaks an, die aber nicht einmal besonders groß ausfallen, und dann können wir die Fahrer für bestimmte Stellen sensibilisieren."

R18 aus Museum muss herhalten

"Wir haben als erste Konsequenz eine Veränderung der Geometrie des Unterbodens vorgenommen, um weitere Schäden hier in Bahrain möglichst zu verhindern. Wir können es uns absolut nicht leisten, hier noch einen weiteren Monocoque-Schaden zu haben - ganz klar", sagt Reinke nach dem Kraftakt. Ein Ersatzchassis hatte man bei der Anreise nach Bahrain im Gepäck. Kurzfristig musste man zwei weitere Monocoques aus Deutschland einfliegen lassen.

"Wenn man vor einer Woche gesagt hätten, dass wir zwei Monocoque-Schäden hätten, dann wäre ich sicher gewesen, dass wir schachmatt sind. Aber sogar drei? Ich bin überrascht, was man aus unserem System alles herausholen kann", freut sich der LMP1-Leiter, der alle Register ziehen ließ. "Ich nenne das mal Altbestand. Es gibt Museums- oder Showfahrzeuge. Da geht es ans Eingemachte. Es sind 'gut abgehangene', gut eingefahrene Komponenten, die jetzt zum Einsatz kommen."


Audi-Motorsport: Neue Heimat in Neuburg

"Die beschädigten Chassis sind schon auf dem Weg nach Deutschland. Ich gehe davon aus, dass sie Montag in Neuburg ankommen. Dann geht es in die Analyse. Die Daten werden noch an diesem Wochenende durchgerechnet, um Laminierbücher für die Reparatur erstellen zu können", sagt Reinke. "Eines werden wir bestimmt auftrennen, um Schadensbild und Charakteristik von Rissen und Schäden genau zu analysieren. Ultraschall ist endlich. Ich komme nur bis zu ersten Rissen oder Delaminierungen. Das wollen wir genauer wissen."

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