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Dramatisches Le Mans: Audi behält kühlen Kopf

Dritter Le-Mans-Sieg für Fässler/Lotterer/Treluyer - Di Grassi/Gene/Kristensen sichern Audi-Doppelerfolg - Starkes Porsche-Comeback unbelohnt - Drama um Toyota

(Motorsport-Total.com) - Die 82. Auflage der 24 Stunden von Le Mans war an Dramatik kaum zu überbieten. Das Aufeinandertreffen von Platzhirsch Audi, deren werksseitig an die Sarthe zurückgekehrter Konzernschwester Porsche und Toyota, die der Saison 2014 in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) bis dato den Stempel aufgedrückt hatten, war schon im Vorfeld mit großer Spannung erwartet worden. Und die Fans wurden nicht enttäuscht.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer, Benoit Treluyer, Marcel Fässler

Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer siegten zum dritten Mal in Le Mans Zoom

Ein heftiger Regenschauer nach zweieinhalb Stunden mit weitreichenden Folgen für je einen Audi (Startnummer 3) und einen Toyota (Startnummer 8). Der Ausfall des überlegen führenden Toyota mit der Startnummer 7 am frühen Morgen. Streikende Turbolader an beiden verbliebenen Audi und anschließende Aufholjagden. Technischer Defekt am bestens aufgelegten Porsche mit der Startnummer 20 kurz vor Schluss. Kurzum: Die 24 Stunden von Le Mans 2014 boten allein in der LMP1-Klasse alles, was das Langstreckenherz begehrt. Auch in der LMP2- sowie in den beiden GTE-Klassen spielten sich dramatische Szenen ab (Live-Ticker der 24 Stunden von Le Mans).

Im Mittelpunkt aber stand natürlich der Kampf um den LMP1-Sieg und damit den Gesamtsieg beim traditionsreichen Langstreckenrennen an der Sarthe. Nach 24 äußerst kurzweiligen Rennstunden voller Wendungen ist es einmal mehr die Audi-Box, in der die Korken am lautesten knallen. Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer stellten ungeachtet des Speed-Nachteils vom R18 e-tron quattro (kleinste Hybridklasse) den 13. Le-Mans-Sieg der Ingolstädter in einem Zeitraum von nur 15 Jahren sicher.

Rückkehrer Porsche zeigte nach 15 Jahren werksseitiger Abwesenheit eine überraschend starke Vorstellung. Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley verbrachten mehrere Stunden in Führung und waren auf dem Weg zu seinem sicheren zweiten Platz, da versagte zwei Stunden vor Schluss die Technik im Heck des 919 Hybrid. Auch der zweite Porsche - Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb am Steuer - wurde erst in der absoluten Schlussphase von technischen Problemen heimgesucht. Als sich der führende Audi auf dem Weg in die letzte Runde befand, kam der 919 mit der Startnummer 14 unter dem Applaus der Audi-Crew doch noch einmal aus der Box.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Rennen


Die beim Vortest, im Training und im Qualifying überzeugende Toyota-Truppe hatte auch im Rennen über weite Strecken der Distanz klar das schnellste Auto, doch der Traum vom Le-Mans-Sieg ging für die Japaner mit Sitz in Köln auch in diesem Jahr nicht in Erfüllung: Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima fielen nach 14 Stunden souverän in Führung liegend mit technischem Defekt aus. Anthony Davidson, Nicolas Lapierre und Sebastien Buemi retteten nach 24 Stunden immerhin Platz drei - dennoch ein schwacher Trost für die gesamte Toyota-Truppe.

Defekter Turbolader kann Lotterer und Co. nicht stoppen

Nach dem Ausfall des lange führenden Toyota mit der Startnummer 7 übernahm der Audi mit der Startnummer 2 erstmalig das Kommando. Doch als Fässler bei der 16-Stunden-Marke komfortabel in Front lag, musste er plötzlich in die Garage abbiegen. Der Turbolader machte Probleme und musste gewechselt werden. Die Führung ging an das Schwesterauto mit der Startnummer 1, das nach dem Trainingsunfall von Loic Duval Marc Gene an der Seite von "Mister Le Mans" Tom Kristensen und Lucas di Grassi pilotierte.

Di Grassi/Gene/Kristensen übernahmen durch den Turboladerwechsel am Audi mit der Startnummer 2 die Führung, doch der war nur 23 Minuten nach dem Hereinkommen schon wieder im Rennen. Mit neuem Turbo unterwegs, zündete Lotterer diesen auch im übertragenen Sinne und markierte im 317. von 379 Umläufen die schnellste Runde des Rennens. Lotterers Zeit von 3:22.567 Minuten war 0,211 Sekunden schneller als die Bestmarke des Vorjahres, die noch ohne das aktuelle Effizienz-Reglement erzielt wurde.

Marcel Fässler, Andre Lotterer, Benoit Treluyer

Audi triumphierte zum 13. Mal an der Sarthe - diesmal in Form eines Doppelerfolgs Zoom

Die Startnummer 2 war in der Schlussphase konstant zwei bis drei Sekunden schneller als der bestplatzierte Porsche und hätte diesen wohl auch ohne die technischen Probleme während des letzten Webber-Stints in Schach gehalten. Lokalmatador Treluyer brachte die Führung schließlich sicher nach Hause und stellte damit den Sieg sicher.

"Es war ein ziemlich hartes Rennen, von Anfang bis Ende unglaublich, mit viele Ups and Downs", so Fässler. "Mit der neuen Technologie hatte jeder zu kämpfen, aber wir bei Audi freuen uns, dass wir den Sieg mit diesen neuen Autos geschafft haben", sagt der Schweizer. Nach 2011 und 2012 ist es für das Trio Fässler/Lotterer/Treluyer der dritte Triumph beim prestigeträchtigsten Langstreckenrennen der Welt.

Die ersten Worte von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich nach der Zieldurchfahrt: "Es war ein angespanntes und hartes Rennen. Ich bin sehr stolz auf dieses Team, denn sie haben fantastische Arbeit geleistet. Die Meisterschaft ist auf sehr hohem Niveau. Ich bin stolz auf diesen Sieg. Es ist ein ganz besonderer."

Di Grassi/Gene/Kristensen brachten den Audi mit der Startnummer 1 mit drei Runden Rückstand auf ihre Teamkollegen auf Platz zwei ins Ziel. In der Box der Titelverteidiger markierte der dramatische Trainingscrash von Duval am Mittwoch den Auftakt für ein Wechselbad der Gefühle. Während Duval eine Nacht im Krankenhaus verbrachte, wurde vom Team in Windeseile ein komplett neues Auto aufgebaut. Dieses übernahm Gene erstmals im Qualifying am Donnerstag. Von Startplatz sieben ins Rennen gegangen spielte man Audi-intern zunächst die dritte Geige.

"Mister Le Mans" Kristensen verpasst zehnten Sieg knapp

Als mit fortwährender Renndauer sowohl die Teamkollegen als auch die Konkurrenz von unterschiedlichen Schwierigkeiten heimgesucht wurde, schien "Mister Le Mans" Tom Kristensen auf dem besten Weg zu seinem zehnten Sieg an der Sarthe. Doch auch am R18 mit der Startnummer 1 lief nicht immer alles nach Plan. Als Toyota in der Nacht noch führte, verloren Di Grassi/Gene/Kristensen mehrere Runden. Der Grund: Es gab ein Problem im Bereich des Antriebsstrangs. "Wir mussten einen Injektor tauschen", lautete die Erklärung von Audi-Motorsportchef Ullrich.

Lucas di Grassi, Tom Kristensen, Marc Gene

Platz zwei für Tom Kristensen, Lucas di Grassi und "Nothelfer" Marc Gene Zoom

Nach 20 Stunden war es Kristensen, der komfortabel in Führung liegend ausgangs der ersten Schikane plötzlich stehenblieb. Doch anders als der sechs Stunden zuvor gestrandete Toyota von Wurz/Sarrazin/Nakajima erwachte der Audi noch einmal zum Leben. Kristensen konnte die Fahrt fortsetzen, büßte aber 90 Sekunden seines Vorsprungs auf Porsche-Speerspitze Timo Bernhard ein.

Als der Le-Mans-Rekordsieger aus Dänemark zum Check die Box ansteuerte, konnte die Audi-Crew zunächst nichts finden. Kristensen ging wieder auf die Strecke, kam jedoch nur eine Runde später erneut herein. Diesmal wurde der Audi rückwärts in die Garage geschoben - auch an diesem Auto musste der Turbolader gewechselt werden. Und es ging noch schneller als beim später siegreichen R18 mit der Startnummer 2. Keine 18 Minuten benötigten die Mechaniker des Joest-Teams für den zweiten Turboladerwechsel des Tages. Der inzwischen eingestiegene di Grassi machte sich auf Rang drei liegend auf die Jagd. Durch das Technikpech am Webber-Porsche wurde es schließlich noch Platz zwei und damit ein Audi-Doppelerfolg.

Porsche: Starkes Comeback bleibt (fast) unbelohnt

Bernhard/Webber/Hartley wurden rund drei Stunden nach dem Start erstmals als Spitzenreiter notiert. In puncto Führungsrunden war das Le-Mans-Debüt des 919 Hybrid also durchaus erfolgreich. Weil man mit fortwährender Renndauer die Bremsbalance immer mal wieder verstellen musste, um lästige Vibrationen so erträglich wie möglich zu gestalten, war der Porsche mit der Startnummer 20 mehr als einmal kurz im Notausgang zu finden: Webber verbremste sich ebenso wie Brendon Hartley. Doch davon ließ man sich nicht aus dem Konzept bringen.

Zweieinhalb Stunden vor dem Ende übergab Timo Bernhard als Spitzenreiter an Webber. Der Australier hatte sich schon umgezogen und wäre eigentlich nicht mehr zum Einsatz gekommen. Aufgrund der Tatsache, dass der 24-jährige Hartley noch recht unerfahren ist, ließ man den letzten Stint vom Ex-Formel-1-Piloten aus Australien statt vom jungen Neuseeländer absolvieren.

Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley

Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley: Platz zwei kurz vor Schluss weg Zoom

Doch exakt zwei Stunden vor der Karierten Flagge ereilte auch den 919 Hybrid der Technikteufel. Webber rollte am Ende der Hunauderes-Geraden - exakt an der Stelle, an der er sich vor 15 Jahren mit dem Mercedes CLR überschlagen hatte - aus. Der "Aussie" schaffte es zwar in langsamer Fahrt noch bis an die Box, doch es war klar, dass ein größeres Problem vorliegt. Der 919 wurde in der Garage aufgebockt. "Es war die Ölpumpe", verriet Webber kurz nachdem er aus dem Cockpit geklettert war.

Dumas/Jani/Lieb schlugen sich im zweiten Porsche in verschiedenen Phasen des Rennens mit einem fehlerhaften Treibstoffsystem herum. So brauchte Lieb in der Nacht mehr als neun Minuten für eine Runde. Die Bremsbalance war ähnlich wie beim Schwesterauto nicht immer optimal, weshalb auch der Deutsche einmal vom rechten Weg abkam. Am Ende wurde es Platz fünf in Reihen der LMP1-Fahrzeuge. In Wertung kam das Auto aber nicht, weil man es zu spät wieder ins Rennen schickte.

Bitterer Toyota-Ausfall am frühen Morgen

Während man sich bei Audi über den 13. Le-Mans-Sieg seit 2000 freut und Porsche trotz des Pechs in der Schlussphase mit erhobenem Haupt zum nächsten WEC-Rennen nach Austin reist, herrscht im Lager von Toyota riesige Enttäuschung. Die von der Pole-Position gestarteten Wurz/Sarrazin/Nakajima drückten der ersten Rennhälfte klar den Stempel auf, verbrachten bis zur 14-Stunden-Marke mehr als zwölf Stunden auf Platz eins. Doch gegen 5:00 Uhr morgens waren die Siegträume der Japaner mit Sitz in Köln ausgeträumt. Nakajima hatte 1:30 Minuten Vorsprung, als der TS040 mit der Startnummer 7 in Arnage plötzlich ohne Vortrieb ausrollte.

Sarrazin Nakajima Wurz

Die tragischen Helden von Le Mans 2014: Wurz/Sarrazin/Nakajima im Toyota Zoom

Nakajima schaffte es nicht mehr, die Box zu erreichen. Ein Elektrikdefekt, der ersten Erkenntnissen zufolge im Kabelbaum auftrat, setzte der bis dahin absoluten dominanten Vorstellung ein jähes Ende. "Es ist herzzerreißend. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir es diesmal packen können. Dann passiert so etwas", kommentierte der untröstliche Japaner. Ausgerechnet beim größten und wichtigsten Rennen verzeichnet man bei TMG den ersten Ausfall der bis dahin problemlos verlaufenden WEC-Saison. Schlimmer noch: Auch beim fünften Anlauf (inklusive der Einsätze des GT-One in den Jahren 1998/1999) klappte es nicht mit dem ersten Le-Mans-Sieg eines Toyota.

Audi verliert Auto Nummer 3 unter Gelb

Der zweite Toyota (Davidson/Lapierre/Buemi) hatte sich schon in der Anfangsphase mehrere Runden Rückstand eingefangen. Beim Crash auf nasser Piste war Lapierre mittendrin. Gleichzeitig musste der Audi mit der Startnummer 3 (Albuquerque/Bonanomi/Jarvis) unverschuldet aufgeben. Der Crash ereignete sich rund zweieinhalb Stunden nach dem Start, als aufgrund eines Wolkenbruchs über der Hunaudieres-Geraden das Safety-Car herauskommen musste. Unter Gelb wurde Bonanomi im Zuge einer Kettenreaktion von Lapierre erwischt. Der Toyota-Pilot wiederum war von Sam Bird (AF-Corse-Ferrari) in Bedrängnis gebracht worden.

Während für die Besatzung des dritten Audi nach dem Crash im Regen Feierabend war, konnte Lapierre den Toyota zur Box schleppen. Dort stand der Bolide für knapp 50 Minuten still, bevor er wieder auf die Strecke geschickt wurde. Beschädigungen waren hauptsächlich an der Verkleidung zu verzeichnen, aber auch die Vorderradaufhängung hatte etwas abgekriegt. In der zweiten Rennhälfte machten Davidson/Lapierre/Buemi dann die Nachwirkungen des Crashs zu schaffen. Die Aero-Balance stimmt nicht mehr. Mit fünf Runden Rückstand auf den siegreichen Audi schloss der einzige ins Ziel gekommene Toyota auf Platz drei ab.

Filipe Albuquerque, Marco Bonanomi, Oliver Jarvis, Michele Rugolo, Sam Bird

Der Audi von Albuquerque/Bonanomi/Jarvis nach dem Regen-Crash in der Leitplanke Zoom

Rebellion: Platz vier und Ausfall für die Schweizer

Von den beiden R-One des Rebellion-Teams sah immerhin einer die Zielflagge. Nicolas Prost, Nick Heidfeld und Mathias Beche wurden von Problemen zwar nicht verschont, fuhren aber durch und wurden aufgrund des späten Porsche-Pechs auf Platz vier abgewinkt.

Nicolas Prost, Nick Heidfeld, Mathias Beche

24 Stunden durchgehalten und Platz vier: Prost/Heidfeld/Beche Zoom

"Fantastisch. Wir haben in Spa das erste Rennen gefahren, treten zum ersten Mal bei den 24 Stunden an und kommen sofort durch. Danke an Oreca, dass sie uns geholfen haben", bemerkt Heidfeld. Dominik Kraihamer, Andrea Belicchi und Fabio Leimer mussten den zweiten R-One schon nach etwas mehr als einem Viertel der Distanz mit Motorschaden abstellen.

In der LMP2-Klasse hatte sich schon über ganze Woche abgezeichnet, dass der neue Ligier JS P2 ein gelungener Wurf ist. Drei Teams setzten auf das in Zusammenarbeit mit Onroak entstandene Coupé: TDS, G-Drive by Oak und das Oak Team Asia. Vor allem die beiden erstgenannten waren mit Thieriet/Badey/Gommendy beziehungsweise Brundle/Mardenborough/Shulzhitskiy stark unterwegs und ließen die Liger-Fans von einem Sieg beim Debüt träumen. Doch als nach 24 Stunden zusammengezählt wurde, jubelten andere, am meisten die Jota-Truppe rund um Teamchef Sam Hignett.

LMP2-Triumph für Jota

Simon Dolan, Harry Tincknell und der für den von Audi als Duval-Ersatz geholten Marc Gene im letzten Moment ins Jota-Cockpit gesprungene Oliver Turvey sind die Le-Mans-Sieger in der zweiten Prototypenklasse. Im Endergebnis werden die LMP2-Gewinner auf Platz fünf geführt. Turveys Glück ist gleichzeitig das Pech von Gene, denn durch das Springen aus dem Jota-Boliden in den LMP1-Audi machte der Spanier rückblickend den Schritt aus dem siegreichen LMP2-Auto ins zweitplatzierte LMP1-Auto. Auf seinen zweiten Le-Mans-Sieg nach 2009 (Peugeot) muss Gene somit weiter warten.

Harry Tincknell, Oliver Turvey

Simon Dolan, Harry Tincknell, Oliver Turvey gewannen die zweite Prototypenklasse Zoom

Der Ligier-Fraktion blieben unterm Strich die Plätze zwei (Thieriet/Badey/Gommendy) und fünf (Brundle/Mardenborough/Shulzhitskiy). Beide Autos standen am Sonntagvormittag lange in der Garage, nachdem sie diese jeweils als Führender ansteuern mussten. So kamen Chatin/Panciatici/Webb (Signatech-Alpine) aufs Podium.

Platz vier ging an das Team von Sebastien Loeb mit den Piloten Rene Rast, Jan Charouz und Vincent Capillaire im Cockpit. Christian Klien, Gary Hirsch und Romain Brandela brachten den Morgan von Morand auf Platz sechs über die Linie, Michel Frey, Franck Mailleux und Jon Lancaster liefen mit dem Oreca von Race Performance auf Platz acht ein - dazwischen der dritte Ligier im Feld (Cheng/Tung/Fong; 7.).

Die als Mitfavoriten gestarteten Rusinow/Pla/Canal (G-Drive) verloren schon kurz nach Beginn des Rennens Motorleistung und infolge dessen mehrere Runden. Noch vor der Halbzeitmarke musste man endgültig aufgeben. Das Nissan-Triebwerk hatte den Dienst quittiert. KCMG führte die zweite Prototypenklasse mit Howson/Bradley/Imperatori zwischenzeitlich an, doch eine gebrochene Antriebswelle und ein daraus resultierender Abflug von Alexandre Imperatori am Ausgang der Porsche-Kurven bedeutete auch für den mit chinesischer Lizenz angetretenen Oreca-Nissan das Ende.

Ferrari entscheidet GTE-Pro-Schlacht für sich

In der GTE-Pro-Klasse tobte in den Nachtstunden ein packender Dreikampf um die Führung: Bruno Senna (Aston Martin), Tommy Milner (Corvette) und Toni Vilander (AF-Corse-Ferrari) schenkten sich absolut nichts. Nachdem die Corvette in den frühen Morgenstunden von technischen Problemen (Defekte im Bremssystem, an der Lichtmaschine und im Ölkreislauf) heimgesucht wurde, war es das Duell zwischen dem Aston Martin und dem Ferrari, das über den GTE-Pro-Sieg entscheiden musste.

Kurz vor der 19-Stunden-Marke die Ernüchterung in der Aston-Martin-Box: Senna musste den Vantage hereinbringen. Die Servolenkung streikte, mehrere Runden gingen verloren und der Traum vom Sieg war ausgeträumt. So war der Weg für den AF-Corse-Ferrari frei. Gianmaria "Gimmi" Bruni, Toni Vilander und Giancarlo Fisichella brachten den 458 Italia mit der Startnummer 51 mit einer Runde Vorsprung auf die Verfolger ins Ziel.

Ferrari Bruni Vilander Fisichella

GTE-Pro-Sieger: "Gimmi" Bruni, Toni Vilander und Giancarlo Fisichella Zoom

Auf dem zweiten Platz liefen Jan Magnussen, Jordan Taylor und der frischgebackene Vater Antonio Garcia mit der zweiten Corvette (Startnummer 73) ein. Den letzten Podestplatz ergatterte der beste Manthey-Porsche. Im Cockpit: Marco Holzer, Frederic Makowiecki und Richard Lietz. Pilet/Bergmeister/Tandy mussten im zweiten 911er des Manthey-Teams mehrere lange Aufenthalte in der Garage überstehen. Am Ende sah man aber Zielflagge - Platz sieben. Gavin/Milner/Westbrook und die in letzter Sekunde aus der Am-Klasse aufgerückten MacNeil/Bleekemolen (Prospeed-Porsche) komplettierten schließlich die Top 5 der Pro-Klasse.

Pierre Kaffer hatte bei seinem Last-Minute-Einsatz im AF-Corse-Ferrari des angeschlagenen James Calado kein Glück. Reglementbedingt musste das Team den Antriebsstrangs aus dem von Calado am Donnerstag gecrashten 458 Italia verwenden. Noch vor Erreichen der Drei-Stunden-Marke war für Davide Rigon, Olivier Beretta und den eingesprungenen Kaffer Feierabend. Auch der RAM-Ferrari (Griffin/Parante/Leo) kam nicht über die Distanz.

GTE-Am: Emotionaler Sieg für Young-Driver-AMR

Die GTE-Am-Klasse entschieden trotz einer gehörigen Schrecksekunde in der letzten Rennstunde die drei dänischen Nachwuchspiloten Kristian Poulsen, David Heinemeier Hansson und Nicki Thiim (Young-Driver-AMR) für sich. Schlussfahrer Poulsen büßte nach zuvor dominanter Vorstellung noch drei von fünf Runden Vorsprung ein. Der Aston Martin Vantage mit der Startnummer 95 verschwand zur Reparatur in der Garage, kam dann aber doch noch einmal ins Rennen zurück - und siegte.

"Es ist unglaublich. Das erste Mal hier, aber wir hatten ein super Rennen. Es war perfekt. Das ist einer der besonderen Momente. Jetzt stehe ich hier und habe Le Mans gewonnen", so die erste Reaktion von Thiim. Für das gesamte Team ist es ein emotionaler Triumph, hatte man doch vor genau zwölf Monaten in Tertre Rouge den tödlichen Unfall von Young-Driver-AMR-Fahrer Allan Simonsen zu beklagen.

Kristian Poulsen, David Heinemeier, Nicki Thiim

In Erinnerung an Allan Simonsen: Der Aston mit der 95 gewann die GTE-Am-Wertung Zoom

Platz zwei in Reihen der GTE-Am-Piloten sicherten sich Christian Ried, Klaus Bachler und Khalid Al Qubaisi (Proton-Porsche). Der letzte Podestplatz wurde von Luis Perez Companc, Marco Cioci und Mirko Venturi (AF-Corse-Ferrari) belegt. Hollywood-Star Patrick Dempsey brachte den Porsche 911 seines eigenen Teams zusammen Joe Foster und Patrick Long hinter Montecalvo/Roda/Ruberti (8Star-Ferrari) auf Platz fünf ins Ziel.

Der zweite Aston Martin (Dalla Lana/Lamy/Nygaard; 6.) wurde genau wie das in der GTE-Pro-Klasse gemeldete Fahrzeug von Turner/Mücke/Senna von einer defekten Servolenkung zurückgeworfen. Der SMP-Ferrari wurde bei Halbzeit auf Rang zwei notiert. Nach einem morgendlichen Crash in den Porsche-Kurven war das Rennen für Bertolini/Schaitar/Basow aber gelaufen.

Den Krohn-Ferrari, der neben Tracy Krohn und Nic Jönsson von "Stig" Ben Collins gefahren wurde, ereilten Probleme am Triebwerk, nachdem auch er zwischenzeitlich auf Podestkurs unterwegs war. Der ASP-Ferrari, neben Soheil Ayari und Anthony Pons vom französischen Ex-Fußball-Nationaltorwart Fabien Barthez bewegt, strandete weniger als drei Stunden vor Schluss im Kiesbett, kreuzte die Linie dann aber doch - Platz neun.

Frühes Aus für den Nissan ZEOD

Der außer Konkurrenz aus der 56. Box angetretene Nissan ZEOD RC schaffte nur fünf Runden. Dann war für Ordonez/Reip/Motoyama mit Getriebeschaden Feierabend. Das Liegenbleiben des optisch stark an den DeltaWing erinnernden Experimentalboliden war der erste von insgesamt 15 Ausfällen im Verlauf der 24 Stunden von Le Mans 2014. Ungeachtet des frühen Feierabends glaubt man weiter an das Projekt: "Der ZEOD ist kein Auto für das Museum. Er ist ein rollendes Labor, in dem wir weiter forschen werden", insistiert Nissan-Motorsportchef Darren Cox.

Lucas Ordonez, Satoshi Motoyama

Der Nissan ZEOD musste als erster Teilnehmer schon nach fünf Runden passen Zoom

Was nach den ereignisreichen 24 Rennstunden an der Sarthe bleibt, ist nicht zuletzt die Gewissheit, dass sich die drei Werke in der LMP1-Klasse trotz völlig unterschiedlicher Konzepte - in der 6MJ-Hybridklasse eingestufter, benzingetriebener 3,7-Liter-V8-Sauger bei Toyota, ebenfalls in der 6MJ-Klasse startender 2-Liter-V4-Turbo-Benziner bei Porsche und in der 2MJ-Klasse fahrender 4-Liter-V6-Turbodiesel von Audi - auf vergleichbarem Niveau begegnen und spannenden Rennsport bieten.

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