NASCAR-Vorschau: Entscheidung in Homestead

Zum dritten Mal wird der NASCAR Sprint-Cup im Homestead-Showdown entschieden - Macht sich Jimmie Johnson am Sonntag unsterblich?

(Motorsport-Total.com) - Alle Jahre wieder trifft sich die NASCAR-Elite zum Saisonfinale auf dem Homestead-Miami Speedway in Florida, um die Saison in allen drei Ligen abzuschließen. Zum dritten Mal wird es im Sprint-Cup zum Showdown zwischen vier punktgleichen Fahrern kommen. Anno 2016 sind es Jimmie Johnson, Carl Edwards, Joey Logano und Kyle Busch, die den Titel unter sich ausmachen. Wer auch immer von diesen vier Piloten am Ende am weitesten vorne landet, ist NASCAR-Sprint-Cup-Meister 2016. Winner takes it all - das amerikanischste aller Prinzipien gilt seit drei Jahren auch im NASCAR Sprint-Cup.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin, Joey Logano

Start frei zum Finale: In Homestead wird wieder der NASCAR-Titel entschieden Zoom

Schreibt Johnson Geschichte?

Natürlich wird Jimmie Johnson an diesem Wochenende im Fokus stehen. Der Hendrick-Pilot hat die historische Chance, am Sonntag mit Richard Petty und Dale Earnhardt gleichzuziehen, wenn er den siebten Titel holen sollte. Allerdings ist seit seiner letzten Meisterschaft im Jahre 2013 einiges anders. Bislang kam er in der Elimination nie über die zweite Runde hinaus. Während seiner zahlreichen Titel stand er nie unter dem Druck, das letzte Rennen der Saison gewinnen (beziehungsweise vor allen anderen Meisterschaftskandidaten landen) zu müssen.

Der Chevrolet-Pilot befindet sich als in einer völlig neuen Situation. "In diesem Sport ist nichts garantiert und man weiß nie, wann der letzte Sieg kommt", sagt der 41-Jährige. "Wir haben harte Konkurrenz und wissen, was wir tun müssen. Im bisherigen Format wusste ich immer, wie viele Punkte ich aufholen muss oder musste meine Führung verteidigen. Dieses neue Format ist anstrengender."

Er geht das Wochenende mit einer ordentlichen Portion Demut an: "Ich hätte mir das nie erträumen können. Ich hätte niemals gedacht, einen Titel oder auch nur ein Rennen zu gewinnen. Und jetzt stehen wir hier mit einem Anlauf auf die siebte Meisterschaft. Eine unglaubliche Position."

Doppelte Chance für Gibbs

Vereiteln wollen das zwei Piloten aus dem Rennstall von Joe Gibbs. Carl Edwards und Kyle Busch haben Tickets für das Finale gezogen, Letzterer auf kontroverse Art und Weise in Phoenix. Zwar hat das JGR-Team die theoretisch besten Chancen auf den Titel, da sie die meisten Eisen im Feuer haben. Doch einig werden sich die Piloten nicht sein. "Selbst wenn wir dasselbe Auto mit demselben Setup fahren, muss es einen Weg geben, den Job besser als Carl zu machen", kündigt der amtierende Meister an.

Wie im Vorjahr qualifizierte sich Busch über den Punktestand für den Showdown in Homestead, wo er dann gewann. Ein gutes Omen? Darauf will er sich nicht verlassen und hat seinen ganz eigenen Garanten für eine erfolgreiche Titelverteidigung: "Ich hoffe, dass die Konstanz sich als unsere Stärke im Rennen erweisen wird." Zunächst einmal musste er sich mit Matt Kenseth aussprechen, der infolge einer Kettenreaktion, die von Busch ausgelöst wurde, in Phoenix um seine Chancen gebracht wurde.


Fotostrecke: NASCAR: Das Chase-Feld 2016

Carl Edwards wiederum hat sich bereits intensiv auf das Homestead-Rennen mit Testfahrten vorbereitet. Wenn man seinen Aussagen Glauben schenken darf, hat er nichts anderes vor, als das Finale zu dominieren. Nach zwei Vizemeisterschaften (2008 und 2011) wäre es für den 37-Jährigen langsam an der Zeit für den ersten Titelgewinn. Es ist womöglich die beste Chance, die er jemals hatte, denn die Gibbs-Toyotas waren in dieser Saison die Fahrzeuge, die es zu schlagen galt. Die JGR-Boliden und der verwandte Furniture-Row-Toyota von Martin Truex jun. gewannen die Hälfte aller regulären Rennen und noch einmal drei im Chase.

JGR-Vizeteamchef Jimmy Makar glaubt aber nicht, dass der Vorteil noch besteht: "Wir sind dieses Jahr wirklich in unserer absoluten Bestform gestartet. Aber dieser Sport ist so hart umkämpft, dass man die Vorteile nicht lange hält. Man muss immer weiter graben und nach vorn schauen. Ich glaube, dass andere Teams hart gearbeitet und den Abstand geschlossen haben. So geschieht es normalerweise immer, wenn jemand zu Saisonbeginn einen Vorsprung hat. Es gibt einfach zu viele gute Teams, als dass wir weiter so dominieren können wie zu Beginn der Saison."

Traumchance für Penske

Etwas überraschend gelang es Penske-Pilot Joey Logano in Phoenix, sich noch einen Platz im Finale zu sichern. Damit sind alle drei Marken in der Championship Round vertreten. Logano hält damit die Chance aufrecht, dass Penske im 50. Jahr seines Bestehens Amerikas zwei wichtigste Motorsport-Meisterschaften gewinnt: Den IndyCar-Titel hat bereits Simon Pagenaud dingfest gemacht, jetzt hat Logano die große Chance, das Jubiläumsjahr zu einem perfekten Abschluss zu bringen.

Es ist das zweite Mal, dass der 26-Jährige eine Chance bekommt, sich die Krone aufzusetzen. 2014 war er bei der Premiere des Eliminations-Formats bereits bis ins Finale gekommen, kam in diesem allerdings nicht über Rang 16 hinaus. Logano verweist auf einen Vorteil: "Der Schwung ist auf unserer Seite. Ich erinnere mich noch ans letzte Mal, da sind wir in Phoenix Dritter oder Vierter geworden. Ich war damals nicht so positiv aufgeregt wie heute. Ich war sofort nervös. Dieses Mal habe ich das Gefühl: 'Hey, wir können es packen!' Ich weiß, dass wir nicht von so weit hinten kommen wie damals."

Matt Kenseth, Kyle Busch

Hat Matt Kenseth Kyle Busch wirklich verziehen? Zoom

Eine wichtige Rolle werden die Teamkollegen spielen: Logano kann sich auf Brad Keselowski verlassen, der in Homestead traditionell stark ist. Bei Joe Gibbs sind Matt Kenseth und Denny Hamlin sowie Furniture-Row-Pilot Truex in der Helfer-Position. Die Frage ist, ob Kenseth Buschs Entschuldigung wirklich angenommen hat. Ansonsten hätte dieser noch seinen Bruder Kurt. Jimmie Johnson wird sich auf die Rookies Chase Elliott und Alex Bowman verlassen müssen. Kasey Kahne fehlte in dieser Saison bislang der Speed. Natürlich aber gibt es auch Fahrer-Allianzen über die Teamgrenzen hinaus. Freunde zu haben ist im Showdown nie das Schlechteste.

Das Ford EcoBoost 400 wird auch in diesem Jahr Spannung bis zum Schluss versprechen. 267 Runden stehen auf dem 1,5-Meilen-Oval in Homestead auf dem Programm. Der Start zum alles entscheidenden Rennen im NASCAR Sprint-Cup 2016 ist am Sonntag auf 20:30 Uhr MEZ angesetzt.