IndyCar Iowa 2016: Newgarden dominiert trotz Verletzung

Josef Newgarden führte die Konkurrenz auf dem Iowa Speedway vor: Mit einer der dominantesten Fahrten der IndyCar-Geschichte ließ er alle Gegner alt aussehen

(Motorsport-Total.com) - Eine derartige Dominanz kannte man bislang allenfalls von Andretti Autosport auf dem Iowa Speedway: Josef Newgarden zerstörte die Konkurrenz beim zehnten Lauf der IndyCar Series 2016. Die Leistung wäre unter normalen Umständen schon außergewöhnlich gewesen, doch die Tatsache, dass er mit einem gebrochenen Schlüsselbein und angeknackster Hand fuhr, ließ diese Fahrt nahezu übermenschlich erscheinen. Der Carpenter-Pilot verwies Will Power und Scott Dixon auf die Plätze.

Titel-Bild zur News: Josef Newgarden

Josef Newgarden ließ den Gegnern in Iowa nicht den Hauch einer Chance Zoom

"Es fällt schwer, nicht emotional zu werden", freut sich der 25-Jährige über einen Nachmittag, den er so schnell nicht vergessen dürfte. "Das war das beste Auto, das wir jemals hatten. Ich bin einfach nur glücklich, das ist so cool! Die Hand schmerzt zwar, aber so ein gutes Auto macht es einfach leichter." Als kürzeste Strecke im Kalender gilt der Iowa Speedway als große physische Herausforderung, die Verletzung machte es noch schwerer. Doch er biss sich durch: "Wenn es so gut läuft und das Team so hinter einem steht, muss man das einfach nach Hause bringen." Es gab niemanden im Fahrerlager, der ihm diesen Sieg nicht gegönnt hätte.

Eine Kostprobe seiner Dominanz lieferte Newgarden im ersten Renndrittel ab: Bis zur ersten Gelbphase in Runde 109 von 300 hatte er das gesamte Feld bis auf Simon Pagenaud überrundet. Drei Gelbphasen brachten die Gegner wieder heran, nur um den Carpenter-Chevrolet mit der Startnummer 21 binnen weniger Runden wieder in die Ferne entschwinden zu sehen. Auch im Verkehr war Newgarden überlegen. "Ich konnte das Auto platzieren, wo ich wollte, das Ding war einfach eine Rakete!", jubelt der Sieger. Mike Hull von Ganassi bringt es auf den Punkt: "Der war heute in einem eigenen Sonnensystem."

Power lässt Dixon und Pagenaud stehen

Das Rennen der Chancenlosen um den zweiten Platz entschied im finalen Sprint über etwas mehr als 40 Runden Will Power (Penske-Chevrolet) für sich. Das war eine kleine Überraschung, da er bis zum letzten Stint nie wirklich den Anschein gemacht hatte, aus eigener Kraft das Podium erreichen zu können. "Wir waren hier noch nie wirklich gut, deshalb bin ich sehr froh über diesen zweiten Platz", so der Australier. "Es war lange wie ein Schachspiel und dann wurde es spannend. Ich liebe es, mit Fahrern wie Dixon zu kämpfen. Es hat Spaß gemacht und es war echt anstrengend. So einen Tennisarm hatte ich noch nie."

Power fuhr ein unauffälliges Rennen und bewegte sich meist zwischen den Plätzen fünf und zehn, doch am Ende machte er ernst und ließ in den letzten zehn Runden erst Teamkollege Simon Pagenaud und dann Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet) stehen. "Schade, dass ich ihn noch ziehen lassen musste; aber ich bin zufrieden, dass ich ein Auto hatte, mit dem man etwas anfangen konnte", sagt der amtierende Meister mit einem Dankeschön an sein Team. "Wir haben hier gestern nicht gut ausgesehen, also haben wir auf das Setup aus dem vergangenen Jahr umgebaut. Das hat funktioniert."


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Hinter Pagenaud kam mit Michail Aljoschin der beste Honda für Schmidt Peterson auf Rang fünf. Er war das gesamte Rennen über bester Honda-Pilot und konnte sogar mit Power, Dixon und Pagenaud mithalten. Lediglich zu einem Überholmanöver reichte es nicht, dazu fiel er bei Boxenstopps immer wieder zurück. Der Russe war als Fünfter letzter Fahrer in der Führungsrunde.

Pech für Kanaan und Castroneves

Zwei Fahrer griffen durch Gelbphasen bei der Strategie ins Klo: Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet) lag lange Zeit in der Spitzengruppe, kam jedoch unter grün nur wenige Runden vor der letzten Gelbphase an die Box. Was auf Rund- und Straßenkursen meist den Jackpot bedeutet, ist auf Kurzovalen fatal, denn ein Stopp unter grün bedeutet Rundenrückstand. Er wurde letztlich hinter Alexander Rossi (Andretti-Herta-Honda) Siebter, gefolgt von Sebastien Bourdais (KVSH-Chevrolet), James Hinchcliffe (Schmidt-Peterson-Chevrolet) und Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet).

Noch schlimmer als Kanaan erwischte es Helio Castroneves: Der Penske-Pilot brachte es fertig, gleich zweimal genau zum falschen Moment an die Box zu kommen. Zu Beginn ein klarer Kandidat für den zweiten Platz hinter Newgarden, kam er jeweils kurz vor der zweiten und dritten Gelbphase an die Box und verlor dadurch zwei Runden. Der Brasilianer schoss sich so aus dem Rennen und wurde nur 13.


Fotos: IndyCar auf dem Iowa Speedway


Katastrophales Rennen für Andretti Autosport

Von Rossi abgesehen brachte das Andretti-Team auf seiner Paradestrecke überhaupt nichts zustande: Die Serie von sechs Siegen seit 2010 riss mit Nachdruck: Carlos Munoz wurde Zwölfter, Marco Andretti 14. und Ryan Hunter-Reay schied mit Motorschaden aus, was die erste Gelbphase auslöste. Für den Sieger von 2012, 2014 und 2015 eine Erlösung. Er nimmt kein Blatt vor den Mund: "Das war echt schlecht heute. Ich liebe die Strecke, aber ich habe hier überhaupt keinen Zugang zum Auto gefunden. Es fühlte sich an, als hätte ich keine Flügel dran gehabt. So schlecht waren wir hier noch nie."

Die zweite Gelbphase ging ebenfalls auf das Konto eines Motorschadens: Juan Pablo Montoya setzte seine Pechsträhne auf dem Iowa Speedway fort; auch im dritten Anlauf gab es keine Zielankunft. "Ich hatte erst Fehlzündungen, die dann noch einmal wiederkamen, und dann ging der Motor hoch", kommentiert der Altmeister. Caution Nummer drei kam aufgrund eines Drehers von Max Chilton, der sich so aus einer aussichtsreichen Position verabschiedete.

Juan Pablo Montoya

Drei Starts, drei Ausfälle: Das Iowa-Pech blieb Montoya treu Zoom

Simon Pagenaud führt die Meisterschaft weiterhin an, doch Diskussionen wird es um Josef Newgarden geben: Mit seinem Sieg ist der Carpenter-Pilot nun Titelanwärter, wird jedoch bei der Rennfortsetzung auf dem Texas Motor Speedway nicht mehr startberechtigt sein. Die Stimmen im Fahrerlager mehren sich, die Regel noch einmal zu überdenken. Viel Zeit zum Diskutieren wird nicht bleiben, denn schon am kommenden Wochenende geht es mit der IndyCar Series in Toronto weiter.

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