Andretti-Chaos: Warum Bell und Hunter-Reay kollidierten

Die beiden Andretti-Piloten verspielen durch einen Crash in der Boxengasse alle Chancen auf ein gutes Ergebnis - Wie konnte es zu diesem Missgeschick kommen?

(Motorsport-Total.com) - Hätte Alexander Rossi das Indy 500 am Sonntag nicht gewonnen, würden sie sich bei Andretti wohl noch wochenlang in den eigenen Hintern beißen. Denn eigentlich waren Ryan Hunter-Ray und Townsend Bell die heißesten Eisen, die das Team beim 500-Meilen-Rennen im Feuer hatte. In Runde 117 kam es in der Boxengasse allerdings zum Debakel: Bell berührte zunächst Helio Castroneves, verlor die Kontrolle über seinen Boliden und rutschte genau in seinen Teamkollegen.

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay

Ryan Hunter-Reay kollidierte in der Boxengasse mit Townsend Bell Zoom

Das Rennen war damit für beide effektiv beendet. Zwar konnten sie nach einer längeren Reparaturpause noch einmal weiterfahren, doch mehr als die Plätze 21 und 24 waren für Bell und Hunter-Reay nicht mehr drin. "Es ist etwas passiert, was nicht in unserer Macht lag", ärgert sich Hunter-Reay, der von den 116 Runden zuvor ganze 52 angeführt hatte - und damit deutlich mehr als jeder andere Pilot in den gesamten drei Stunden.

"Sie sagten: 'Go, go, go!' Es sieht so aus, dass Townsend in Helio gefahren ist und mich dann berührt hat", schildert der 35-Jährige den Vorfall aus seiner Sicht. Er selbst hätte lieber abgewartet, bis die beiden an ihm vorbeigefahren wären, doch das Team schickte den Indy-Sieger von 2014 schon wieder los. "Als Fahrer kannst du (in der Box; Anm. d. Red.) nichts sehen. Wenn du die Freigabe bekommst, dann fährst du los", erklärt er.

Das Problem: Bell kam genau in dem Moment von hinten und musste nach rechts ausweichen - wo aber bereits Castroneves war. "Eigentlich wäre nur Platz für zwei von unseren drei Autos gewesen. Dadurch hat es mich und Ryan erwischt", erklärt Bell, der zunächst den Brasilianer touchierte und anschließend in seinen Teamkollegen rutschte.

"Wir stoppen, ich bin vor Ryan fertig, und dann fährt er los. Also will ich außen an ihm vorbei, und ich wusste nicht, dass da ein Auto kommt", schildert der 41-Jährige. Letztendlich war es wohl einfach eine Verkettung unglücklicher Umstände. "Ich werde es mir noch einmal ansehen, aber ich weiß nicht, was ich hätte anders machen können", sagt Bell, der für den Vorfall eine Stop-and-Go-Strafe bekam.

Doch das Team und die Piloten waren durch die Folgen der Kollision ohnehin schon genug bestraft. "Das Auto war so stark", ärgert sich Hunter-Reay. "Wir sind nur dann langsamer gewesen, wenn ich etwas Sprit gespart habe. Davon abgesehen war es eine Rakete. Es ist wirklich eine Schande, wenn du so ein Auto hast. Das Auto war großartig. Wir hätten das Ding heute gewinnen können", glaubt der 35-Jährige.


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Auch Teamkollege Bell führte das Rennen bis zum Crash insgesamt zwölf Runden an - und damit nur zwei Runden weniger als der spätere Sieger Rossi. "Wir hatten ein tolles Rennen und sparten zu Beginn Sprit. Die Boxenstopps waren ziemlich gut. Plötzlich führte ich dann sogar", berichtet der 41-Jährige, der 2009 mit Rang vier sein bestes Indy-Ergebnis feierte.