Chase-Cut nach Dover: Kevin Harvick in, Jimmie Johnson out

Während Kevin Harvick seine letzte Chance zum Einzug in die zweite Chase-Stufe nutzt, ist der NASCAR-Titelkampf 2015 unter anderem für Jimmie Johnson zu Ende

(Motorsport-Total.com) - Die Dramen in den NASCAR-Playoffs 2015 setzten sich auf beim dritten Chase-Rennen, dem AAA 400 in Dover, fort. Kevin Harvick, dessen einzige Chance für das Weiterkommen im Chase ein Sieg war, nutzte diese einzige Chance souverän. Mit einem nie gefährdeten Triumph gelang es dem Titelverteidiger, das frühe Aus in der ersten Chase-Stufe im letzten Moment abzuwenden. In der Schlussphase des über 400 Runden gehenden Rennens auf der "Monster Mile" hielt Harvick mit seinem Stewart/Haas-Chevrolet die von Kyle Busch (Gibbs-Toyota/2.) angeführte Konkurrenz sicher auf Distanz.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Kevin Harvick: Überlegener Sieg in Dover sichert den Verbleib im Titelkampf Zoom

"Ich bin einfach nur unglaublich stolz", so Harvicks erste Worte in der Victory Lane. "Unsere Ausgangsposition war natürlich nicht gerade berauschend, aber als es darauf ankam, hat dieses Team funktioniert. Darum geht es, um die großen Momente", so der NASCAR-Champion von 2014, der sein Weiterkommen im Titelkampf mit absolut erdrückender Überlegenheit (355 von 400 möglichen Führungsrunden) fixiert hat.

Unmittelbar nach dem für ihn dringend notwendigen Sieg schickt Harvick als Titelverteidiger sofort eine Warnung an die Konkurrenz: "Ich glaube, wir sind besser als im vergangenen Jahr. Situationen wie diese erfolgreich gemeistert zu haben, macht uns nur noch stärker. Ich bin einfach nur verdammt stolz." Erster Gratulant im doppelten Sinne war Tony Stewart. Der zum Ende der kommenden Saison als Fahrer zurücktretende Stewart/Haas-Boss gratulierte Harvick per "High Five" noch auf der Auslaufrunde und war anschließend auch in der Victory Lane erster Gratulant. Stewart selbst beendete das Rennen mit vier Runden Rückstand auf Platz 26.

Hinter Sieger Harvick stellte Kyle Busch mit Platz zwei seinerseits den Einzug in die Contender-Round sicher. Weil Denny Hamlin und Matt Kenseth dank ihrer Siege in Chicago und Loudon ihr Ticket für die zweite Chase-Stufe ohnehin schon gelöst hatten und auch Carl Edwards dieses mit Platz 15 in Dover löste, ist Joe Gibbs Racing geschlossen mit allen vier Fahrern in der Contender-Round vertreten. Zu diesem starken Vier-Wagen-Team und Dover-Sieger Kevin Harvick gesellen sich sieben weitere Fahrer, die im Titelkampf weiterhin alle Chancen haben.


Fotos: NASCAR in Dover


Die Art und Weise, wie diese sieben weiteren Fahrer in Dover den Einzug in die Contender-Round geschafft haben, war durchaus unterschiedlich. Während Joey Logano (Penske-Ford/10.), Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet/12.), Brad Keselowski (Penske-Ford/16.), Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet/17.) und Ryan Newman (Childress-Chevrolet/19.) mit Top-20-Platzierungen den Verbleib im Titelkampf sicherten, mussten Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) kämpfen.

Lokalmatador Truex Jr. hatte das Rennen vom Ende des Feldes in Angriff nehmen müssen, weil die NASCAR-Offiziellen bei der technischen Inspektion vor dem Start ein zu stark herausgebogenes Kotflügelblech vor dem rechten Hinterrad bemängelten. Die Crew aus Denver musste noch einmal Hand anlegen, durfte ihren Fahrer nach Korrektur des Malheurs aber vom 43. und somit letzten Startplatz ins Rennen schicken. Im Rennen hielt sich Truex Jr. schadlos und verpasste als Elfter nur knapp die Top 10. Damit hat auch der Furniture-Row-Einzelkämpfer den Einzug in die nächste Chase-Stufe fixiert.

Dale Earnhardt Jr.: Manöver des Rennens sichert das Weiterkommen

Für die dramatischste Art und Weise des Weiterkommens war NASCAR-Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. zuständig. Beim letzten Restart 23 Runden vor Schluss lag "Junior" hinsichtlich des Weiterkommens zwei Punkte - und somit zwei Positionen auf der Rennstrecke - im Minus. Mit einem beherzten Manöver kurz nach dem Restart überholte er auf der Außenbahn Matt Kenseth (Gibbs-Toyota/7.) und Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet/4.) auf einen Schlag. Das Manöver gegen McMurray war das in doppelter Hinsicht entscheidende.

Dale Earnhardt Jun., Jamie McMurray

McMurray vs. "Junior": Über Ausscheiden und Weiterkommen entschied ein Punkt Zoom

Als Earnhardt Jr. wenig später als Dritter die Ziellinie kreuzte, war er punktgleich mit dem Viertplatzierten McMurray. Für beide war es die beste Platzierung bei den ersten drei Chase-Rennen und diese gab unterm Strich den Ausschlag für Earnhardt Jr. und contra McMurray. Der Ganassi-Pilot, für den es die erste Chase-Teilnahme seiner Karriere war, hat somit den Einzug in die zweite Chase-Stufe um nur einen Punkt verpasst. Diesen einen Punkt verlor er im direkten Duell gegen den Hendrick-Piloten.

Dass für Paul Menard (Childress-Chevrolet) und Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) ebenfalls schon in der ersten Chase-Stufe Endstation war, ist angesichts des Punkterückstands, den sie bereits vor dem Start in Dover aufwiesen, nicht die ganz große Überraschung. Beide befanden sich in der gleichen Situation wie Kevin Harvick und hätten das Rennen gewinnen müssen. Mit den Plätzen 14 (Bowyer) und 25 (Menard) waren sie weit davon entfernt, zumal sie zu keiner Zeit im Rennen eine entscheidende Rolle spielten. Viel zu stark war die Überlegenheit von Harvick, gegen den diesmal selbst die Gibbs-Fraktion kein Land sah.

Aus im Titelkampf: Jimmie Johnsons Projekt "Se7en" muss warten

Die größte Überraschung in Reihen der ersten vier aus dem Titelkampf eliminierten Fahrer ist zweifelsohne Jimmie Johnson. Der sechsmalige NASCAR-Champion in Diensten von Hendrick Motorsports verbrachte das erste Rennviertel klar auf Kurs zum Weiterkommen. In der 106. von 400 aber bog Johnson plötzlich unter Grün in die Boxengasse ab. Es gab ein technisches Problem an der Hinterachse.

An Ort und Stelle konnte die Crew das Problem nicht beheben, weshalb Johnson in die Garage abbiegen musste. Dort wurde sicherheitshalber die komplette Hinterachse getauscht, um den Ursprung des Problems - eine kaputte Dichtung - auszumerzen. Das eigentliche Problem aber: Durch die Reparatur verlor Johnson 36 Runden. Weil er mit diesem riesigen Rückstand lediglich die ausgefallenen Brett Moffitt (Front-Row-Ford/42.) und Jeb Burton (BK-Toyota/43.) hinter sich lassen konnte, schloss Johnson das Rennen auf Position 41 ab.

Jimmie Johnson

Ein Pfennigdefekt sorgte für Jimmie Johnsons frühes Aus im Titelkampf Zoom

Den Einzug in die Contender-Round verpasste der sechsmalige Champion um 13 Punkte - und das auf seiner absoluten Spezialstrecke, auf der er mit zehn Siegen so viele wie kein anderer Fahrer angesammelt hat. Noch dazu war es Johnsons 500. Rennen in der höchsten NASCAR-Liga. All dies war für den 40-jährigen Kalifornier kein gutes Omen.

"Es war eine Dichtung im Achsbereich - also ein denkbar billiges und einfaches Teil. Ich habe auf diese Weise sowohl Titel gewonnen als auch verloren. Das ist natürlich nicht die Art und Weise, wie wir diese Saison abschließen wollten, aber es gibt nichts, was wir tun können. Das ist Racing", so Johnson, dessen Projekt "Se7en", die Jagd nach NASCAR-Titel Nummer sieben, mindestens bis 2016 warten muss.

Die drei Rennsieger der Challenger-Round - Denny Hamlin, Matt Kenseth und Kevin Harvick - plus Joey Logano, Carl Edwards, Martin Truex Jr., Kurt Busch, Jeff Gordon, Brad Keselowski, Kyle Busch, Ryan Newman und Dale Earnhardt Jr. kämpfen ab dem kommenden Wochenende weiter um den NASCAR-Titel 2015. Hingegen ist der Titelzug für Jamie McMurray, Jimmie Johnson, Paul Menard und Clint Bowyer abgefahren.

Das vierte Chase-Rennen, das erste der Contender-Round, steigt am kommenden Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Charlotte.