Richmond-Vorschau: Finaler Kampf um die Chase-Plätze

Ab dem Rennstart in Richmond kämpfen 20 NASCAR-Piloten um vier noch zu vergebene Playoff-Tickets: Rechenspiele für letztes Rennen vor Beginn des Chase

(Motorsport-Total.com) - Das große Finale der Saison 2015 in der NASCAR-Topliga Sprint-Cup steigt zwar erst am 22. November in Homestead, doch schon am unmittelbar bevorstehenden Wochenende fällt die erste große Vorentscheidung im Kampf um den Titel. Nach dem Federated Auto Parts 400, das in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Richmond (Virginia) über die Bühne geht, stehen die 16 Piloten fest, die im mehrstufigen Eliminierungsverfahren der zehn Chase-Rennen den Kampf um den diesjährigen NASCAR-Titel austragen werden.

Titel-Bild zur News: Der Richmond International Raceway unter Flutlicht

Unter dem Flutlicht von Richmond wird seit 2004 alljährlich das Chase-Feld ermittelt Zoom

Die Ausgangslage vor dem letzten Rennen der Regular-Season ist in diesem Jahr nicht ganz so dramatisch wie in den vergangenen Jahren. Das bedeutet freilich nicht, dass es in der Richmond-Nacht nicht noch die eine oder andere Überraschung geben kann. Elf Piloten stehen bereits sicher im Chase. Ein zwölfter Pilot löst das Playoff-Ticket, indem er das Federated Auto Parts 400 einfach nur startet. Um die verbleibenden vier Chase-Plätze kämpfen unter dem Flutlicht des Richmond International Raceway noch 20 Piloten.

Sicher im Chase stehen schon jetzt die elf Saisonsieger Jimmie Johnson, Kyle Busch, Joey Logano, Matt Kenseth, Kevin Harvick, Dale Earnhardt Jr., Kurt Busch, Carl Edwards, Brad Keselowski, Martin Truex Jr. und Denny Hamlin. Jamie McMurray ist der Fahrer, der sich im Moment des Rennstarts zum Kreis der Titelanwärter hinzugesellt. Grund: Sobald McMurray das Rennen in Angriff genommen hat, kassiert er auch im ungünstigsten Fall einen Punkt für Platz 43. Dieser eine Punkt reicht ihm, um selbst im Falle eines neuen Saisonsiegers nicht mehr aus dem 16-köpfigen Feld der Chase-Teilnehmer herausgekegelt werden zu können. Bis einschließlich der Saison 2014 schaffte McMurray kein einziges Mal den Sprung in den Chase.

Rechenspiele für den Chase-Einzug über die Punkte

Hinter den elf Saisonsiegern plus Jamie McMurray wären nach aktuellem Stand der Dinge Ryan Newman, Jeff Gordon, Paul Menard und Clint Bowyer die vier weiteren Chase-Teilnehmer. Sie belegen dank ihrer im Saisonverlauf eingefahrenen Punkte derzeit die Plätze 13 bis 16 der Setzliste für den Chase. An dieser Stelle beginnen nun die Rechenspiele.

Gewinnt in Richmond ein Fahrer, der in dieser Saison bereits gewonnen hat, dann stehen auch Newman und Gordon sicher im Chase. Menard wiederum muss in diesem Fall mindestens sechs Punkte einfahren. Das heißt, ihm reicht Platz 38 (beziehungsweise Platz 39 mit einem Bonuspunkt für eine Führungsrunde beziehungsweise Platz 40 mit zwei Bonuspunkten für die meisten Führungsrunden). Bowyer muss in diesem Fall mindestens 16 Punkte einfahren, das heißt, ohne Bonuspunkt mindestens Platz 28 an Land ziehen.

Clint Bowyer, Paul Menard

Clint Bowyer und Paul Menard müssen sich für den Chase-Einzug noch strecken Zoom

Holt jedoch ein Fahrer in Richmond seinen ersten Saisonsieg - und dieser Fahrer heißt nicht Newman, Gordon, Menard oder Bowyer - dann braucht Newman ohne Bonuspunkte mindestens Platz 31, Gordon ohne Bonuspunkte mindestens Platz 17 und Menard ohne Bonuspunkte mindestens Platz neun.

Bowyer muss im Falle eines neuen Saisonsiegers genau wie die in der Punktewertung direkt hinter ihm liegenden Aric Almirola und Kasey Kahne auf Schützenhilfe hoffen. Damit es Bowyer, Almirola oder Kahne bei einem neuen Saisonsieger noch in den Chase schaffen, müssen Newman, Gordon und Menard entsprechend wenig Punkte aus Richmond mitnehmen. Die sicherste, wenngleich schwierigste Methode ist für Bowyer, Almirola und Kahne klarerweise der Sieg.

Für 14 Hoffnungsträger zählt nur der Sieg

Damit sind die Szenarien für McMurray, Newman, Gordon, Menard, Bowyer, Almirola und Kahne - die sieben punktbesten in dieser Saison noch sieglosen Fahrer - abgedeckt. Die 14 weiteren noch sieglosen Fahrer, die noch Chancen auf einen Platz in den Top 30 der Punktewertung haben, müssen für den Einzug in den Chase das Richmond-Rennen gewinnen. Diese 14 auf einen Sieg angewiesenen Fahrer sind Greg Biffle, Kyle Larson, Austin Dillon, A.J. Allmendinger, Casey Mears, Danica Patrick, Tony Stewart, David Ragan, Sam Hornish Jr., Trevor Bayne, Ricky Stenhouse, Justin Allgaier, Cole Whitt und David Gilliland.

Für Whitt und Gilliland allerdings reicht auch der Sieg noch nicht. Sie liegen derzeit auf den Tabellenplätzen 31 und 32 und brauchen daher zusätzlich ein schlechtes Ergebnis von Allgaier, der aktuell auf Platz 30 rangiert. Alles in allem also - wie so oft an dieser Stelle der Saison - wieder einmal viel Theorie.

Aric Almirola, Kasey Kahne

Außer mit einem Sieg können nur Aric Almirola und Kasey Kahne noch einziehen Zoom

Realistisch betrachtet wird sich das Geschehen um den Chase-Einzug 2015 auf die Namen Ryan Newman, Jeff Gordon, Paul Menard und Clint Bowyer plus einen möglichen neuen Saisonsieger konzentrieren. Von den Punkten her hat Bowyer auf seinen Verfolger Aric Almirola schon jetzt ein Polster von 29 Zählern. Auf Kasey Kahne beträgt der Vorsprung des Waltrip-Piloten 31 Punkte. Ohne Sieg können es nur Almirola und Kahne schaffen, Bowyer (oder Menard) noch abzufangen.

Ryan Newman, der in Reihen der noch sieglosen Fahrer die besten Chancen auf den Chase-Einzug hat (von Jamie McMurray einmal abgesehen), bringt die Herangehensweise für die 400 Rennrunden unter Flutlicht auf den Punkt: "Ich konzentriere mich darauf, mein eigenes Rennen zu fahren. Von Zeit zu Zeit ist es aber sicherlich hilfreich, wenn ich weiß, wo die anderen liegen, um bei einem bestimmten Manöver auf der Strecke oder bei einem Boxenstopp das Risiko abwägen zu können. Wenn es um das große Ganze geht, wird es Momente geben, in denen Aggressivität gefragt ist und es wird Momente geben, in denen Geduld gefragt ist."

Finale der Regular-Season auf historischem Boden

Rein historisch gehört der Richmond International Raceway zu den traditionsreichsten NASCAR-Strecken. Seit 1953 wird der Short-Track in der Hauptstadt des US-Bundesstaats Virginia angesteuert. Nur der Martinsville Speedway (seit 1949) und der am vergangenen Wochenende angesteuerte Darlington Raceway (seit 1950) befinden sich noch länger im Kalender der höchsten NASCAR-Liga.

Der Richmond International Raceway bei Tageslicht

Die Haupttribüne in Richmond ist 60 Zentimeter höher als der Flughafen-Tower Zoom

Erster Sieger in Richmond war am 19. April 1953 Lee Petty, der Vater von Richard Petty. Der "King" wiederum ist mit 13 Triumphen der Rekordsieger in Richmond. Bis einschließlich des Frühjahrsrennens 1988 (gewonnen von Neil Bonnett) war der Richmond International Raceway ein 0,5-Meilen-Oval. Seit dem Herbstrennen 1988 (gewonnen von Davey Allison) beträgt die Streckenlänge 0,75 Meilen. Die ehemalige Start/Ziel-Gerade ist heute die Boxengasse. Außen herum führt in Form eines D-Bogens die heutige Start/Ziel-"Gerade".

Mit seiner heutigen Länge von 0,75 Meilen ist Richmond der längste der drei im aktuellen Kalender befindlichen Short-Tracks. Was die Kurvenüberhöhung betrifft, reiht sich Richmond mit einem Banking von 14 Grad aber zwischen Martinsville und Bristol ein. Gleiches gilt für die Anzahl der Tribünenplätze, die aktuell mit 71.000 angegeben wird. Die Flutlichtanlage wurde in Richmond erstmals im September 1991 in Betrieb genommen. Seit 1998 sind alljährlich beide Rennen unter Flutlicht angesetzt.

Sprint-Cup-Debüt für Jeffrey Earnhardt

Für das Federated Auto Parts 400 versuchen sich 45 Piloten an der erfolgreichen Qualifikation. Während Josh Wise erstmals im TMG-Chevrolet (Startnummer 30) Platz nimmt und der Circle-Chevrolet (Startnummer 33) zum ersten Mal seit dem Brickyard 400 in Indianapolis von Brian Scott gesteuert wird, schickt sich im FAS-Ford (Startnummer 32) ein Fahrer mit großem Namen an, sein Sprint-Cup-Debüt zu geben: Jeffrey Earnhardt, der Enkel des unvergessenen Dale Earnhardt und Neffe von Dale Earnhardt Jr.

Jeffrey Earnhardt

Jeffrey Earnhardt fährt erstmals auch im Sprint-Cup gegen Onkel Dale Earnhardt Jr. Zoom

In der zweiten NASCAR-Liga fuhr Jeffrey Earnhardt schon das eine oder andere Rennen gegen seinen Onkel Dale Earnhardt Jr., nun gehen die beiden ihr erstes gemeinsames Sprint-Cup-Wochenende an. Europäischen NASCAR-Fans ist Jeffrey Earnhardt ebenfalls bekannt. Anfang Juni dieses Jahres bestritt er die beiden Läufe zur NASCAR-Euroserie in Brands Hatch.

Die Grüne Flagge zum Federated Auto Parts 400 fällt in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1:45 Uhr MESZ. Motorvision TV überträgt ab 1:00 Uhr live. Die Kommentatoren sind Pete Fink und Mario Fritzsche

Der Zeitplan für Richmond (MESZ):

Freitag, 11. September:
16:00 Uhr: Erstes Freies Training
19:00 Uhr: Abschlusstraining
23:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten

Samstag, 12. September:
01:30 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 13. September:
01:45 Uhr: Federated Auto Parts 400 (400 Runden; ab 1:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Richmond:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
20. 23 Jeb Burton (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 26 J.J. Yeley (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
24. 30 Josh Wise (TMG-Chevrolet)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
26. 32 Jeffrey Earnhardt (FAS-Ford)
27. 33 Brian Scott (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
32. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
33. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
34. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
35. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
36. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
37. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
38. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
39. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
40. 62 Timmy Hill (Premium-Chevrolet)
41. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
43. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
44. 95 Michael McDowell (Leavine-Ford)
45. 98 Reed Sorenson (Premium-Ford)

Alle Richmond-Sieger auf einen Blick:

2015: Kurt Busch / ...
2014: Joey Logano / Brad Keselowski
2013: Kevin Harvick / Carl Edwards
2012: Kyle Busch / Clint Bowyer
2011: Kyle Busch / Kevin Harvick
2010: Kyle Busch / Denny Hamlin
2009: Kyle Busch / Denny Hamlin
2008: Clint Bowyer / Jimmie Johnson
2007: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2006: Dale Earnhardt Jr. / Kevin Harvick
2005: Kasey Kahne / Kurt Busch
2004: Dale Earnhardt Jr. / Jeremy Mayfield
2003: Joe Nemechek / Ryan Newman
2002: Tony Stewart / Matt Kenseth
2001: Tony Stewart / Ricky Rudd
2000: Dale Earnhardt Jr. / Jeff Gordon
1999: Dale Jarrett / Tony Stewart
1998: Terry Labonte / Jeff Burton
1997: Rusty Wallace / Dale Jarrett
1996: Jeff Gordon / Ernie Irvan
1995: Terry Labonte / Rusty Wallace
1994: Ernie Irvan / Terry Labonte
1993: Davey Allison / Rusty Wallace
1992: Bill Elliott / Rusty Wallace
1991: Dale Earnhardt / Harry Gant
1990: Mark Martin / Dale Earnhardt
1989: Rusty Wallace / Rusty Wallace
1988: Neil Bonnett / Davey Allison
1987: Dale Earnhardt / Dale Earnhardt
1986: Kyle Petty / Tim Richmond
1985: Dale Earnhardt / Darrell Waltrip
1984: Ricky Rudd / Darrell Waltrip
1983: Bobby Allison / Bobby Allison
1982: Dave Marcis / Bobby Allison
1981: Darrell Waltrip / Benny Parsons
1980: Darrell Waltrip / Bobby Allison
1979: Cale Yarborough / Bobby Allison
1978: Benny Parsons / Darrell Waltrip
1977: Cale Yarborough / Neil Bonnett
1976: Dave Marcis / Cale Yarborough
1975: Richard Petty / Darrell Waltrip
1974: Bobby Allison / Richard Petty
1973: Richard Petty / Richard Petty
1972: Richard Petty / Richard Petty
1971: Richard Petty / Richard Petty
1970: James Hylton / Richard Petty
1969: David Pearson / Bobby Allison
1968: David Pearson / Richard Petty
1967: Richard Petty / Richard Petty
1966: David Pearson / David Pearson
1965: Junior Johnson / David Pearson
1964: David Pearson / Cotton Owens
1963: Joe Weatherly / Ned Jarrett
1962: Rex White / Joe Weatherly
1961: Richard Petty / Joe Weatherly
1960: Lee Petty / Speedy Thompson
1959: Tom Pistone / Cotton Owens
1958: Speedy Thompson
1957: Paul Goldsmith
1956: Buck Baker
1955: Tim Flock
1953: Lee Petty