Loudon-Vorschau: Kevin Harvick unter Druck

Auf der "Magic Mile" in Loudon steigt das zweite Chase-Rennen der NASCAR-Saison: Kevin Harvick gefordert - Jeff Gordon vor Rekord - Zwei Debütanten

(Motorsport-Total.com) - Das erste Rennen im Kampf um die NASCAR-Krone 2015 sorgte am vergangenen Wochenende auf dem Chicagoland Speedway für jede Menge Überraschungen. Wer hätte gedacht, dass Denny Hamlin das Rennen gewinnt, nachdem sich er sich der Anfangsphase mit einem selbst verschuldeten Dreher ans Ende des Feldes manövriert hatte und wenig später in Rundenrückstand geriet? Wer hätte gedacht, dass Carl Edwards Zweiter wird, nachdem auch er früh eine Runde zurück lag? Wer hätte gedacht, dass Kevin Harvick mit Platz 42 in das Unternehmen Titelverteidigung startet? Wer hätte gedacht, dass sich Harvick als Nummer-eins-Kunde von Hendrick Motorsports nach dem Rennen mit Hendrick-Speerspitze Jimmie Johnson anlegt?

Titel-Bild zur News: New Hampshire Motor Speedway Loudon

Auf dem New Hampshire Motor Speedway stehen am Sonntag 300 Runden an Zoom

Am kommenden Wochenende geht der schon jetzt facettenreiche Kampf um den NASCAR-Titel 2015 in die nächste Runde. Das zweite Rennen der Challenger-Round im Chase steht an: das Sylvania 300 auf dem New Hampshire Motor Speedway in Loudon. Es handelt sich um ein Ein-Meilen-Oval mit progressiver, aber dennoch moderater Kurvenüberhöhung von nur zwei bis sieben Grad. Die Tücken der "Magic Mile" liegen im Detail. So gibt es in der Regel nur eine Rennlinie und die Fahrzeuge weisen so gut wie nie eine perfekte Balance auf, weil beim Setup zwangsläufig Kompromisse gemacht werden müssen.

"In Loudon gibt es immer etwas, was man besser machen könnte. Das gilt selbst dann, wenn das Auto wirklich schnell ist. Die Strecke ist eine Herausforderung, aber eine die Spaß macht", sagt Dale Earnhardt Jr. stellvertretend für seine 15 Mitstreiter im Kampf um den Titel und die weiteren Piloten im Feld, die den Chase-Teilnehmern das Leben einmal mehr nicht zu einfach machen wollen. Beim Chase-Auftakt in Chicago klassierten sich in Person von Kyle Larson und Aric Almirola zwei Nicht-Chase-Piloten in den Top 10.

Kann Kevin Harvick nach Chicago-Fauxpas zurückschlagen?

Die Eigenheiten des New Hampshire Motor Speedway wirken sich zwangsläufig auf das Renngeschehen aus. "In Loudon ist Track-Position das A und O, denn das Überholen ist wirklich schwierig", sagt Kevin Harvick, der nach seinem Chicago-Fauxpas (in Form des trotz absehbaren Reifenschadens nicht eingelegten Boxenstopps) nun gefordert ist. Doch Harvick weiß genau: "Am Ende läuft es in Loudon meistens auf eine verrückte Strategie hinaus. Auch die Restarts spielen eine große Rolle." Apropos Restarts: Diese wurden in Richmond und Chicago heftig diskutiert und dürften auch am Sonntag wieder im Mittelpunkt stehen. Das Juli-Rennen in Loudon wurde zu großen Teilen von Brad Keselowski bestimmt, Sieger war allerdings Kyle Busch.

Was Titelverteidiger Harvick betrifft, so weist er nach gerade mal einem Rennen der Challenger-Round bereits 21 Punkte Rückstand auf den zwölften Platz der Chase-Tabelle auf. Die Top 12 nach dem dritten Rennen der Challenger-Round ziehen in die Contender-Round ein, es sei denn auf den Plätzen 13 bis 16 befinden sich Sieger der Challenger-Round. Somit ist die Ausgangslage für Harvick klar: Den sicheren Einzug in die Contender-Round schafft er nur mit einem Sieg entweder am Sonntag in Loudon oder am darauffolgenden Sonntag in Dover. Will der NASCAR-Champion von 2014 über die Punkte den Einzug in die zweite Chase-Stufe schaffen, muss er auf reichlich Chaos in Loudon und/oder Dover hoffen und tunlichst vermeiden, selbst in dieses Chaos verwickelt zu werden.

Kevin Harvick, Matt Kenseth

Nach einem Chase-Rennen durch 43 Punkte getrennt: Matt Kenseth und Kevin Harvick Zoom

Jimmie Johnson, der Harvick bei einem der viel diskutierten Restarts in Chicago auf die Palme brachte und nach Ansicht des Stewart/Haas-Piloten für den zum Abflug führenden Reifenschaden verantwortlich war, stellt sich vor dem Sylvania 300 in Loudon auf weitere Action ein: "Es wird intensiv. Die Fahrer kämpfen im Chase um jeden Zentimeter Rennstrecke." Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Kämpfe diesmal tatsächlich auf die Rennstrecke beschränken. Der einzige, der sich um seinen Einzug in die Contender-Round keine Sorgen machen muss, ist Chicago-Sieger Denny Hamlin. Alle weiteren 15 Chase-Teilnehmer sind gefordert, wobei dies für Kevin Harvick und den in dieser Woche empfindlich bestraften Clint Bowyer am meisten gilt.

Jeff Gordon vor neuem NASCAR-Rekord

Während es alle 16 Chase-Teilnehmer gleichermaßen auf den ganz großen Schlag in Form des Titelgewinns am 22. November in Homestead abgesehen haben, steht Jeff Gordon, der an eben jenem 22. November in Homestead sein letztes NASCAR-Rennen fährt, schon an diesem Wochenende vor einem (weiteren) Eintrag in die NASCAR-Rekordbücher. Wenn Gordon am Sonntag das Sylvania 300 unter die Räder nimmt, dann nimmt er zum 789. Mal in ununterbrochener Reifenfolge an einem Rennen der höchsten NASCAR-Liga teil.

Den bei 788 Rennteilnahmen in Folge stehenden Rekord des bisherigen "Iron Man" Ricky Rudd hat Jeff Gordon am vergangenen Sonntag in Chicago eingestellt. In Loudon schickt sich der 44-jährige Kalifornier nun an, die alleinige Führung in dieser seit der ersten NASCAR-Saison (1949) geführten Statistik zu übernehmen. Angefangen hat Gordons Serie von derzeit 788 Cup-Starts in Folge am 15. November 1992 auf dem Atlanta Motor Speedway. Es war Gordons Debüt im damaligen Winston-Cup und schon damals saß er im Hendrick-Chevrolet mit der neongelben Startnummer 24.

Jeff Gordon

Jeff Gordon blickt auf 788 Sprint-Cup-Rennen ohne Pause zurück Zoom

"Wenn ich daran denke, was ich in der NASCAR erreicht habe, dann ist dieser Rekord schon einer, der verdammt schwierig zu erreichen ist. Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn man sieht, was Kyle, Denny oder Tony passiert ist", sagt Gordon und spricht damit auf die Verletzungen von Kyle Busch (Beinbruch beim Xfinity-Rennen im Februar 2015 in Daytona), Denny Hamlin (Wirbelbruch beim Sprint-Cup-Rennen im März 2013 in Fontana) und Tony Stewart (Beinbruch bei einem Dirt-Track-Rennen mit Sprint-Cars im August 2013) an.

So ist Jeff Gordon auf seinen vor der Tür stehenden Rekord besonders stolz und merkt an: "Seit meinem fünften Geburtstag habe ich nur ein einziges Rennen, für das ich gemeldet war, verpasst." Der Grund für Gordons einzige Auszeit während seiner professionellen Rennfahrerkarriere waren nicht etwa die in den vergangenen Jahren mehrfach aufgetretenen Rückenschmerzen, sondern ein in jungen Jahren passierter Kontakt mit einer giftigen Pflanze.

Zwei Debütanten im Feld - Erneuter Teamwechsel für Josh Wise

Neben den 16 Chase-Piloten und den weiteren üblichen Verdächtigen auf Topplatzierungen finden sich im 44 Namen umfassenden Teilnehmerfeld für das Sylvania 300 in Loudon ein Wechsler und zwei Debütanten. Josh Wise, der in der laufenden Saison bereits für Phil Parsons Racing (inzwischen Premium Motorsports), Go FAS Racing und The Motorsports Group ins Lenkrad griff, tritt zum ersten Mal für BK Racing an. Wise steuert an diesem Wochenende den Toyota Camry mit der Startnummer 26, der zuletzt von J.J. Yeley gefahren wurde.

Josh Wise

Josh Wise wechselt einmal mehr das Team und tritt nun für BK Racing an Zoom

Nachdem Jeffrey Earnhardt vor zwei Wochen in Richmond sein Sprint-Cup-Debüt gegeben hat und nun zum zweiten Mal im FAS-Ford (Startnummer 32) Platz nimmt, sind die beiden Debütanten an diesem Wochenende B.J. McLeod im Circle-Chevrolet (Startnummer 33) und Ryan Preece im Premium-Ford mit der Startnummer 98, dem ehemaligen Parsons-Ford. Während der aus Florida stammende McLeod aus 36 Rennen in den NASCAR-Aufstiegsklassen - Truck-Serie und Xfinity-Serie - keine einzige Top-10-Platzierung vorweist, tritt der aus Connecticut stammende Preece immerhin mit der Empfehlung von 15 Siegen und einem Titel an. Preeces Erfolge kamen allerdings nicht in der zweiten oder dritten NASCAR-Liga zustande, sondern in der Modified-Klasse.

Die Grüne Flagge zum Sylvania 300, dem zweiten Chase-Rennen der Sprint-Cup-Saison 2015, fällt am Sonntag gegen 20:15 Uhr MESZ. Motorvision TV überträgt ab 19:30 Uhr live. Am Mikrofon sitzen Pete Fink und Mario Fritzsche.

Der Zeitplan für das Loudon-Wochenende (MESZ):

Freitag, 25. September:
18:00 Uhr: Erstes Freies Training
22:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten

Samstag, 26. September:
15:00 Uhr: Zweites Freies Training
17:30 Uhr: Happy-Hour
19:00 Uhr: Truck-Rennen

Sonntag, 27. September:
02:00 Uhr: Xfinity-Rennen (Kentucky Speedway)
20:15 Uhr: Sylvania 300 (300 Runden; ab 19:30 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Loudon:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet) - C
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - C
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) - C
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) - C
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota) - C
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota) - C
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) - C
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford) - C
20. 23 Jeb Burton (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - C
22. 26 Josh Wise (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet) - C
24. 30 Travis Kvapil (TMG-Chevrolet)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet) - C
26. 32 Jeffrey Earnhardt (FAS-Ford)
27. 33 B.J. McLeod (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
32. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
33. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
34. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
35. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
36. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
37. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) - C
38. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
39. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
40. 62 Timmy Hill (Premium-Chevrolet)
41. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) - C
42. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
43. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) - C
44. 98 Ryan Preece (Premium-Ford)

Alle Loudon-Sieger auf einen Blick:

2015: Kyle Busch / ...
2014: Brad Keselowski / Joey Logano
2013: Brian Vickers / Matt Kenseth
2012: Kasey Kahne / Denny Hamlin
2011: Ryan Newman / Tony Stewart
2010: Jimmie Johnson / Clint Bowyer
2009: Joey Logano / Mark Martin
2008: Kurt Busch / Greg Biffle
2007: Denny Hamlin / Clint Bowyer
2006: Kyle Busch / Kevin Harvick
2005: Tony Stewart / Ryan Newman
2004: Kurt Busch / Kurt Busch
2003: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2002: Ward Burton / Ryan Newman
2001: Dale Jarrett / Robby Gordon
2000: Tony Stewart / Jeff Burton
1999: Jeff Burton / Joe Nemechek
1998: Jeff Burton / Jeff Gordon
1997: Jeff Burton / Jeff Gordon
1996: Ernie Irvan
1995: Jeff Gordon
1994: Ricky Rudd
1993: Rusty Wallace