Iowa bleibt Andretti-Land: Ryan Hunter-Reay triumphiert

Ryan Hunter-Reay sorgt für den sechsten Andretti-Sieg in Folge auf dem Iowa Speedway - Reines US-Podium - Juan Pablo Montoya mit erstem Ausfall der Saison

(Motorsport-Total.com) - Ryan Hunter-Reay und Andretti Autosport sind wieder da! Nach äußerst dezenten Vorstellungen im bisherigen Verlauf der IndyCar-Saison 2015 und auch zu Beginn des Wochenendes passte in der Nacht von Samstag auf Sonntag beim Iowa Corn 300 auf dem Iowa Speedway alles zusammen. Exakt ein Jahr nach seinem bisher letzten Sieg fuhr Hunter-Reay auf dem Short-Track in Newton, Iowa wieder in die Victory Lane.

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay

Erster Saisonsieg für Ryan Hunter-Reay nach einjähriger Durststrecke Zoom

"Perfekt. Mein Auto lag wie auf Schienen. Nach einer so schwierigen Saison tut das richtig gut", freut sich der Sieger über das Ende seiner Durststrecke. Mit einem Raketen-Restart in Runde 185 von Rang fünf auf Rang zwei legte Hunter-Reay den Grundstein zum Erfolg. Während es für den IndyCar-Champion des Jahres 2012 der dritte Iowa-Sieg nach 2012 und 2014 ist, bedeutet das Ergebnis für Andretti Autosport sage und schreibe den siebten Sieg bei neun Iowa-Rennen und den sechsten in ununterbrochener Reihenfolge!

In einer durchaus abwechslungsreichen IndyCar-Saison 2015 ist Hunter-Reay beim 13. Rennen bereits der neunte unterschiedliche Sieger. Auch im Rücken des Andretti-Piloten war beim Flutlichtrennen auf dem kurzen Oval in Newton für Abwechslung gesorgt. Josef Newgarden (CFH-Chevrolet/2.) und Sage Karam (Ganassi-Chevrolet/3.) sorgten dafür, dass erstmals seit dem Indy 500 des Jahres 2006 drei US-Amerikaner auf den ersten drei Plätzen eines IndyCar-Rennens abschlossen. Damals waren es Sam Hornish Jr., Marco Andretti und Michael Andretti.

Erstmals seit 2006 drei US-Amerikaner auf dem Podium

Josef Newgarden, Ryan Hunter-Reay, Sage Karam

Drei US-Boys auf dem Iowa-Podest: Hunter-Reay, Newgarden und Karam Zoom

In der Iowa-Nacht hieß das erfolgreiche US-Trio Ryan Hunter-Reay, Josef Newgarden und Sage Karam. Newgarden hatte mit den meisten Führungsrunden (111) den stärksten Eindruck hinterlassen. Gegen Hunter-Reay war er nach dem letzten Restart aber machtlos. "Ich hatte heute wieder ein richtig gutes Auto - eines, mit dem ich hätte gewinnen können", ist sich der zweifache Saisonsieger in Diensten des Teams von Sarah Fisher und Ed Carpenter bewusst.

Teambesitzer Ed Carpenter hätte liebend gern zusammen mit Newgarden auf dem Podium gestanden, doch Ganassi-Rookie Sage Karam vereitelte dies mit nachhaltigem Blockieren bei Höchstgeschwindigkeit. "Ich hatte ein Auto, das gut genug für Platz drei oder vier gewesen wäre. Sage hätte für seine Fahrweise eine Strafe verdient. Er weiß nicht, was er tut", schäumte Carpenter direkt nach dem Rennen, das er auf Platz sechs beendete. Dies ist für den Ovalspezialisten zwar das mit Abstand beste Saisonergebnis, doch der Frust auf Karam sitzt tief.

Karam, für den Platz drei die erste Top-3-Platzierung seiner IndyCar-Karriere darstellt, ist sich keiner Schuld bewusst. Die von Carpenter noch in der Boxengasse angefangene Konfrontation mit Worten kommentierte der 20-jährige Ganassi-Youngster cool: "Er war einfach sauer auf meinen Fahrstil, dabei bin ich doch gegen ihn genauso gefahren wie er gegen mich." Nicht nur in der Schlussphase des Rennens ging es turbulent zu. Die erste Gelbphase gab es nur wenige Minuten nachdem im Anschluss an eine Schweigeminute für Jules Bianchi die Grüne Flagge gefallen war.

Juan Pablo Montoya verzeichnet ersten Ausfall der Saison

Juan Pablo Montoya

"JPM" krachte mit Aufhängungsbruch vorn rechts in die Mauer von Turn 2 Zoom

Auslöser der ersten von insgesamt sechs Gelbphasen der Iowa-Nacht war ausgerechnet Tabellenführer Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet). Schon in der zehnten von 300 Runden löste er diese mit einem Crash in Turn 2 aus. Des Kolumbianers erster Ausfall in dieser Saison war nicht auf einen Fahrfehler, sondern auf einen Aufhängungsbruch zurückzuführen.

"Wenn am Auto etwas bricht, dann liegt das nicht in unserer Hand", zuckte Montoya in einer ersten Stellungnahme mit den Schultern, führte den Aufhängungsbruch aber nicht auf die heftige Bodenwelle in Turn 2 zurück: "Es passierte schon vorher." Im weiteren Rennverlauf krallte sich die Außenmauer von Turn 2 auch Justin Wilson (Andretti-Honda/17.), Takuma Sato (Foyt-Honda/19.) und Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet/22.). Stefano Coletti (KV-Chevrolet/20.) drehte sich an dieser Stelle in die Innenmauer.

Was Montoya betrifft, so bleibt festzuhalten, dass ihm der Iowa Speedway kein Glück bringt. Im vergangenen Jahr war er auf dem kurzen Oval im Duell mit Ed Carpenter in die Mauer gekracht. In der Gesamtwertung der IndyCar-Saison 2015 hält Montoya zwar weiterhin die Spitze, doch sein Vorsprung ist bei noch drei ausstehenden Rennen von 54 auf 42 Punkte geschrumpft.

Graham Rahal neuer Tabellenzweiter

Graham Rahal

Honda-Speerspitze Graham Rahal: Erster Verfolger von Tabellenführer Montoya Zoom

Montoyas erster Verfolger ist indes nicht mehr Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet). Der Neuseeländer war drauf und dran, ein gehöriges Stück seines Punkterückstands abzufeilen, doch eine gebrochene Halbwelle kostete ihn im letzten Renndrittel auf Rang drei liegend 37 Runden. Mit Platz 18 feilte Dixon längst nicht so viele Punkte von Montoyas Vorsprung ab, wie er ohne den Defekt imstande gewesen wäre. Der "Kiwi" hat nun 48 Punkte Rückstand und ist Tabellendritter.

Neuer Montoya-Verfolger Nummer eins ist Graham Rahal, der am Steuer seines roten Rahal-Honda einmal mehr mit wilden Manövern für Aufsehen sorgte. In der Anfangsphase presste er sich in Turn 2 außen neben Charlie Kimball, der bereits außen neben Stefano Coletti fuhr. Es kam zur Berührung zwischen Rahal und Kimball, in deren direkter Folge auch Coletti in Bedrängnis geriet. Die zweite Gelbphase war die Konsequenz.

Kurz nach der zweiten Gelbphase ein herber Rückschlag für Rahal: Aufgrund eines schleichenden Plattfußes musste der Fontana-Sieger unter Grün die Box ansteuern und verlor zwei Runden. Dank clever getimter Boxenstopps und dem nötigen Glück, was das Herauskommen der folgenden Gelbphasen betraf, hatte Rahal seinen Rundenrückstand schnell wieder wettgemacht. Doch beim Boxenstopp während der vierten Gelbphase würgte er seinen Rahal-Honda ab und verlor eine Runde wieder.

Nach dem neuerlichen Rundenverlust kämpfte sich Rahal abermals nach vorn und hatte in Runde 263 erneut Glück, dass eine Gelbphase (Abflug von Takuma Sato in Turn 2) zum für ihn genau richtigen Zeitpunkt kam. Mit frischen Reifen nahm er die letzten Runden in Angriff, während die Spitze - angeführt von Hunter-Reay und Newgarden - einige Runden vor der Gelbphase unter Grün beim Service gewesen war und daher etwas ältere Reifen drauf hatte.


Fotos: IndyCar in Iowa


Als nach 300 Runden die Karierte Flagge fiel, kreuzte Rahal hinter Hunter-Reay, Newgarden und Karam als Vierter die Linie und sorgte damit gar für einen Vierfachtriumph der US-Boys. "Das war einen Höllennacht mit Reifenschaden und Getriebeproblemen. Ich hätte mit diesem Auto trotzdem noch gewinnen können", ist sich Rahal sicher. Auch so ist der Sohn von Teambesitzer Bobby Rahal und mit Abstand bestklassierte Honda-Pilot nun Tabellenzweiter.

Der punktgleich mit Rahal als Tabellendritter angereiste Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) konnte nach Pole-Position und anfänglicher Führung nicht mehr als Platz elf an Land ziehen. Landsmann und Kumpel Tony Kanaan, der am Freitag beide Freie Trainings für sich entschieden hatte, mischte mit seinem Ganassi-Chevrolet in der ersten Rennhälfte stets an oder in der Nähe der Spitze mit. In Runde 190 aber musste "TK" mit Leistungsverlust am Chevy-Triebwerk die Box aufsuchen: Ausfall. So wurden die Plätze sieben bis zehn von Marco Andretti (Andretti-Honda), Ryan Briscoe (Schmidt-Honda), Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet) und Will Power (Penske-Chevrolet) belegt.

Der 14. von 16 IndyCar-Saisonläufen steigt in zwei Wochen auf dem Mid-Ohio Sports Car Course. Es ist das Heimrennen von Graham Rahal, der als neuer Tabellenzweiter nun endgültig Blut geleckt hat und im Kampf um den IndyCar-Titel ein ernstzunehmender Mitspieler ist.