Loudon: Die "Magic Mile" eröffnet die zweite Saisonhälfte

Das 5-Hour Energy 301 auf dem Ein-Meilen-Oval in Loudon steht im Zeichen des gewohnten Aero-Pakets und sieht den ersten Indianer im Sprint-Cup-Fahrerfeld

(Motorsport-Total.com) - Während in der IndyCar-Saison 2015 noch ganze vier Rennen auf dem Programm stehen, ist in der Sprint-Cup-Saison 2015 der NASCAR gerade einmal der Halbzeitpunkt erreicht. 18 Rennen liegen hinter Fahrern, Teams und Fans. 18 Rennen stehen noch an, wobei die abschließenden zehn auch in diesem Jahr den Chase und damit den im Playoff-Format ausgetragenen Titelkampf bilden. Das Auftaktrennen in die zweite Saisonhälfte steigt an diesem Wochenende auf dem New Hampshire Motor Speedway in Loudon, New Hampshire.

Titel-Bild zur News: New Hampshire Motor Speedway Loudon

Das Ein-Meilen-Oval in Loudon, New Hampshire ist als "Magic Mile" bekannt Zoom

Bei dem von allen Strecken im aktuellen Sprint-Cup-Kalender am weitesten nördlich gelegenen Oval handelt es sich um das langsamste Ein-Meilen-Oval. Phoenix ist minimal schneller, Dover ist aufgrund der starken Kurvenüberhöhung von 24 Grad deutlich schneller. In Loudon beträgt die Kurvenüberhöhung gerade einmal zwei bis sieben Grad. Es ist ein progressives Banking, das allerdings sehr dezent ausfällt. Dies wirkt sich auf dem als "Magic Mile" bekannten Oval selbstredend auf das Renngeschehen aus.

"Track-Position ist in Loudon absolut das Wichtigste, denn das Überholen ist alles andere als einfach", bringt es der amtierende Sprint-Cup-Champion und aktuelle Tabellenführer Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) auf den Punkt. Anders als vor Wochenfrist auf dem Kentucky Speedway wird auf dem New Hampshire Motor Speedway nicht an der Aerodynamik experimentiert. Man fährt die 2015er-Standard-Aerodynamik.

Penske erneut das Maß der Dinge?

Harvicks Erfolgsrezept für den Sonntag lautet: "Mit der richtigen Strategie an der Spitze mitkämpfen, denn wenn zum falschen Zeitpunkt eine Gelbphase kommt, verliert man auf dieser Strecke normalerweise sehr viel Track-Position und der Tag verläuft deutlich anstrengender als er hätte verlaufen können." Gewonnen hat Harvick in Loudon bislang einmal, im September 2006.

Brad Keselowski, Joey Logano

Joey Logano und Brad Keselowski gewannen die Loudon-Rennen 2014 Zoom

Seit 1993 befindet sich die in den weiten Wäldern von New Hampshire gelegene "Magic Mile" im Kalender der höchsten NASCAR-Liga. Seit 1997 wird die Strecke zweimal pro Saison angesteuert. Die Premiere am 11. Juli 1993 gewann Rusty Wallace und auch in jüngster Vergangenheit war es die Penske-Truppe, die in Loudon ausgesprochen gut zurechtkam. Im vergangenen Jahr wurde das Juli-Rennen von Brad Keselowski gewonnen. Im September triumphierte der aus dem nahegelegenen US-Bundesstaat Connecticut stammende "Lokalmatador" Joey Logano.

Rekordsieger in Loudon ist der inzwischen als Kommentator für den TV-Sender NBC tätige Jeff Burton. Er triumphierte in den Jahren 1997, 1998, 1999 und 2000, wobei der am 17. September 2000 erzielte Sieg die Besonderheit aufwies, dass Burton 300 von 300 Runden in Führung lag. Es war das einzige Rennen abseits der beiden großen Superspeedways Daytona und Talladega, das mit Restrictor-Plates gefahren wurde. Der Grund für diese Maßnahme waren die tödlichen Unfälle von Adam Petty und Kenny Irwin Jr., die sich am 12. Mai 2000 beziehungsweise 7. Juli 2000 in Loudon ereignet hatten.

Clint Bowyers Heißhunger auf einen weiteren Hummer

In Reihen der aktiven Piloten gibt es gleich fünf, die mit einem Sieg am Sonntag ebenfalls auf vier Loudon-Siege kommen und somit mit Jeff Burton gleichziehen würden: Kurt Busch, Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Ryan Newman und Tony Stewart. Derweil schickt sich Clint Bowyer an, seinen dritten Loudon-Sieg einzufahren. "Die Losung ist im Grunde ganz einfach. Wir müssen gewinnen oder aber ein gutes Ergebnis einfahren und damit so viele Punkte wie möglich an Land ziehen. Dann klappt es auch mit dem Chase", sagt Bowyer, der als 16. der aktuellen Setzliste gerade so für die Playoffs qualifiziert wäre.

Clint Bowyer in Loudon 2010

Der Hummer als Siegestrophäe: Clint Bowyer nach seinem Loudon-Sieg 2010 Zoom

"Mir würde es schon gut gefallen, wenn mir die Strecke einen weiteren Hummer schenkt", bemerkt Bowyer in Anspielung auf die traditionelle Siegestrophäe auf dem New Hampshire Motor Speedway. Um diese Trophäe in Händen zu halten, zählt nicht nur die von Kevin Harvick als entscheidend beschriebene Track-Position. Liegt man noch nicht oder nicht mehr in Führung, kommt es vor allem auf den berühmt-berüchtigten "Forward Bite" an.

"Man muss es schaffen, sein Auto schneller durch den Scheitelpunkt der Kurve rollen zu lassen, als es dem Hintermann gelingt. Anschließend muss man aber auch in der Lage sein, das Gaspedal am Kurvenausgang voll durchzutreten. Das mag sich einfach anhören, ist es aber nicht", sagt Bowyer und beschreibt die beiden Szenarien, von denen eines in aller Regel zutrifft: "Entweder liegt das Auto in Kurvenmitte richtig gut, neigt dann aber am Kurvenausgang zum Übersteuern. Oder aber das Auto schiebt schon im Scheitelpunkt nach außen und man hat am Kurvenausgang derartiges Untersteuern, dass man auf der Geraden niemanden überholen kann."

Gutes Pflaster für Premierensiege

Bowyer fand im September 2007 und im September 2010 den richtigen Kompromiss und bog in die Victory Lane des New Hampshire Motor Speedway ein. Genau wie für Joe Nemechek (September 1999), Robby Gordon (November 2001), Ryan Newman (September 2002) und Joey Logano (Juni 2009), so war auch für Bowyer der erste Loudon-Sieg der Durchbruch, sprich der erste Sprint-Cup-Sieg überhaupt.

Joey Logano in Loudon 2009

2009: Joey Logano erringt in Loudon für Joe Gibbs Racing seinen ersten Sprint-Cup-Sieg Zoom

In den Top 25 der aktuellen Gesamtwertung finden sich drei Piloten, die noch auf den ersten Sprint-Cup-Sieg ihrer Karriere warten: Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet/19.), Austin Dillon (Childress-Chevrolet/21.) und Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet/22.). Rein historisch betrachtet wäre Loudon ein geeigneter Ort, um dies zu ändern.

Das am Sonntag auf eine Distanz von 301 Runden angesetzte Rennen firmiert dank eines erst in dieser Woche abgeschlossenen Sponsorendeals unter der Bezeichnung 5-Hour Energy 301. Ein gutes Omen für den nach einem weiteren Hummer lechzenden Clint Bowyer? Schließlich prangt der Schriftzug von 5-Hour Energy nun schon im vierten Jahr prominent auf seinem Waltrip-Toyota mit der Startnummer 15.

Erster Indianer im Sprint-Cup: Derek White schreibt Geschichte

Die Meldeliste für das 5-Hour Energy 301 umfasst 44 Nennungen. Dazu gehört der aus dem Nachbarbundesstaat Massachusetts stammende "Lokalmatador" Eddie MacDonald, der wie schon vor genau einem Jahr an gleicher Stelle auch diesmal wieder im FAS-Ford (Startnummer 32) Platz nimmt. Im ehemaligen Parsons-Ford (Startnummer 98), der nun als Premium-Ford vorfährt, sitzt nach dem Abgang von Josh Wise der junge Timmy Hill.

Im Circle-Chevrolet (Startnummer 33) gibt derweil Derek White sein Sprint-Cup-Debüt. Der 44-Jährige schreibt damit Geschichte, ist er doch der erste Indianer, der bei einem Rennen der NASCAR-Topliga ins Lenkrad greift. White ist Mitglied des Stammes der Mohikaner und lebt im Reservat Kahnawake unweit der kanadischen Metropole Montreal. Neu ist die NASCAR-Bühne für Indianer-Stämme keineswegs. Phoenix Racing (heute HScott Motorsports) wurde jahrelang vom Stamm der Miccosukee gesponsert. Im Winter 2009/2010 aber wurde die Finanzierung eingestellt.

Derek White

Derek White, Mitglied des Stammes der Mohikaner, fährt für Circle Sport Zoom

Der Mohikaner Derek White war in den vergangenen Jahren sporadisch in der Xfinity-Serie und der Truck-Serie unterwegs, hat sich sportlich betrachtet mit null Top-10-Platzierungen bei insgesamt 22 Rennen aber nur dezent hervorgetan. Weil er aufgrund seiner Stammeszugehörigkeit als kanadischer Staatsbürger antritt, ist White der erste kanadische Sprint-Cup-Teilnehmer seit Ron Fellows (Watkins Glen im August 2013). Als Teilnehmer eines Ovalrennens im Sprint-Cup ist White gar der erste Kanadier seit Patrick Carpentier (Kansas City im Juni 2011).

Die Grüne Flagge zum 5-Hour Energy 301 wird für Sonntag gegen 19:45 Uhr MESZ erwartet. Motorvision TV überträgt ab 19:00 Uhr live. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Pete Fink. Die aktuelle Wettervorhersage schließt für Samstag und Sonntag vereinzelte Regenschauer nicht aus.

Der Zeitplan für Loudon (MESZ):

Freitag, 17. Juli:
17:30 Uhr: Erstes Freies Training
22:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten

Samstag, 18. Juli:
16:00 Uhr: Zweites Freies Training
18:30 Uhr: Happy-Hour
22:00 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 19. Juli:
19:45 Uhr: 5-Hour Energy 301 (301 Runden; ab 19:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Loudon:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 21 Ryan Blaney (Wood-Ford)
20. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
21. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
22. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
23. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
24. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
26. 32 Eddie MacDonald (FAS-Ford)
27. 33 Derek White (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
32. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
33. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
34. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
35. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
36. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
37. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
38. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
39. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
40. 62 Reed Sorenson (Premium-Chevrolet)
41. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
43. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
44. 98 Timmy Hill (Premium-Ford)

Alle Loudon-Sieger auf einen Blick:

2014: Brad Keselowski / Joey Logano
2013: Brian Vickers / Matt Kenseth
2012: Kasey Kahne / Denny Hamlin
2011: Ryan Newman / Tony Stewart
2010: Jimmie Johnson / Clint Bowyer
2009: Joey Logano / Mark Martin
2008: Kurt Busch / Greg Biffle
2007: Denny Hamlin / Clint Bowyer
2006: Kyle Busch / Kevin Harvick
2005: Tony Stewart / Ryan Newman
2004: Kurt Busch / Kurt Busch
2003: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2002: Ward Burton / Ryan Newman
2001: Dale Jarrett / Robby Gordon
2000: Tony Stewart / Jeff Burton
1999: Jeff Burton / Joe Nemechek
1998: Jeff Burton / Jeff Gordon
1997: Jeff Burton / Jeff Gordon
1996: Ernie Irvan
1995: Jeff Gordon
1994: Ricky Rudd
1993: Rusty Wallace