Matt Kenseth gewinnt crashlastiges Sprint Unlimited

Der erste Sieger des NASCAR-Jahres 2015 heißt Matt Kenseth: Der Gibbs-Pilot triumphiert im Sprint Unlimited vor dem bestens aufgelegten Martin Truex Jr.

(Motorsport-Total.com) - Das Sprint Unlimited, traditionelles Einladungsrennen zur Eröffnung eines NASCAR-Jahres, wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag seinem Ruf als spektakulärer Aufgalopp zum Daytona 500 wieder einmal gerecht. Die 75 Runden unter dem Flutlicht des Daytona International Speedway entwickelten sich zu einer kurzweiligen Angelegenheit mit jeder Menge Kaltverformungen.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth, Martin Truex Jun., Carl Edwards

Zieleinlauf: Matt Kenseth vor Martin Truex Jr., Carl Edwards und dem Rest der Meute Zoom

Am Ende behielt Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) die Oberhand. Der NASCAR-Champion des Jahres 2003 triumphierte erstmals in seiner Karriere beim nicht zur Meisterschaft zählenden Einladungsrennen. In der Victory Lane eines Sprint-Cup-Events stand Kenseth zum ersten Mal seit fast genau einem Jahr. Im Februar 2014 hatte er in Vorbereitung auf das Daytona 500 das erste der beiden Budweiser-Duels gewonnen. Kenseths erster Verfolger im Ziel war beim Sprint Unlimited 2015 der bestens aufgelegte Martin Truex Jr., der mit seinem Furniture-Row-Chevrolet 28 Runden und damit so lang wie kein anderer Fahrer auf Platz eins lag.

Zunächst aber führte der am Freitag mittels Auslosung auf die Pole-Position gelangte Paul Menard (Childress-Chevrolet) die ersten Rennrunden des NASCAR-Jahres 2015 an. In seinem Rücken zeigten die Kollegen von Beginn an munteres Three-Wide-Racing. Nach sieben Runden wurde Menard an der Spitze durch Brad Keselowski (Penske-Ford) abgelöst. Doch der Ex-Champion musste den Platz an der Sonne kurz darauf an Kenseth und dieser wiederum kurz darauf an Truex Jr. abgeben.

Erster Zwischenfall 2015: Kyle Larson übersieht Brad Keselowski

Für Brad Keselowski war die erste Dienstfahrt des Jahres 2015 noch vor der für Runde 25 geplanten Competition-Caution zu Ende. In Runde 23 übersah Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet) kurz vor Start/Ziel den weißen Penske-Ford des NASCAR-Champions von 2012. Keselowski bog nach unvermeidbarem Kontakt ins Gras des Infields ab, drehte sich zurück auf die Strecke und hatte großes Glück, dass alle nachfolgenden Piloten einen Weg vorbei fanden. Kyle Busch (Gibbs-Toyota), Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) und Austin Dillon (Childress-Chevrolet) mussten allerdings übers Gras ausweichen und beschädigten sich dabei leicht die Frontpartie ihrer Fahrzeuge.

Brad Keselowski

Keselowski zerlegte seinen Penske-Ford, nachdem er von Larson umgedreht wurde Zoom

Die Gelbphase kam somit zwei Runden früher heraus als geplant. Unter Gelb suchten sämtliche Piloten, angeführt von Truex Jr., die Box auf und nahmen in der Reihenfolge Dale Earnhardt Jr., Menard und Truex Jr. den Restart unter die Räder. Earnhardt Jr. verteidigte die Führung bis Runde 38, dann übernahm wieder sein ehemaliger Ziehsohn Truex Jr. Während der Furniture-Row-Pilot den Pulk in die zweite Rennhälfte führte, steuerte Earnhardt Jr. unter Grün die Box an. Der Motor seines Hendrick-Chevy drohte zu überhitzen.

"Big One" bringt zahlreiche "Big Names" um alle Chancen

In Runde 45 rauchte es dann so richtig: Truex Jr. führte vor Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Jamie McMurray. Dessen Ganassi-Chevy wurde ausgangs Turn 4 von Greg Biffle (Roush-Ford) umgedreht. Ähnlich wie Keselowski wenige Minuten zuvor drehte sich McMurray zurück in den Rennverkehr. Zwar konnten dem Ganassi-Chevy alle anderen Fahrer ausweichen, doch im Chaos rauschten Pole-Mann Menard, Clint Bowyer, Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) sowie Jimmie Johnson und Kasey Kahne (beide Hendrick-Chevrolet) ineinander. Für sie alle war das Rennen ebenso wie für McMurray gelaufen.

Denny Hamlin, Paul Menard

Runde 45: Denny Hamlin, Clint Bowyer, Paul Menard und Co. auf Abwegen Zoom

"So etwas passiert eben im dichten Pulk", zuckte Vorjahressieger Hamlin mit den Schultern. "Nicht die Art und Weise, wie wir das Jahr beginnen wollten", kommentierte Bowyer stellvertretend für die Gestrandeten der 45. Runde. Die NASCAR-Offiziellen zückten derweil für wenige Minuten die Rote Flagge, um den Bereich rund um Start/Ziel in Ruhe von Trümmerteilen befreien zu können. Die Stewart/Haas-Chevys von Kevin Harvick, Tony Stewart und Kurt Busch sowie der Gibbs-Toyota von Kyle Busch trugen im Chaos der 45. Runde Kampfspuren davon, liefen aber weiter.

Abflug von Ricky Stenhouse - Glück für Jeff Gordon

Beim Restart in Runde 49 hielt sich Leader Martin Truex Jr. die Verfolger Jeff Gordon und Joey Logano (Penske-Ford) vom Leib. Der Einzelkämpfer in Diensten von Furniture Row Racing diktierte das Tempo scheinbar nach Belieben, während es auf den Verfolgerpositionen regelmäßig Verschiebungen gab - insbesondere deshalb, weil die hohe Linie besser funktionierte als die tiefe.

Ricky Stenhouse, Austin Dillon

Ricky Stenhouse (17) und Austin Dillon (3): Zwei der zahlreichen Gestrandeten Zoom

Als es in die letzten 20 Runden ging, machte Matt Kenseth mit seinem Gibbs-Toyota mit der Startnummer 20 Ernst: Ihm gelang es, Spitzenreiter Truex Jr. zu überlisten. 14 Runden vor der Karierten Flagge musste aber die Meute zum dritten Mal Tempo herausnehmen: Ricky Stenhouse verlor seinen Roush-Ford in Turn 4 mit schleichendem Plattfuß aus der Kontrolle. Jeff Gordon und Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) konnten um Millimeter ausweichen. Austin Dillon hatte dieses Glück nicht. Er traf den weiß-blauen Ford von Stenhouse volle Breitseite - wieder zwei frustrierte Fahrer mehr.

Neun Runden vor Schluss wurde das Rennen mit Kenseth und seinem neuen Gibbs-Teamkollegen Carl Edwards in Reihe eins wieder freigegeben, doch schon bald krachte es wieder. Diesmal erwischte es die Stewart/Haas-Teamkollegen Tony Stewart und Kurt Busch sowie Roush-Speerspitze Greg Biffle. Auslöser war eine Berührung zwischen Gibbs-Pilot Kyle Busch und Tony Stewart eingangs der Gegengerade.

Heftiger Crash von Greg Biffle - wieder Glück für Jeff Gordon

"Smoke" drehte sich nach dem leichten Bump von Kyle Busch in die Bahn von Biffle, der seinerseits zu einem wilden Ritt ansetze. Während Biffle mit der Beifahrerseite seines Roush-Ford voran heftig in die innere SAFER-Barrier einschlug und anschließend noch den Stewart/Haas-Chevy von Kurt Busch traf, gelang es Jeff Gordon wie schon wenige Minuten zuvor, einem Crash um Haaresbreite zu entgehen. Beim anschließenden Boxenstopp unter Gelb wurde Gordons Hendrick-Crew mit zu vielen Mechanikern über der Boxenmauer ertappt. Dem neuen Überwachungssystem mit HD-Kameras war der Regelverstoß nicht entgangen. Die Konsequenz für Gordon: Er musste sich für den finalen Restart am Ende des verbliebenen Pulks einreihen.

Von Biffle kam derweil sofort Entwarnung und auch das aufgeriebene Stewart/Haas-Duo Tony Stewart und Kurt Busch war abgesehen von viel Frust in Ordnung. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, standen noch vier Runden auf der Uhr. Matt Kenseth führte einmal mehr vor Teamkollege Carl Edwards. Dahinter machte einmal mehr Martin Truex Jr. mobil, diesmal zusammen mit Kevin Harvick. In der vorletzten Runde streifte Harvick mit Unterstützung von Joey Logano die Außemauer von Turn 3 und war aus der Entscheidung draußen.

An der Spitze konnten Truex Jr. und Edwards den führenden Kenseth nicht mehr einholen: Sieg für Kenseth vor Truex Jr. und Edwards. "Unser Auto war in erster Linie schnell. Das ist die Hauptsache", so Kenseths erster Kommentar in der Victory Lane. Der im Vorjahr schwer gebeutelte Truex Jr. sprach nach Platz zwei von "genau der richtigen Medizin".


Fotos: NASCAR: Sprint Unlimited


Hinter Carl Edwards machten Casey Mears (Germain-Chevrolet) und der vom letzten Startplatz losgefahrene Kyle Larson die Top 5 komplett. Jeff Gordon beendete das letzte Sprint Unlimited seiner Karriere auf Platz sieben hinter Joey Logano und vor Kyle Busch. "Ich hatte Glück, einigen der Crashs knapp ausweichen zu können. Das ist und bleibt einfach ein wildes Rennen", so Gordon. Dale Earnhardt Jr. und Danica Patrick rundeten die Top 10 der ersten NASCAR-Dienstfahrt 2015 ab.

Nächster Programmpunkt im Kalender der Speedweeks ist das Daytona-500-Qualifying am Sonntag. Wie üblich wird dabei lediglich die erste Startreihe für das "Great American Race" am darauffolgenden Sonntag (22. Februar) ausgefahren. Neu ist in diesem Jahr aber, dass das Qualifying nicht mehr in Form eines Einzelzeitfahrens, sondern als Gruppen-Qualifying über drei Segmente ausgetragen wird. Das erste Segment ist in zwei Gruppen unterteilt.