• 25.02.2012 22:10

  • von Mario Fritzsche & Pete Fink

Nationwide: Buescher gewinnt wilden Saisonauftakt

James Buescher entkommt drei Big Ones in der Schlussphase - viele Favoriten betroffen - Danica Patrick um gutes Ergebnis gebracht

(Motorsport-Total.com) - Er war zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle: Außenseiter James Buescher (Turner-Chevrolet) hat den Saisonauftakt der Nationwide-Serie gewonnen. Beim Drive4COPD 300 in Daytona holte sich der 21-jährige Texaner seinen ersten Sieg in der zweiten NASCAR-Liga und überstand eine Schlussphase schadlos, in der es heiß her ging: Gleich drei "Big Ones" im Verlauf der letzten Runden eliminierten viele der "Big Boys". Hinter Buescher liefen Brad Keselowski (Penske-Dodge) und Elliott Sadler (Childress-Chevrolet) auf den Plätzen zwei und drei ein.

Titel-Bild zur News: Joey Logano, Trevor Bayne, Elliott Sadler, Tony Stewart, James Buescher

James Buescher (30) entging dem Crash auf den letzten Metern

Anders als in den bisherigen Daytona-Rennen stand am Nationwide-Samstag über weite Strecken Tandem-Racing auf der Tagesordnung. Diverse Two-Car-Breakaways bestimmten das Bild. In der 120. und letzten Runde gab es in Turn 4 zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten Chaos: Buescher lag auf der Gegengerade noch auf Platz elf, konnte sich per Slalom-Fahrt aber irgendwie durch das Chaos hindurch mogeln und fuhr zu einem völlig überraschenden und prestigeträchtigen Erfolg.

"Keiner wollte am Ende mit mir draften, also habe ich versucht, das Beste aus der Situation zu machen", so ein sichtlich überwältigter Buescher in der Victory Lane. "Ich habe jede Gelegenheit ausgenutzt, die sich mir geboten hat. Irgendwie habe ich es geschafft, am Schluss heil durchzukommen. In Daytona zu gewinnen, ist großartig."

Buescher mit Glück im finalen Chaos

Kurioses Detail am Rande: Im Chaos der letzten Runde hatte auch Bueschers Spotter den Überblick verloren und irrtümlich eine falsche Anweisung gegeben. "Er sagte mir, dass die untere Linie frei sei. Ich antwortete ihm, dass ich da gerade fahre", so Buescher. Hätte der Turner-Pilot in diesem Moment auf sein "zweites Paar Augen" gehört, wäre wohl auch er in den letzten Massencrash verwickelt worden.

James Buescher

Wer zuletzt lacht: James Buescher feiert in der Victory Lane von Daytona Zoom

Penske-Pilot Brad Keselowski kam ebenfalls fast unbeschadet durch die Konfusion auf den letzten Metern. "Es hat beinahe gereicht. Manchmal ist Daytona einfach ein Glücksspiel. Leider hat es für uns heute nicht sollen sein. Ich weiß nicht, ob es am Schluss Glück oder Können war", so Keselowski nach einem wilden Drift auf den letzten Metern, bei dem Buescher noch an ihm vorbeiziehen konnte.

Childress-Pilot Elliott Sadler arbeitete in der Schlussphase mit dem amtierenden Sprint-Cup-Champion Tony Stewart zusammen. "Smoke" absolvierte im Childress-Chevy seinen inzwischen schon obligatorischen Nationwide-Gaststart in Daytona und durfte sich bis zur letzten Runde Hoffnungen auf den fünften Saisonauftakt-Sieg in Folge machen.


Fotos: NASCAR: Daytona 500


"Das Drafting mit Tony hat Spaß gemacht", kommentierte Sadler nach Platz drei. "Am Schluss war alles blockiert. Irgendwie habe ich es da durch geschafft, weil es eine Lücke gab - reines Glück." Hinter den Top 3 fuhren Ex-Red-Bull-Youngster Cole Whitt (JR-Chevrolet) und Truck-Champion Austin Dillon (Childress-Chevrolet) auf den Plätzen vier und fünf ein.

Bittersüßes Debüt für Kyle Busch als Nationwide-Teambesitzer

In einem Nationwide-Rennen, in dem traditionell viele Sprint-Cup-Asse starten, waren zahlreiche Augen auch auf Neu-Nationwide-Teambesitzer Kyle Busch gerichtet. Der Shootout-Sieger zeigte in Daytona zunächst eine unauffällige Vorstellung. Sein in den Monster-Farben lackierter Toyota Camry mit der Startnummer 54 verlor früh den Draft und fand sich bereits nach wenigen Umläufen mit einer halben Runde Rückstand im Feld wieder.

Kyle Busch

Kyle Busch beendete seinen ersten Start als Owner/Driver um ein Haar als Sieger Zoom

Im Zuge der ersten Gelbphase in Runde 30 konnte Busch den Anschluss wieder herstellen, wurde wenig später aber mit überhitztem Motor erneut zurückgeworfen. Der 26-Jährige aus Las Vegas erlebte eine wahre Achterbahnfahrt: Nach einer Aufholjagd arbeitete der Owner/Driver, für den es in der zweiten NASCAR-Liga nicht um Punkte für die Fahrerwertung geht, in der zweiten Rennhälfte mit seinem älteren Bruder Kurt Busch (Phoenix-Chevrolet) zusammen.

Die "Busch Brothers" sahen in der Schlussphase wie Sieganwärter aus, doch das hochturbulente Daytona-Finish sollte für das Duo ein anderes Schicksal parat haben.

Drei Big Ones kurz vor Schluss

Bei Halbzeit des Rennens bestimmten zwei Zweier-Pärchen das Bild an der Spitze: Kurt Busch und Dale Earnhardt Jr. (JR-Chevrolet) sowie die beiden Gibbs-Zwillinge Denny Hamlin und Joey Logano. Nach einem Restart 22 Runden vor Schluss wurde es dann ernst. An der Spitze spannte nun Earnhardt Jr. mit Hamlin zusammen. Stewart/Sadler machten ebenfalls gemeinsame Sache. Wenig später krachte es: Kyle Busch versuchte Bruder Kurt in Turn 4 auf der mittleren von drei Spuren nach ganz vorn zu schieben, woraufhin allen Beteiligten der Platz ausging.

Der inzwischen ins Mittelfeld zurückgereichte Hamlin wurde im Zuge des ersten Big Ones ebenso ins Verderben gerissen wie Kenny Wallace. Auch für Justin Allgaier gab es kein Halten. Der Turner-Pilot zog irritiert von den Manövern vor ihm mitten im Feld nach unten und wurde von Kenny Wallace (RAB-Toyota) angeschoben, was das ganze Chaos ins Rollen brachte.

Denny Hamlin, Mike Wallace, T.J. Bell

Dem ersten Big One fiel unter anderem Denny Hamlin (18) zum Opfer Zoom

Sekundenbruchteile später krachte Reed Sorenson (Means-Chevrolet) mit vollem Hammer ins Heck des Turner-Chevy von Allgaier, woraufhin dieser sich mit den Hinterrädern mehr als einen Meter in der Luft befand. Insgesamt trug rund ein Dutzend Fahrzeuge Beschädigungen davon. "Es war einfach eine Kettenreaktion", kommentierte Denny Hamlin stellvertretend. Da der Frontsplitter von Kenny Wallaces Toyota unter der Safer-Barrier eingeklemmt wurde, musste das Rennen kurzerhand mit der Roten Flagge gestoppt werden.

Enttäuschung für viele der Favoriten

Beim anschließenden Restart machten die Busch-Brothers nun Tempo. Kyle schob Kurt diesmal erfolgreich nach vorn. Auf der Außenbahn drängten unterdessen der amtierende Nationwide-Champion Ricky Stenhouse (Roush-Ford) und Sam Hornish jr. (Penske-Dodge) nach vorn, bevor es in Turn 4 den nächsten Big One gab. Diesmal waren Hornish sowie Earnhardt Jr. und David Ragan unter den prominenten Opfern. Der gelbe Dodge Charger von Hornish ging mitten im Feld quer, "Junior" konnte nicht mehr ausweichen.

Beim letzten Restart zwei Runden vor Schluss machten erneut die Gebrüder Busch das Tempo und gingen in der Reihenfolge Kurt vor Kyle in die letzte Runde. Von hinten nahten unterdessen Joey Logano und der zwischenzeitlich zwei Runden zurückgelegene Trevor Bayne (Roush-Ford). Stewart und Sadler durften sich ebenfalls noch Hoffnungen auf den Sieg machen.

Kurt Busch, Joey Logano, Trevor Bayne, Tony Stewart

Big One drei: Logano, Kurt Busch, Bayne, Stewart und Sadler in der Mauer Zoom

"Tony und ich wurden beim letzten Restart getrennt und daher haben wir Schwung verloren", erklärte Sadler. "Auf der Gegengerade haben wir uns wieder gefunden und kamen mit einer Menge Speed daher. Wir hätten das Ding noch gewinnen können." Eingangs Turn 4 drafteten die Busch-Brothers auf der Innenspur. Auf der Außenbahn formierte sich das Duo Logano/Bayne.

Mit Überschuss kamen von hinten Sadler/Stewart an und wollten ganz oben die dritte Spur aufmachen. Dabei ging ihnen der Platz aus. Bayne und Stewart gerieten aneinander. Kyle Busch wäre dem Chaos auf dem Weg zum möglichen Premierensieg als Nationwide-Teambesitzer um ein Haar entkommen, wurde im letzten Moment aber noch vom Roush-Ford von Ricky Stenhouse getroffen. Unterm Strich stand für ihn ein enttäuschender 18. Platz zu Buche. Für Bruder Kurt war Platz zehn ebenfalls kein Trost.

Crash beendet starke Vorstellung von Danica Patrick

Danica Patrick bot einen Tag nach ihrer ersten Pole-Position als NASCAR-Pilotin auch im Rennen eine starke Vorstellung. Gemeinsam mit JR-Teamkollege Dale Earnhardt Jr. und ihrem Sprint-Cup-Teamchef Tony Stewart hielt sie sich konstant in der vorderen Hälfte des Feldes auf.

In Runde 49 fand das Rennen für Danica Patrick ein jähes Ende. Teamkollege Cole Whitt verpasste dem giftgrünen GoDaddy-Chevy vor Turn 3 einen etwas zu heftigen Push auf die hintere Stoßstange. Patrick geriet auf den Apron, woraufhin der Wagen nach rechts ausbrach und in Richtung äußerer Betonmauer schoss. Über Funk schrie Patrick in ihrer ersten Aufregung: "Die 88 hat mich abgeschossen. Was denkt sich dieser Kerl eigentlich?"

Beim Einschlag wurde der JR-Chevrolet der 29-Jährigen an der Front beschädigt. Dem Team blieb anschließend nichts anderes übrig, als den Wagen mit der Startnummer 7 in die Garage zu schieben. Danica Patrick stapfte kommentarlos in den Teamtruck. Unterm Strich stand für Patrick beim Saisonauftakt Platz 38 zu Buche. Das zweite Saisonrennen der Nationwide-Serie findet am kommenden Samstag auf dem Ein-Meilen-Oval in Phoenix statt.


Danica Patricks Crash in Daytona

Die Nationwide-Top-10 aus Daytona:

01. James Buescher (Turner-Chevrolet)
02. Brad Keselowski (Penske-Dodge)
03. Elliott Sadler (Childress-Chevrolet)
04. Cole Whitt (JR-Chevrolet)
05. Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
06. Taylor Malsam (Tristar-Toyota)
07. Timmy Hill (Ware-Ford)
08. Tony Stewart (Childress-Chevrolet)
09. Kasey Kahne (Turner-Chevrolet)
10. Kurt Busch (Phoenix-Chevrolet)
---
11. Trevor Bayne (Roush-Ford)
15. Dale Earnhardt Jr. (JR-Chevrolet
16. Joey Logano (Gibbs-Toyota)
18. Kyle Busch (KBM-Toyota)
20. Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
32. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
38. Danica Patrick (JR-Chevrolet)

Der Nationwide-Gesamtstand (Top 10 nach 1/33 Rennen):

01. Elliott Sadler - 43 Punkte
02. Timmy Hill - 39
03. Trevor Bayne - 34
04. Benny Gordon - 32
05. Danny Efland - 31
06. Josh Wise - 30
07. Blake Koch - 27
08. Ricky Stenhouse - 25
09. Sam Hornish Jr. - 25
10. Eric McClure - 22

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