• 13.02.2011 04:43

  • von Pete Fink

Daytona-Paarlauf: Kurt Busch gewinnt seltsames Shootout

Das Budweiser Shootout machte deutlich, dass in Daytona nun Paarlaufregeln gelten: Kurt Busch gewinnt, nachdem Denny Hamlin der Sieg aberkannt wurde

(Motorsport-Total.com) - "Gute Freunde kann niemand trennen", trällerte einst Franz Beckenbauer, der nun gar nichts mit NASCAR-Racing zu tun hat. Oder besser gesagt hatte. Denn das Szenario beim 33. Budweiser Shootout at Daytona erinnerte stark an den alten Hit des Fussball-Kaisers aus den 1960er-Jahren. Two-Car-Breakaways heißt das am Sonntagmorgen offensichtlich gewordene Zauberwort im Fachjargon, dass das Daytona-Racing anno 2011 beschreiben wird.

Titel-Bild zur News: Kurt Busch, Denny Hamlin, Jamie McMurray, Ryan Newman

Der knappe Zieleinlauf: Kurt Busch (oben) wird zum Sieger erklärt

Am Ende behielt Kurt Busch (Penske-Dodge) die Oberhand, der damit sein erstes Restrictor-Plate-Rennen überhaupt gewann. Es war ein superenges und auch kontroverses Finish, denn eigentlich überquerte Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) die Ziellinie um wenige Zentimeter als Erster. Weil Hamlin aber im Zielsprint unter die doppelte gelbe Linie fuhr, um sich innen an Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet; 3.) vorbei zu schieben, wurde der Vizechampion als letzter Pilot in der Führungsrunde auf Platz zwölf gewertet.

Sieger Kurt Busch wusste anschließend sofort, bei wem er sich für diesen Daytona-Sieg zu bedanken hatte: Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 2.) hatte den Sprint-Cup-Champion des Jahres 2004 auf der Außenbahn zum Shootout-Triumph geschoben. "Jamie ist der Mann des Tages", freute sich Kurt Busch. Seine Analyse: "Das hier ist ein ganz neues Daytona-Spiel. Du brauchst hier gute Freunde, sonst geht gar nichts."

Kein Widerspruch bei Hamlin

McMurray, seines Zeichens immerhin Titelverteidiger beim anstehenden Daytona 500, hätte zwar "lieber einen Chevrolet zum Sieg geschoben. Aber Kurt und ich sind gut befreundet. Wir wohnen nur wenige Blocks auseinander." Es war ein Pärchen, dass sich erst im Rennverlauf gefunden hatte, denn Kurt Busch war als einziger Dodge-Pilot im 24-köpfigen Shootout-Feld zunächst auf sich alleine gestellt. McMurray wiederum arbeitete zu Beginn natürlich mit seinem Teamkollegen Juan Pablo Montoya zusammen, der allerdings in Runde 27 durch eine Massenkarambolage unverschuldet aus dem Rennen genommen wurde.

Kurt Busch

Premiere: Kurt Busch feiert seinen ersten Daytona-Sieg überhaupt Zoom

Dabei schob sich Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet) in eine nicht vorhandene Lücke auf der Gegengerade, was Carl Edwards (Roush-Ford) in den Hendrick-Chevrolet von Dale Earnhardt Jr. bugsierte. Montoya, Joey Logano (Gibbs-Toyota) und Kevin Conway (Nemco-Toyota) wurden in die entstehende Kettenreaktion involviert. Und der neue Bumpdraft-Partner des nun alleinstehenden McMurray war eben genau der spätere Sieger Kurt Busch.

Hamlin wiederum gestand seine Distanzierung ohne Widersprüche ein: "Die gelbe Linie ist dazu da, um uns alle zu schützen", sagte der Gibbs-Pilot. "Und ein Shootout-Sieg ist es nicht wert, die 39 in den Fangzaun zu schicken." Auch Newman war klar, dass er dieses Rennen nicht gewinnen würde, obwohl er - mit Pusher Hamlin hinter ihm - als Führender aus Turn 4 kam: "Ich wusste, dass er angreifen würde, aber dagegen kannst du nicht viel tun."

Das ganz neue Daytona

Einig waren sich alle Piloten in einer Angelegenheit: Das neue superglatte Asphaltband von Daytona produziert einen ganz neuen Racing-Stil. Zwei Fahrzeuge kleben aneinander und müssen im Prinzip wie ein einziges großes Auto funktionieren. Diese Pärchenbildung fand unmittelbar nach dem Fallen der Startflagge statt und wurde 75 Runden lang konstant durchgehalten.

Jeff Burton, Jeff Gordon, Kevin Harvick, Clint Bowyer, Matt Kenseth, Ryan Newman

Das ganz neue Daytona: 75 Runden lang eine Pärchenbildung Zoom

Erst Kyle Busch (Gibbs-Toyota) und Mark Martin (Hendrick-Chevrolet), sowie wenig später Michael Waltrip (Waltrip-Toyota) und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) zeigten die begleitende Gefahr auf, denn in beiden Fällen drehte der Hintermann seinen Kollegen unabsichtlich um, was jeweils in einem heftigen Dreher samt kleineren Lackaustausch endete.

Interessant zu beobachten waren auch die weiteren Aerodynamik-Effekte, denn als sich im Finale die beiden Pärchen Newman/Hamlin und Kurt Busch/McMurray als Vierergruppe einig waren, und sich auf einer Linie fahrend nicht gegenseitig attackierten, schafften sie es, sich um zwei Sekunden vom Rest des Feldes abzusetzen. Damit war fünf Runden vor dem Ende klar, dass der Sieger aus dieser doppelten Zweiergruppe kommen würde.


Fotos: Budweiser Shootout


Wie gesagt: Das Budweiser-Shootout produzierte ein ganz neues Daytona-Racing, dass sicherlich gewöhnungsbedürftig ist, aber auch viel Raum für taktische Spielereien aller Art beinhaltet. Das Ganze bei atemberaubenden Speeds bis zu 206 Meilen oder knapp 332 Stundenkilometer. Die große Frage bleibt: Was passiert, wenn in den beiden Gatorade-Duels am Donnerstagabend und natürlich im Daytona 500 am nächsten Sonntag die Sprint-Cup-Felder noch wesentlich größer sind als beim Shootout?