• 23.09.2012 21:49

Schwarzer Renntag für BMW

Marco Melandri hat sich bei seinem Sturz in Portimao nur Prellungen zugezogen, aber seine WM-Chancen sind gesunken - Leon Haslam im Pech

(Motorsport-Total.com) - Für das Team BMW Motorrad Motorsport war dieser Sonntag in Portimao ein schwarzer Tag. Werksfahrer Marco Melandri stürzte in Runde eins des ersten Rennens. Während er auf dem Asphalt lag, wurde er am Rücken schwer von Chaz Davies Bike getroffen, als dieser beim Versuch auszuweichen ebenfalls stürzte. Da Melandri danach über heftige Schmerzen klagte, wurde er vorsichtshalber zu Untersuchungen ins Krankenhaus von Portimao gebracht. Kurz nach Beginn des zweiten Rennens kehrte er zum Team zurück.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri hat vor dem WM-Finale 38,5 Punkte Rückstand auf Max Biaggi Zoom

Die Untersuchungen ergaben, dass er außer schweren Prellungen am Rücken keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hat. Sein Teamkollege Leon Haslam beendete ein mehr als schwieriges erstes Rennen auf Rang 19. In Lauf zwei schied er wegen eines Elektrikdefekts aus. Im ersten Rennen entschied sich der Brite für einen Regenreifen vorn und einen Intermediate-Reifen hinten. Er hoffte auf eine abtrocknende Strecke, denn dann wäre er im Vorteil. Er hatte aber während der Anfangsphase des Rennens große Schwierigkeiten, mit dem Intermediate-Hinterreifen im Nassen zu fahren, und er fiel ans Ende des Feldes zurück.

Er bekam keine Chance auf eine Aufholjagd, da das Rennen nach sechs Runden wegen Öls auf der Strecke unterbrochen werden musste. Nach 45 Minuten erfolgte der Neustart, die Startaufstellung ergab sich auf Basis der Positionen kurz vor der roten Flagge. Damit musste Haslam als 20. ins Rennen gehen. Da die Strecke immer noch recht feucht war, ließ er vorn und hinten Regenreifen aufziehen. Doch auch dieses Mal war das Glück nicht auf seiner Seite.


Fotos: Superbike-WM in Portimao, Sonntag


Er bekam wegen Frühstarts eine Durchfahrtsstrafe und bog nach drei Runden in die Boxengasse ab. Da sich die Bedingungen inzwischen gebessert hatten, entschied er sich, hinten auf einen Intermediate-Reifen zu wechseln. Doch das zahlte sich nicht aus, da es kurz darauf wieder begann, leicht zu regnen. Zudem musste er weiterhin seine Durchfahrtsstrafe absolvieren. Dies tat er in Runde sieben, am Ende kam er als 19. ins Ziel.

Zum zweiten Rennen schien wieder die Sonne, und die Strecke war trocken. Haslam startete als Fünfter, fiel aber um mehrere Positionen zurück. Dann stoppte sein Bike wegen eines Elektrikdefekts. Er schob es zur Box zurück, musste aber aufgeben, während der Rest des Feldes die dritte Rennrunde absolvierte. "Das ganze Wochenende über waren wir hinsichtlich des Trockenreifens und der Rennabstimmung so zuversichtlich. Und dann hat es heute geregnet", ärgert sich Haslam.

Leon Haslam

Falsche Reifenwahl, Frühstart und Elektrikdefekt: Leon Haslam hatte kein Glück Zoom

"Normalerweise mag ich Regen, aber heute war es schwierig. Ich dachte, dass die Strecke im ersten Rennen abtrocknen würde, und wir haben für hinten den Intermediate-Reifen gewählt. Dabei haben wir etwas gepokert. Doch bis zum Rennabbruch trocknete es nicht ab. Da die Strecke vor dem Neustart immer noch recht nass war, haben wir entschieden, die selben Reifen aufzuziehen wie alle anderen."

"Doch ich machte einen Frühstart. Bevor ich die Durchfahrtsstrafe bekommen habe, hatte ich mit dem Bike im Nassen zu kämpfen. Und nachdem ich dann zweimal in der Boxengasse war, war das Rennen für mich gelaufen. Im zweiten Rennen hatten wir nicht den besten Start, aber das Renntempo war allgemein nicht so schnell. Ich war gestern auf den selben Reifen über zwei Sekunden schneller. Zudem hatten wir einen technischen Defekt - dafür kann niemand etwas, aber einmal mehr hat es mich getroffen. Das ist sehr frustrierend."

Melandri nicht schwerer verletzt

Melandri sammelte wie auf dem Nürburgring keine Punkte und seine WM-Chancen sind stark gesunken. "Das war erneut ein sehr schlechter Tag für mich. Als Max mich überholte, blieb ich auf der Innenlinie. Ich habe ihn wirklich nicht gesehen. Ich hörte nur, dass jemand mein Vorderrad berührte und stürzte. Dann spürte ich, wie mich etwas von hinten traf. Ich hatte große Angst um meinen Rücken, die Nieren und die Leber, da ich große Schmerzen hatte", berichtet der Italiener. "Glücklicherweise haben aber die Untersuchungen ergeben, dass alles okay ist. Jetzt geht es mir etwas besser, da ich viel Schmerzmittel bekommen habe, aber ich fühle mich nicht sehr gut."

In der Fahrerwertung ist Melandri mit 308,5 Punkten Dritter, 38,5 Punkte hinter dem Führenden, Max Biaggi. Haslam ist mit 189 Punkten Siebter. In der Herstellerwertung belegt BMW mit 394 Punkten Platz zwei, 28,5 Punkte hinter Aprilia. Beim Saisonfinale in Magny-Cours werden ncoh 50 Punkte in der Fahrer-WM vergeben. Melandris Chancen sind zwar noch intakt, aber sie sind gesunken.

"Das war ein sehr enttäuschender Tag für uns", bringt es BMW Motorrad Motorsport Direktor Bernhard Gobmeier auf den Punkt. "Er startete mit einem Reifenpoker, den wir auf Leons Seite verloren haben. Im zweiten Rennen schied Leon wegen eines Elektrikdefekts, den wir nun eingehend analysieren werden, früh aus. Marcos Sturz war ein Rennunfall bedingt durch die doch sehr tückischen Verhältnisse und mit der Folge, dass er sich durch den heftigen Aufprall auf seinen Rücken sehr schmerzhaft verletzt hat."

"Doch wir sind sehr erleichtert, dass die ersten Untersuchungen im Krankenhaus ergeben haben, dass er soweit in Ordnung ist. Er hat sich außer massiven Prellungen keine schwerwiegenderen Verletzungen zugezogen. Wir hoffen, dass er mit etwas Ruhe schnell wieder fit ist. Es war ein harter Tag, aber wir lassen den Kopf nicht hängen. Wir konzentrieren uns nun auf das Saisonfinale in zwei Wochen in Magny-Cours. Wir werden weiter hart arbeiten und unser Bestes geben, um wieder auf die Siegerstraße zu kommen."