BMW-Deadline rückt näher: Scott Redding kündigt "Überraschung" an

Scott Redding entscheidet bei der Superbike-WM in Imola, ob er mit BMW weitermacht oder nicht: Im Exklusiv-Interview gibt der Brite einige Einblicke

(Motorsport-Total.com) - Am WSBK-Wochenende in Imola (Italien) entscheidet Scott Redding, ob er seine Zusammenarbeit mit BMW fortsetzt oder ob er sich einer neuen Herausforderung stellt. Seine Option bei BMW endet am Samstag. Redding plant, am Sonntag seine Zukunft zu verkünden. Wir haben uns vor dem Auftakt in Imola exklusiv mit Redding getroffen, um den neuesten Stand zu erfahren.

Titel-Bild zur News: Scott Redding

Pilotiert Scott Redding auch in der WSBK 2024 eine der beiden Werks-BMW? Zoom

Verkündet Redding am Sonntag eine Überraschung? "Ich denke schon", bemerkt er. "Es wird für alle eine Überraschung sein", scherzt der Brite und lässt sich nicht entlocken, in welche Richtung seine Entscheidung tendiert.

Nach einem durchwachsenen Start in die WSBK-Saison 2023 zeigte die Formkurve von Redding und BMW in Donington steil nach oben. Im finalen Rennen kratzte Redding am Podium und stellte mit P4 das bisher beste Saisonergebnis sicher.

Ändert Scott Redding auf Grund der jüngsten Erfolge seine Meinung?

"In Donington lief das Motorrad gut", freut sich Redding. "Ich war bester BMW-Pilot und stellte das beste Ergebnis für BMW in der laufenden Saison sicher. Das zeigt, dass Potenzial vorhanden ist. Ich möchte dieses Wochenende nutzen, um die Situation besser zu verstehen. Mehr kann ich jetzt nicht sagen."

Wie bewertet Redding seine Zeit bei BMW? "Ich habe mich als Fahrer verbessert und viele Dinge gelernt, seitdem ich bei BMW bin", erklärt der ehemalige Ducati-Pilot. "Ich musste härter pushen und erarbeitete dadurch ein besseres Gefühl für die Reifen. Zudem habe ich die Charakteristik eines Superbikes besser verstanden. Das musste ich noch lernen."

Scott Redding bei BMW als Fahrer gereift?

Aus mentaler Sicht war es allerdings schwierig, nach den zwei guten Jahren mit Ducati plötzlich um Top-10-Ergebnisse kämpfen zu müssen. "Ich musste mich zusätzlich antreiben. Dadurch wurde ich ein besserer Fahrer", ist Redding überzeugt.

Scott Redding

Scott Redding hat bei BMW noch viel Arbeit vor sich Zoom

"Ich lernte, mich genauer mit den Details zu befassen. Ich kam von einem Motorrad, das richtig gut funktionierte. Und dann fand ich ein Motorrad vor, das gut ist, aber noch etwas Entwicklungsarbeit benötigt", vergleicht Redding die Arbeit bei Ducati mit der bei BMW.

An Wochenenden, an denen die BMW konkurrenzfähig ist, kann Redding seine Klasse zeigen. Doch an schwierigen Wochenenden wirkt der Brite stellenweise unmotiviert.


Fotos: Superbike-WM 2023: Imola (Italien)


"Wenn ich mich auf dem Motorrad gut fühle und das Potenzial habe, an der Spitze zu fahren, dann zeige ich auch, dass ich an der Spitze sein kann. Wir müssen jetzt nur herausfinden, wie wir den Schwung von Donington auf andere Strecken im Kalender übertragen können", bemerkt er.

Schmecken die Erfolge bei BMW besser als bei Ducati?

Bei Ducati waren Siege die Zielsetzung. Bei BMW muss Redding härter kämpfen, um Erfolge sicherzustellen. "Bei einem Projekt, wie dem von BMW, schätzt die schönen Momente mehr. Ein Sieg mit der BMW würde viel größere Emotionen bescheren, weil ich weiß, was hinter uns liegt", erklärt Redding.

Scott Redding

Scott Redding wurde mit Ducati bereits im Debütjahr Vizeweltmeister Zoom

Fühlen sich Podestplätze mit BMW schöner an als Siege mit Ducati? "Es ist nicht schöner, weil ich hier bin, um zu gewinnen", stellt Redding klar. "Es ist wirklich hart. Doch ich kam mit langfristigen Absichten hierhin."

Fortschritte im zweiten BMW-Jahr nicht zufriedenstellend

"Im ersten Jahr wollte ich die Basis legen und dann im zweiten Jahr näher dran sein. Doch uns gelang dieser Schritt nicht", bedauert Redding. "Das erste Jahr lief in etwa so, wie ich es erwartet habe. Im zweiten Jahr erwartete ich mehr, doch es lief nicht so, wie erwartet."

Scott Redding

Scott Redding erlebte einen enttäuschenden Start in die WSBK-Saison 2023 Zoom

"Auf Grund der Regeln haben die Hersteller aber auch nur begrenzte Möglichkeiten. Es begrenzt, wie weit wir kommen", so Redding. "Wir sind momentan ein bisschen verloren. Das lässt sich nicht bestreiten. Unsere Ergebnisse sind im Moment nicht konstant. Ich habe das Gefühl, dass wir im vergangenen Jahr mehr erreicht haben."

Kann BMW den Schwung von Donington mit nach Imola nehmen?

Mit Imola steht eine Strecke bevor, auf der Redding noch keine Erfahrungen sammeln konnte. Doch das Layout der Traditionsstrecke gefällt dem Briten: "Ich bin hier gestern und heute mit dem Rad einige Runden gefahren, um den Kurs zu erkunden. Er ist phänomenal! Es sieht so aus, als ob der Kurs richtig viel Spaß macht. Vermutlich ist es nicht einfach, den Kurs zu lernen, doch er hat viel Charakter. Das mag ich."

Scott Redding

Erfolgserlebnis: In Donington kratzte Scott Redding am Podium Zoom

Gibt es Bedenken zur Sicherheit? Die Mauer ist an einigen Stellen dicht an der Strecke. "Schwer zu sagen", grübelt Redding, der sich in der Vergangenheit oft für mehr Sicherheit einsetzte und zum Beispiel in Most sehr kritische Töne von sich gab.

"Oft erkennt man die Gefahren nicht, bis etwas passiert. Man denkt immer, dass es okay ist. Doch es gibt unglückliche Vorfälle, bei denen die sichersten Strecken plötzlich unsicher werden. Die Mauern hier sind natürlich nah an der Strecke", erkennt Redding. "Aber wir sind hier. Die Entscheidung wurde also bereits getroffen."