• 25.08.2013 16:01

  • von Alex Hofmann

"Wundertüte" Gill führt in der APRC

Gaurav Gill ist ein Charakter mit Ecken und Kanten - Im Rallye-Auto zählt der 31-Jährige zu den talentiertesten Fahrern

(Motorsport-Total.com) - Gaurav Gill ist ein bisschen wie eine Wundertüte, man weiß nie, was drinsteckt. Talent hat der mittlerweile 31-jährige Inder auf jeden Fall, das erkennen alle an, die sich im Rallye-Sport auskennen. Bei der Rallye Malaysia hat er das erneut bewiesen, als er auf der ersten Wertungsprüfung am Samstag fast eine Minute schneller als sein junger Teamkollege Esapekka Lappi im baugleichen Skoda Fabia Super 2000. Lappi wunderte sich später: "Ich habe keine Ahnung, wo ich die Minute verloren habe."

Titel-Bild zur News: Gaurav Gill

Gaurav Gill zeigt im Rallye-Boliden sein großes Fahrtalent Zoom

Gill schrieb die gewaltige Zeitdifferenz wohl eher seiner eigenen Fahrweise zu. Diese aber birgt gewisse Risiken, wie sich nur wenig später zeigte, als er von der Strecke rutschte und die Vorderfront des Wagens so demolierte, dass an eine Fortsetzung nicht zu denken war.

Am Sonntag kam wieder der "gute Gill" zum Vorschein, als er mit dem flugs reparierten Wagen nach Belieben alle sieben Wertungsprüfungen dominierte und mit den sieben Bonuspunkten die Führung in der Fahrerwertung der Asien-Pazifik-Rallye-Meisterschaft übernahm. Gill hat in der Rallye-Szene den Ruf, manchmal sein Temperament nicht in den Griff zu bekommen und zu viel Risiko einzugehen. "Es war gar nicht so einfach, so langsam zu erfahren", sagt er nach dem zweiten Tag in Malaysia. Immerhin hatte er sich diesmal selbst so zurückgehalten, dass er seinen Auftrag, eben jene sieben Punkte zu holen, erfüllte.

Gill ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt in Sachen Rallye unterwegs, in Indien ist er hoch angesehen, kein Wunder, dass die Madras-Rubber-Factory (MRF), Indiens größter Reifenproduzent, ihn und auch das Skoda-Team unterstützt. Durch Gill hat Rallye-Sport zumindest ein wenig Profil im zweitbevölkerungsreichsten Land der Erde bekommen. Außerdem ist er in dem wichtigen Markt Indien für den europäischen Hersteller Skoda enorm wichtig.

Gill gibt meist eine überaus elegante Figur ab. Sein Stoppelbart ist stets perfekt "unrasiert", seine Sonnenbrillen modisch, seine blendend aussehende Frau rundet das Bild ab. Vielleicht sind es auch diese Äußerlichkeiten, die manche Beobachter vermuten lassen, dass Gill seinen Sport nicht ganz so ernst nimmt wie das vielleicht manchmal nötig wäre. Obwohl sein Beifahrer Glenn Macneall ihn für den " am meisten unterschätzen Rallye-Fahrer überhaupt" hält. Im Zweikampf mit dem jungen und von Skoda stark geförderten Lappi kann Gill zeigen, ob er mehr ist als ein ewiges Talent.