• 19.11.2016 16:18

Rallye Australien: Duell um Vizetitel wird zum Zahlenspiel

Spannender Kampf um die Vize-Meisterschaft in der WRC: Entscheidet Stallregie den Zweikampf zwischen Thierry Neuville oder Andreas Mikkelsen?

(Motorsport-Total.com) - Das Duell um den Ehrentitel des Vizeweltmeisters in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2016 bestimmt die letzte Etappe der Rallye Australien, die am Samstagabend um 21 Uhr deutscher Zeit gestartet wird. Thierry Neuville (Hyundai) hatte vor dem Start des Saisonfinales 14 Punkte Vorsprung vor Andreas Mikkelsen (Volkswagen). Rund 57 Kilometer Wertungsprüfung bleiben, um diese Frage zu klären.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Schwierige Entscheidung: Der Kampf um den Vize-Titel wird zur Rechenaufgabe Zoom

Bleibt es beim Zwischenergebnis vom Samstagabend, trennt Neuville (12 Punkte für Rang vier) und Mikkelsen (25 Zähler für den Sieg) nur ein einziger WM-Punkt. Wäre da nicht die Powerstage, bei der noch einmal Extra-Punkte vergeben werden. Sie könnte den Ausgang des Duells noch einmal drehen.

Dazu muss Mikkelsen aber erst einmal die Rallye gewinnen - und Teamkollege Sebastien Ogier schlagen. Der weicht der Frage aus, ob er Mikkelsen am Sonntag weiter angreifen werde. "Ich habe versprochen, Andreas zu helfen. Ich werde deswegen auf jeden Fall alles geben, um vor Thierry zu bleiben", bekräftigt er im Etappenziel am Samstag noch einmal.

Entscheidet Stallorder über die Vize-Meisterschaft?

Das alleine reicht vielleicht nicht. Denn Hyundai hätte immer noch die Möglichkeit, den momentan Drittplatzierten Hayden Paddon per Stallorder hinter Neuville zurückfallen zu lassen, zum Beispiel durch absichtliches Zu-spät-Stempeln an der letzten Zeitkontrolle. Das würde Neuville kampflos drei möglicherweise entscheidende WM-Punkte bringen. Aber auch Volkswagen könnte zur Stallregie greifen. Daraus entsteht eine ziemlich verzwickte Situation.

Angenommen, Mikkelsen gewinnt, Neuville bleibt Vierter, was bei knapp zwölf Sekunden Rückstand auf Paddon wahrscheinlich ist. Dann stünde es im Duell nach vorläufigem Punktestand 155:154 für Neuville. Nur das Ergebnis der Powerstage könnte das noch drehen, allerdings maximal auf 157:155 für Mikkelsen, sollte er die letzte WP gewinnen und Neuville hier nicht punkten. Eine Stallregie bei Hyundai würde das Ergebnis auf 158:157 für Neuville wieder drehen. Selbst bei maximaler Punkteausbeute müsste sich Mikkelsen also mit WM-Rang drei zufriedengeben.

Zweite Möglichkeit: Ogier gewinnt, die weitere Reihenfolge lautet Mikkelsen-Paddon-Neuville. Damit würde es im Duell Neuville gegen Mikkelsen 155:147 stehen. Selbst wenn Mikkelsen die Powerstage gewinnt und Neuville nicht punktet, kann er maximal auf der vorläufigen Endstand von 150:155 verkürzen. Einzige Chance für Mikkelsen, doch noch Vizeweltmeister zu werden: Ogier lässt seinen Teamkollegen zum Beispiel durch falsches Stempeln vorbei, dann wäre er mit 157:155 Punkten Vizeweltmeister.

Wer macht den ersten Zug?

Es sei denn, Hyundai griffe ebenfalls zur Stallregie. So könnte Neuville seinen Vorsprung auf Mikkelsen selbst bei dessen Gesamt- und Powerstage-Sieg auf mindestens 158:157 korrigieren. Das deutsch-koreanische Team muss aufgrund der Startreihenfolge allerdings den ersten Zug machen, Volkswagen könnte kontern.

Hyundai-Teamchef Michel Nandan hat in der Vergangenheit ebenso wie sein früherer Gegenspieler bei Volkswagen, Jost Capito, stets auf Stallregie verzichtet. Vieles spricht dafür, dass es dabei bleibt.