• 11.03.2009 09:45

  • von Pete Fink

Wie ernst ist es Kyle Busch mit der Formel 1?

Eines Tages Realität oder reine Spinnerei? Denkt Kyle Busch mittelfristig tatsächlich ernsthaft über einen Wechsel in die Formel 1 nach?

(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit der offiziellen Ankündigung der beiden Teambesitzer Peter Windsor und Ken Anderson ist das Thema USF1 auch in der NASCAR in aller Munde. Kein Wunder, schließlich bezeichnet sich fast jeder in der NASCAR-Garage als Formel-1-Fan. Wann immer es möglich ist, sitzen an einem Rennsonntag Fahrer und Techniker vor dem Fernseher, und verfolgen das Formel-1-Geschehen.

Titel-Bild zur News: Kyle BuschAtlanta, Atlanta Motor Speedway

Blickt Kyle Busch wirklich in eine mögliche Formel-1-Zukunft oder nicht?

Zum Frühstück natürlich, denn während der Europasaison der Formel 1 ist es an der Ostküste der USA 8:00 Uhr morgens. Zudem soll das USF1-Team seine Basis in Charlotte haben. Diese Gegend ist absolutes NASCAR-Territorium, aber von einer Konkurrenzsituation will die StockCar-Szene überhaupt nichts wissen.#w1#

Ganz im Gegenteil: "Wenn es einen Weg gibt, mit dem wir dazu beitragen könnten, damit ein amerikanisches Formel-1-Team erfolgreich wird, dann wäre das schlicht und ergreifend einfach fantastisch", erklärte etwa NASCAR-Superstar Jeff Gordon seine persönliche Sicht der Dinge.

Formel-1-Interesse da

Der vierfache NASCAR-Champion wäre einer von zwei möglichen Kandidaten, dem seine NASCAR-Kollegen einen Formel-1-Wechsel ohne weiteres zutrauen würden, doch Gordon ist mit seinen mittlerweile 37 Jahren bereits zu alt. Das ist auch dem Kalifornier bewusst. Aber dies gilt nicht für den 14 Jahre jüngeren Kyle Busch.

Kyle Busch, Jeff GordonAtlanta, Atlanta Motor Speedway

Die zwei Fomel-1-Kandidaten aus der NASCAR: Kyle Busch und Jeff Gordon Zoom

Fakt ist: Die USF1-Teambesitzer, und wahrscheinlich auch Bernie Ecclestone, hätten gerne einen amerikanischen Formel-1-Piloten. Die US-Topstars tummeln sich in der lukrativen NASCAR, und spätestens seitdem Kyle Busch Juan Pablo Montoya auf der Rundstrecke von Sonoma geschlagen hat, dürfte klar sein, dass der Mann aus Las Vegas nicht nur ein reiner Ovalspezialist ist.

Zudem hat der Shooting-Star der Saison 2008 wiederholt unter Beweis gestellt, dass er in jeder der drei NASCAR-Topserien siegfähig ist. Interesse ist ebenfalls vorhanden, wie Kyle Busch in Las Vegas zugab: "Wenn ich in den kommenden zwei oder drei Jahren den einen oder anderen NASCAR-Titel holen würde, dann kann ich mir gut vorstellen, für ein paar Jahre zu wechseln."

Gegen die Besten der Besten

In Atlanta konkretisierte der jüngere Busch-Bruder seine Aussagen über seine rein sportlichen Motive: "Du kannst ganz genau herausfinden, wie gut du dich im Vergleich zu den Weltbesten anstellen wirst", erklärte der 23-Jährige. Im Detail hört sich das dann so an: "Diese Jungs sind so gut darin, ein Auto mit aller Raffinesse abzustimmen."

Kyle Busch, Las Vegas, Las Vegas Motor Speedway

In Las Vegas feierte der 23-Jährige schon seinen 13. Sprint-Cup-Sieg Zoom

"Bei uns kannst du bis zu einem gewissen Grad zwar versuchen, dass das Auto das tut, was du von ihm willst, du bist aber trotzdem völlig von ihm abhängig. Diese Jungs können das. So etwas zu lernen, und zu sehen, wie sich das anfühlt, das muss schon eine Menge Spaß machen."

Dazu gesellt sich noch ein Punkt: Kyle Busch ist, aus vielerlei Gründen, der ausgemachte Bösewicht der NASCAR. Sogar bei seinem Heimrennen in Las Vegas wurde er von seinen Landsleuten gnadenlos ausgepfiffen. Zwar sparte er nie mit abfälligen Kommentaren, dass ihn das alles nicht interessieren würde, aber wie es tief in seinem Inneren aussieht, weiß nur er selbst.

Ein Abschied in Richtung Formel 1 wäre also aus diesem Gesichtspunkt heraus nachvollziehbar. Auch die große amerikanische NASCAR-Öffentlichkeit würde sicherlich auf breiter Front plötzlich verfolgen wollen, wie sich einer ihrer Top-Stars in der Formel 1 schlagen würde. Man kann getrost davon ausgehen, dass aus dem Kandidatenkreis der IndyCars nur ein Wechsel von Danica Patrick ein ähnlich großes Interesse auslösen würde.

Kyle Busch ist teuer

Kyle Busch, Jimmie JohnsonAtlanta, Atlanta Motor Speedway

Zuerst muss NASCAR-Champion Jimmie Johnson (re.) geschlagen werden Zoom

Der große Haken sind jedoch die Finanzen. Kyle Busch wechselte im Sommer 2007 von Hendrick Motorsports zu Joe Gibbs Racing. Zu diesem Zeitpunkt war die halbe NASCAR-Garage hinter den Diensten des Youngsters her, Busch konnte sich seinen neuen Geldgeber aussuchen. Zufall? Es war in etwa der gleiche Zeitraum, in dem sich Toyota bei Gibbs einkaufte, und die Japaner ließen dabei angeblich ein größeres Paket an US-Dollars springen.

Billig würde sein Formel-1-Engagement also nicht werden, ganz zu schweigen von den zu erwartenden finanziellen Möglichkeiten des neuen USF1-Teams. Dazu fährt Kyle Busch in der NASCAR pro Saison mehr als 50 Rennen. Verglichen mit der Königsklasse des Motorsports wäre ein Formel-1-Jahr also fast ein Urlaubsjahr.

Zudem läuft sein NASCAR-Vertrag bei Joe Gibbs Racing bis Ende 2010. Oder wie Kyle Busch es selbst formulierte: "Mit 25 Jahren ein NASCAR-Titel, ein paar Jahre lang Formel 1 fahren und mit 28 dann zurück in die NASCAR. Dann hätte ich immer noch viele NASCAR-Jahre vor mir." Der Rechenschieber sagt: Ende 2010 ist Kyle Busch 25 Jahre alt...