• 10.08.2009 21:16

  • von Pete Fink

Watkins Glen: Tony Stewart siegt - Jeff Gordon crasht

Tony Stewart gewann in Watkins Glen vor Marcos Ambrose, Juan Pablo Montoya solider Sechster, heftiger Crash von Sam Hornish Jr. und Jeff Gordon

(Motorsport-Total.com) - Sprint-Cup-Tabellenführer Tony Stewart machte am Montagabend seinem Ruf als absoluter Watkins-Glen-Spezialist wieder einmal alle Ehre und gewann das Heluva Good! Sour Cream Dips at The Glen. Damit führte der Stewart/Haas-Mitbesitzer auf dem Rundkurs im US-Bundesstaat New York seine eindrucksvolle Erfolgsserie fort: 2004, 2005 und 2007 gewann Stewart auf dem "Glen", 2006 und 2008 wurde er jeweils Zweiter.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart, Marcos Ambrose

Tony Stewart (re.) hielt Marcos Ambrose und Greg Biffle (li.) in Schach

Stewart hielt im Finale seinen hartnäckigsten Verfolger Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota) auf Distanz, der seine Siegchancen aufgrund der Strategie einbüsste: Ambrose ging in der Frühphase des Rennens nicht mit der Spitzengruppe zum Tanken und fiel später zurück. Als dann der letzte Service anstand, wechselte seine Crew keine Reifen, weil an der Box Boden gutgemacht werden musste. Deshalb war der Australier gegen Rennende auf wesentlich älteren Goodyear-Gummis unterwegs.#w1#


Fotos: NASCAR in Watkins Glen


Einer der Männer des Tages war auch Carl Edwards (3.), der seinen Roush-Ford von Startplatz 33 aus sukzessive durch das Feld nach vorne brachte. Den letzten Restart nahm der NASCAR-Vizemeister als Sechster in Angriff, kassierte dabei Greg Biffle und Juan Pablo Montoya, und ließ wenig später auch Kyle Busch keine Chance.

Letzterer holte sich mit Rang vier zwar eine gute Platzierung im Kampf um den NASCAR-Chase, Kyle Busch litt jedoch über weite Strecken an einem stark untersteuernden Gibbs-Toyota. Auch für die defensiven Biffle (Roush/Ford; 5.) und Montoya (Earnhardt/Ganassi; 6.) stand in den letzten Runden der Gedanke an die Playoffs absolut im Vordergrund.

Viele unterschiedliche Strategien

Marcos Ambrose

Marcos Ambrose verlor durch eine falsche Tank-Strategie alle Siegchancen Zoom

Es war ein Rennen der Rechenschieber und der Rückwärtsrechner. Als in Runde 55 das letzte Benzinfenster aufging, waren alle bisherigen Strategien Altmüll, denn die Sprint-Cup-Teams erwarteten durch die Bank, die verbleibenden 35 Umläufe mit einer Tankladung und einem Satz Reifen ins Ziel bringen zu können. Fast alle kamen so schnell wie möglich zum Service.

Zuvor bestimmten Kurt Busch (Penske; 7.) und später Ambrose das Renngeschehen. Beide hatten jedoch nicht die Tankstrategie der Spitzenleute genutzt und waren zwischenzeitlich weit zurückgefallen. Auch Montoya ging extrem vorsichtig zu Werke, denn er tankte zwar bei der ersten Gelbphase in Runde 18, kam jedoch vier Umläufe später noch einmal zum Service.

Der Grund: Dieser erste Tankstopp lag noch nicht im kalkulierten Fenster und Crewchief Brian Pattie wollte so früh im Rennen keine Risiken eingehen. Diese defensive Herangehensweise katapultierte den Kolumbianer von Rang acht auf Position 25 zurück. Als das letzte Benzinfenster in Runde 55 aufging, lag Montoya jedoch wieder auf Rang fünf.

In dieser ersten Rennphase büssten einige Topleute ihre Chancen ein: Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 10.) leistete sich ein Pit-Lane-Speeding, Polesetter Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 12.) wurde durch einen Dreher ohne Fremdeinwirkung zurückgeworfen, sein Teamkollege Dale Earnhardt Jr. (39.) war kurz zuvor ohne Bremsen in den Reifenstapeln gelandet. Am Carter/Simo-Ford von Boris Said (34.) wiederum zeigte sich eine Wasserfontäne, die deutlich einen überhitzten Motor verriet.

Riesencrash in Runde 61

Sam Hornish Jun.

Sam Hornish Jun. erlebte in Watkins Glen einen Riesenabflug Zoom

Nutznießer all dieser Missgeschicke waren Stewart und Kyle Busch, die sich nach dem letzten Tankstopp um die Führung balgten, Ambrose hatte als Dritter Biffle und Montoya im Genick sitzen. Doch der ganz große Schreckmoment von Watkins Glen sollte in Runde 61 noch folgen.

Ein übersteuernder Kasey Kahne (Petty-Dodge) und Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge) gerieten ausgangs Turn 9 aneinander. Hornish hatte dabei das Pech, auf der Außenbahn ins Gras gedrückt zu werden, schlug erst in die Reifenstapel und drehte sich anschließend wieder auf die Strecke zurück - direkt vor die Kühlerhaube von Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Jeff Burton (Childress-Chevrolet).

Der Hornish-Penske war nach diesen schweren Treffern nur noch mit einiger Phantasie als Car of Tomorrow zu identifizieren, während Jeff Gordon fast ungebremst frontal in die Leitplanken krachte. Für Gordon entpuppte sich das Watkins-Glen-Wochenende also als ein wahres Desaster das bereits am Freitag begann, denn der vierfache NASCAR-Champion qualifizierte sich nur als 31.

So wurde er im engen Mittelfeld schon zuvor ein Opfer von einem Dreher David Stremmes (Penske-Dodge), der ebenfalls unmittelbar vor Gordons Nase geschah, und zudem Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) aus dem Rennen nahm. Da Mark Martin farbloser 23. wurde, brachte Hendrick Motorsports kein einziges Auto in die Top 10.

Im Finale eine klare Sache

Tony Stewart

Watkins-Glen-Spezialist Tony Stewart war am Ende nicht mehr zu schlagen Zoom

Etwa 20 Minuten dauerte es, bis die NASCAR-Marshalls das Tohuwabohu wieder in Ordnung gebracht hatten. In der Folge wurde schnell klar, dass der Watkins-Glen-Sieg zwischen Stewart und Ambrose entschieden werden würde, denn die beiden setzten sich deutlich von der Meute ab.

Edwards zeigte sich nach dem letzten Restart zwar noch einmal angriffig, aber mehr als Platz drei war für den Roush-Piloten nicht mehr möglich, da Stewart und Ambrose vorne bereits zu weit enteilt waren. Kyle Busch, Greg Biffle und Montoya hatten in den letzten 20 Runden nur noch die Chase-Qualifikation im Auge. Hinter Kurt Busch holte sich Max Papis (Germain-Toyota) als Achter ein tolles Resultat.

In der Sprint-Cup-Gesamtwertung kam es an der Spitze zu keinen Veränderungen. Montoya machte einen Platz gut und ist nun neuer Tabellensiebter mit einem Abstand von 154 Punkten auf Rang 13. Den hält nach wie vor Kyle Busch, der seinerseits jedoch gegenüber den Top 12 Boden gut machen konnte und jetzt nur noch 58 Zähler Rückstand aufweist.

Am kommenden Wochenende gastiert der NASCAR-Tross in Michigan, danach folgen die Megashow im 170.000 Zuschauer fassenden NASCAR-Kolosseum zu Bristol und das schnelle Atlanta. Nach dem Chevy Rock'n'Roll von Richmond wird schließlich der Zwischenstrich zum Chase 2009 gezogen.