• 12.11.2007 01:29

  • von Pete Fink

Phoenix: Johnson marschiert unaufhaltsam zum Titel

Titelverteidiger Jimmie Johnson stellte in Phoenix mindestens einen Fuß in die Meistertüre - Jeff Gordon mit Problemen nur Zehnter, Jacques Villeneuve crasht

(Motorsport-Total.com) - Der amtierende NASCAR-Champion Jimmie Johnson gewann gestern Abend in Phoenix sein zehntes Nextel-Cup-Saisonrennen und machte mit seinem vierten Erfolg in Serie einen riesigen Schritt in Sachen Titelverteidigung, während sein Hauptkonkurrent und Teamkollege Jeff Gordon nie richtig in Schwung kam, und ein problembehaftetes Rennen nur auf Platz zehn beendete.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson steht seit Phoenix dicht vor seinem zweiten NASCAR-Titel

Beim Checker Auto Parts 500 auf dem Ein-Meilen-Oval in der Wüste von Arizona waren mit Juan Pablo Montoya, Jacques Villeneuve, Sam Hornish Jr. und Patrick Carpentier gleich vier Neueinsteiger aus den diversen Formelklassen am Start, aber keiner aus der "Open-Wheel-Gang" konnte sich entscheidend in Szene setzen.#w1#

Auch Kyle Busch schrieb keine NASCAR-Geschichte. Nach seinen beiden Siegen am Freitag im Truck-Rennen und am Samstag im Busch-Event wurde er im 35. Nextel-Cup-Lauf des Jahres "nur" Achter. Noch nie in der NASCAR-Historie konnte ein Pilot an einem Wochenende alle drei Rennen der Topserien als Sieger beenden.

Edwards dominiert nur zu Beginn

Pole-Setter Carl Edwards ließ sich zu Beginn die Butter nicht vom Brot nehmen und dominierte die Anfangsphase in seinem Roush-Ford klar. Dahinter positionierte sich ein Chevrolet-Trio bestehend aus Martin Truex Jr. (DEI), sowie den beiden Titelkandidaten Jimmie Johnson und Jeff Gordon, die sich wie üblich in eine abwartende Lauerstellung außerhalb des großen Pulks brachten.

Start Phoenix November 2007

Pole-Setter Carl Edwards (vo. re.) gab in Phoenix nur ein kurzes Gastspiel Zoom

Edwards holte sich bei seinem ersten Stopp ebenso nur zwei neue Reifen und blieb in Führung. Gleiches machte Clint Bowyer, der sich dadurch auf Rang sechs nach vorne schob. Interessant war dabei, dass die Performance der beiden keinerlei Defizite gegenüber den Kollegen aufwies, die sich beim Service vier neue Goodyears aufschnallen ließen.

Truex Jr. gewann nach einer Debris-Caution in Runde 86 das Tankduell gegen Edwards hauchdünn, wodurch nach knapp einer Rennstunde der erste Führungswechsel in einer bis dato äußerst ruhigen Anfangsphase geschah. Aufgrund der langen Grünphasen lagen zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Autos außerhalb der Führungsrunde, darunter auch die NASCAR-Frischlinge Jacques Villeneuve, Sam Hornish Jr. und Patrick Carpentier.

Earnhardt Jr. mit Horror-Saison

Insgesamt 87 der ersten 106 Runden lag Edwards in Front, doch dann hatte er Riesenpech, denn sein Ford-Triebwerk gab den Geist auf. "Wenn ich noch zwei Runden draußen bleibe, dann fliegt mir das Ding um die Ohren", funkte ein frustrierter Roush-Pilot an die Box, der durch dieses Missgeschick auch seinen fünften Rang in der Gesamtwertung abhaken konnte.

Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. hat 2007 allen Grund, um einen zornigen Blick aufzusetzen Zoom

Die beiden blauen Penske-Dodge von Ryan Newman und Kurt Busch schoben sich nun unter die Top 5, während Truex Jr. die Spitze hielt und die Hendrick-Zwillinge weiterhin lauerten. Dale Earnhardt Jr. war der zweite Prominente, der nach 120 Runden seinen Phoenix-Ausflug beenden durfte, da er seinen DEI-Chevy übersteuernd heftig in die Mauer setzte. Das Jahr 2007 ist nach wie vor eine wahre Horror-Saison für den NASCAR-Publikumsliebling.

Nun wurde es spannend im Titelgeschehen, denn während Jimmie Johnson in der nachfolgenden Gelbphase draußen blieb, musste Jeff Gordon mit einem suboptimalen Hendrick-Chevy zur weiteren Feinjustierung an die Box. Der vierfache Cup-Champion lag damit außerhalb der normalen Tanksequenz und verlor einiges an Boden - zunächst war der Rainbow Warrior nur 15.

Villeneuve mit frühem Crash

Für Jacques Villeneuve war das Phoenix-Rennen dann nach 138 Runden beendet. Der Kanadier übersah auf der Außenseite Kasey Kahne und drehte sich unsanft in die Mauer. Profiteur dieser Rennsituation war nun natürlich Jeff Gordon, der plötzlich auf Rang drei nach vorne gespült wurde, da die gesamte Spitze zum Service kam.

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Jimmie Johnson hatte in Phoenix erneut deutlich die Nase vor Jeff Gordon Zoom

Neuer Führender in der jetzt komplett durcheinander gewürfelten Reihenfolge war Matt Kenseth vor einem gut aufgelegten David Stremme, der erstmals in dieser Cup-Saison den knallgelben Juicy-Fruit-Ganassi ausführen durfte, die beiden Hendrick-Piloten jedoch nicht lange hinter sich halten konnte.

Johnson war auf frischeren Reifen unterwegs und machte nach 173 Runden kurzen Prozess, als er sich - trotz heftiger Gegenwehr - auch an Jeff Gordon vorbei schob, während Kenseth vorne bereits drei Sekunden enteilt war. Kurz darauf musste der Ford-Pilot unter Grün zum Tanken und Johnson kassierte in der Folge fünf wichtige Zähler für seine Führungsrunde.

Jeff Gordon mit vielen Problemen

Auch Jeff Gordon kam früh zu einem Stopp und betrieb so etwas unfreiwillig ein Vabanque-Spiel, da er somit rundenlang einen ganzen Umlauf zurücklag und bei einer Caution-Periode jede Menge Positionen gegenüber Johnson verlieren würde. Doch Gordon hatte Massel - es gab kein Gelb und nach 224 Runden waren die Grünstopps des kompletten Feldes erledigt.

Clint Bowyer

Auch Clint Bowyer hat nun keine Chance mehr auf den NASCAR-Titel Zoom

Die Reihenfolge vor dem Phoenix-Finale lautete: Matt Kenseth, Jimmie Johnson, Greg Biffle, Jeff Gordon, Martin Truex Jr., Kyle Busch, Kevin Harvick, Tony Stewart, Ryan Newman und Jeff Burton. Clint Bowyer lag auf Position 17, Juan Pablo Montoya rangierte zwei weitere Plätze dahinter.

Nach 233 Runden löste Dave Blaney mit einem Dreher die achte Gelbphase des Tages aus, was gleichzeitig - benzintechnisch gesehen - der letzte Stopp gewesen sein könnte, da das Spritfenster bei etwa 85 Runden lag. Newman, Stewart und Bowyer pokerten mit nur zwei neuen Reifen und wurden so weit nach vorne gespült.

Johnson am Ende unwiderstehlich

Kenseth und Stewart machten nun die Pace, während Johnson und Jeff Gordon mitten im Verkehr steckten. Speziell für den Nummer-24-Chevy war das keine gute Ausgangslage, denn das Hendrick-Auto präsentierte sich bereits den ganzen Tag über etwas bockig. Zu allem Übel war Childress-Pilot Kevin Harvick nicht gewillt, dem Meisterschaftskandidaten allzu bereitwillig Platz zu machen und touchierte dessen Fahrzeug leicht.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson gewann am Ende ungefährdet vor Greg Biffle Zoom

43 Runden vor dem Ende dann eine Debris-Caution. Truex Jr. riskierte viel und blieb auf der Strecke, Johnson lag auf Platz fünf, während Jeff Gordon bis auf Rang 13 abrutschte und wieder mitten im Pulk steckenblieb. Johnson nutzte die Situation eisklat und schob sich schnell auf Rang drei hinter Truex Jr. und Kenseth.

Wie bereits vor Wochenfrist gab es im Finale ein beinhartes Rad-an-Rad-Duell zwischen Johnson und Kenseth, das der Titelfavorit nach einigen Umläufen für sich entscheiden konnte. Truex Jr. war auf seinen alten Reifen eine eher leichte Beute und so schob sich der Titelverteidiger 23 Runden vor dem Ende in Front - Jeff Gordon lag nur auf Position zehn.

Montoya Rookie-of-the-Year

So holte sich Jimmie Johnson in Phoenix am Ende relativ ungefährdet seinen zehnten Saisonsieg und baute damit seinen Vorsprung vor Jeff Gordon auf 86 Punkte aus: Damit reicht ihm in einer Woche in Homestead ein 18. Platz zu seinem zweiten NASCAR-Titel - für den Kalifornier bedeutet dies einen Riesenschritt in Sachen Meisterschaft.

Juan Pablo Montoya

Rookie-of-the-Year Juan Pablo Montoya blödelt in Phoenix mit einer Jouranlistin Zoom

Zweiter wurde Greg Biffle vor Matt Kenseth, Tony Stewart und Ryan Newman. Auch Kevin Harvick ging noch am schwächelnden Truex Jr. vorbei, Kyle Busch und Jeff Burton hielten Jeff Gordon hinter sich, der damit nur Zehnter wurde. Clint Bowyer beendete das Rennen als Elfter und ist mit 241 Punkten Rückstand definitiv aus der Titelentscheidung draußen.

Juan Pablo Montoya reichte in Phoenix ein 17. Platz, um sich den Titel 'Rookie-of-the-Year' zu sichern, denn der 32-jährige Kolumbianer liegt in der Gesamtwertung nun uneinholbar um 257 Zähler vor David Ragan (Roush/Ford). Red-Bull-Pilot Brian Vickers wurde als bester Toyota 21., Sam Hornish Jr. und Patrick Carpentier beendeten ihr erstes Ovalrennen im Cup mit je zwei Runden Rückstand auf den Positionen 30 und 33.