"Lady in Black": Wer kann Darlington zähmen?
Das Southern 500 ist eines der ganz großen Traditionsrennen der NASCAR: Am kommenden Wochenende wird es wieder viele "Darlington-Stripes" geben
(Motorsport-Total.com) - Kaum eine NASCAR-Strecke hat so viele Spitznamen wie das legendäre Darlington. "Lady in Black" oder vor allem "too tough to tame" sind die am meisten gebrauchten Bezeichnungen und natürlich gibt es am kommenden Wochenende ganz sicher auch wieder die berühmten "Darlington-Stripes". Dazu ist der Speedway im US-Bundesstaat South Carolina auch mit jeder Menge Tradition behaftet: Nur in Martinsville wird schon länger NASCAR gefahren als in Darlington.
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Schnell und gefährlich: Die "Lady in Black" fordert gerne ihre Opfer
Um die Spitznamen kurz aufzuklären: "Lady in Black" wird Darlington deshalb genannt, weil die Ideallinie über weite Teile der Strecke am oberen Rand entlang führt. Daraus ergeben sich nur allzu oft die "Darlington-Stripes", wenn die Boliden an der Streckenbegrenzung entlang rutschen. Die Mauer wird schwarz, die Autos haben die Stripes. Das Ganze ist extrem schnell und gefährlich, daher heißt es "too tough to tame."
Die Strecke war 1950 das erste komplett asphaltierte NASCAR-Oval mit einer originalen Länge von 1,25 Meilen oder knapp über zwei Kilometern. Harold Brasington hieß der Erbauer. Er wollte einen Speedway nach Indianapolis-Vorbild erschaffen, doch er hatte ein Problem: Weil ein Farmer an einer Ecke des ausgewählten Grundstücks einige Fischteiche angelegt hatte, fiel das Areal kleiner als geplant aus.
Die Fische blieben unangetastet und es entstand ein Oval, in dem die westliche Kurve mit 25 Grad Banking wesentlich steiler und enger ist als die Ostkurve (23 Grad), die tatsächlich dem flachen und weiträumigen Layout von Indianapolis nachempfunden werden konnte. Nach mehreren Umbauten inklusive Neuasphaltierung im Jahr 2007 hat der Speedway heute eine Gesamtlänge von 1,366 Meilen.
Die Rückkehr des Southern 500
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Immer oben entlang und irgendwann ist dann alles schwarz... Zoom
Am ersten Montag im September 1950, dem amerikanischen Labor-Day, wurde das erste Southern 500 ausgetragen, was in der Folge zu einem der vier großen und klassischen NASCAR-Events heranreifen sollte. Die Qualifikation dauerte ganze zwei Wochen und über 80 Fahrer wollten dabei sein. Das Rekord-Preisgeld belief sich damals auf heute lächerliche 25.000 US-Dollar.
Später zählte das Southern 500 neben dem Daytona 500, dem Talladega 500 und dem Coca-Cola 600 zu den vier Kronjuwelen der NASCAR. Der Pilot, der all diese vier Rennen in einer Saison gewann, kassierte zwischen 1985 und 1997 die berühmte "Winston-Million", also eine Million US-Dollar an Preisgeld. Auf diese Weise wurde Bill Elliott 1985 in Darlington zum "Million-Dollar-Bill", Jeff Gordon kassierte dieses satte Preisgeld in der Saison 1997 ein zweites Mal.
Als NASCAR dann Ende 2004 eine kontroverse Termindiskussion führte, ging erst der Labor-Day-Termin verloren, und - aufgrund eines verlorenen Prozesses - auch einer der beiden Darlington-Termine pro Jahr. Dazu gab es ein neues Sponsoringabkommen mit Dodge, weshalb das verbliebene Darlington-Rennen als Dodge Charger 500, beziehungsweise später als Dodge Avenger 500 über die Bühne ging.
Jeff Gordon mit Musterstatistik
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Kann Jeff Gordon nach Phoenix ein zweites Mal zuschlagen? Zoom
Natürlich brachte die Einstellung des Southern 500 viele eingefleischte NASCAR-Fans auf die Palme. NASCAR musste in dieser Zeit viel Kritik einstecken. 2009 lief dann der Dodge-Vertrag aus und nach nur vier Jahren Pause gibt es seit Mai 2009 wieder das klassische Southern 500 - nur eben nicht mehr am Labor-Day im September, sondern schon im Frühjahr.
Mark Martin (Hendrick-Chevrolet; 2009) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 2010) hießen die beiden Southern-500-Sieger der, wenn man so will, neuen Ära. Natürlich zählt vor allem Hamlin mit seiner Toyota-Power am Wochenende wieder zum Kreis der wie üblich so schwer vorherzusagenden Siegeskandidaten. Gleiches gilt natürlich auch für seinen Teamkollegen Kyle Busch, seines Zeichens Sieger 2008.
In der Statistik besitzt jedoch Jeff Gordon mit Abstand die besten Zahlen. Nicht nur, weil der vierfache NASCAR-Champion nicht weniger als sieben seiner bislang 30 Darlington-Starts siegreich beendete. Jeff Gordon kam in den letzten sieben Darlington-Rennen seit September 2004 immer in den Top 5 ins Ziel! Die "Lady in Black" fordert über die "Darlington-Stripes" regelmäßig ihre Opfer, doch der 39-Jährige hat bewiesen, dass er die gerne so bösartige Dame zähmen kann.
Drittes Saturday-Night-Race 2011
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Auch Kyle Busch machte schon Bekanntschaft mit den Darlington-Stripes Zoom
Ähnliches gilt für Greg Biffle. Der Roush-Pilot gewann dort 2005 und 2006, 2008 und 2009 hätte er um ein Haar jeweils ein weiteres Mal triumphiert. Nur aufgrund der Technik musste Biffle all seine Siegchancen aufgeben. Und weil die Ford-Power auf den schnellen Intermediate-Ovalen in dieser Saison immer ein probates Erfolgsmittel war, hat auch die Roush-Flotte ein kräftiges Mitspracherecht - mit Biffle an der Spitze.
Wie schnell es in Darlington zur Sache geht, verdeutlicht die Polezeit des Vorjahres, als Earnhardt/Ganassi-Pilot Jamie McMurray für eine fliegende Runde einen Schnitt 180.37 Meilen oder über 290 Stundenkilometer fuhr. Grottenschlecht sind die Darlington-Statistiken hingegen für das Richard-Childress-Team, insbesondere für Kevin Harvick und Clint Bowyer.
Das Southern 500 ist das dritte Saturday-Night-Race der Saison 2011, zu dem 47 Sprint-Cup-Teams gemeldet haben. Insofern ist auch die Qualifikation am Freitagabend von Interesse, die um 23:10 Uhr beginnt. Die Startflagge zum legendären Southern 500 fällt in der Nacht von Samstag auf Sonntag um kurz nach 1:30 Uhr MESZ.
Der Zeitplan von Darlington:
Freitag, 6. Mai:
17:30 - 19:30 Uhr: Freies Training
20:15 - 21:00 Uhr: Happy-Hour
ab 23:10 Uhr: Qualifikation zum Southern 500
Samstag, 7. Mai:
ab 01:30 Uhr: Nationwide-Rennen
Sonntag, 8. Mai:
ab 01:30 Uhr: Southern 500
Die Meldeliste von Darlington:
01. 00 David Reutimann (Waltrip-Toyota)
02. 1 Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
03. 2 Brad Keselowski (Penske-Dodge)
04. 4 Kasey Kahne (Red-Bull-Toyota)
05. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 David Ragan (Roush-Ford)
07. 7 Robby Gordon (Gordon-Dodge)
08. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
09. 09 Landon Cassill (Phoenix-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Toyota)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
14. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
15. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
16. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
17. 22 Kurt Busch (Penske-Dodge)
18. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
19. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
20. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
21. 30 David Stremme (Inception-Chevrolet)
22. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
23. 32 Ken Schrader (FAS-Ford)
24. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
25. 34 David Gilliland (Front-Row-Ford)
26. 36 Dave Blaney (Tommy-Baldwin-Chevrolet)
27. 37 Tony Raines (Front-Row-Ford)
28. 38 Travis Kvapil (Front-Row-Ford)
29. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
30. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
31. 43 A.J. Allmendinger (Petty-Ford)
32. 46 J.J. Yeley (Whitney-Chevrolet)
33. 47 Bobby Labonte (JTG/Waltrip-Toyota)
34. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
35. 50 T.J. Bell (Falk-Toyota)
36. 56 Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota)
37. 60 Mike Skinner (Germain-Toyota)
38. 66 Michael McDowell (HP-Toyota)
39. 71 Andy Lally (TRG-Ford)
40. 75 Derrike Cope (Cope/Keller-Chevrolet)
41. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 81 Scott Riggs (Whitney-Chevrolet)
43. 83 Brian Vickers (Red Bull-Toyota)
44. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
45. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
46. 92 Brian Keselowski (K-Automotive-Dodge)
47. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)