• 22.06.2009 03:26

  • von Pete Fink

Kahne siegt im wilden Sonoma-Thriller - Montoya Sechster

Kasey Kahne heißt der Überraschungssieger in einem äußerst turbulenten Sonoma-Rennen - ein braver Montoya steht derzeit im NASCAR-Chase!

(Motorsport-Total.com) - Eine Green-White-Chequered-Verlängerung musste herhalten, um in einem wilden Toyota/Save Mart 350 einen Sieger ermitteln zu können. Dieser hieß Kasey Kahne, den zuvor kaum jemand auf seinem Zettel stehen hatte, denn der Petty-Pilot fuhr in seinen bisherigen zehn Auftritten auf einer Sprint-Cup-Rundstrecke nicht einmal unter die Top 10!

Titel-Bild zur News: Kasey Kahne

Kasey Kahne ließ es in Sonoma ordentlich krachen und gewann

Doch am Sonntagabend war Kahne in seinem Petty-Dodge auch von zwei ausgemachten Rundstrecken-Spezialisten nicht zu schlagen: Der rote Budweiser-Dodge mit der Startnummer neun hielt Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 2.) und den zweifachen V8-Supercar-Champion Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota; 3.) in einem hochturbulenten Finale auf Distanz.#w1#


Fotos: NASCAR in Sonoma


80 Runden lang standen auf der Berg- und Talbahn von Kalifornien die Strategiespiele in Sachen Benzin im Vordergrund, dafür ging es in den letzten 30 Runden umso intensiver zur Sache: Insgesamt sieben Gelbphasen und darüber hinaus noch einige weitere Dreher, Abflüge und Lackaustausch aller Art boten den knapp 100.000 Zuschauern beinharten StockCar-Sport vom Feinsten.

Vor allem die vielen Double-File-Restarts, die in Sonoma unmittelbar nach Start- und Ziel den steilen und kurvigen Hügel hinauf führten, sorgten dafür, dass eine Entscheidung bis zuletzt auf des Messers Schneide blieb. Spitzenreiter Kahne ließ sich dabei niemals die Butter vom Brot nehmen und hielt mit insgesamt 38 Führungsrunden die Konkurrenz souverän in Schach.

Kahne hält die Verfolger in Schach

Kasey Kahne

Kasey Kahne feierte nach einem fast perfekten Rennen zu Recht Zoom

Tony Stewart drückte am Ende so gut er konnte, während sich Ambrose dahinter eher in Lauerstellung aufhielt. Der Australier musste nach einem Motorschaden von ganz hinten starten, nutzte im ersten Renndrittel eine andere Tankstrategie und feierte nach dem Rennen seinen dritten Rang "wie einen Sieg."

Auch der Viertplatzierte kam nicht ungeschoren durch den Sonoma-Thriller: NASCAR-Champion Jimmie Johnson war bei einem Boxenstopp zu schnell unterwegs und musste eine Durchfahrtsstrafe in Kauf nehmen. Doch die gewohnt gute Strategie seines Crewchiefs Chad Knaus und einige harte Manöver führten den Kalifornier durch das Feld zurück in die Erfolgsspur.

Einer, der durch den Hendrick-Chevrolet Johnsons in Mitleidenschaft gezogen wurde, war Kurt Busch (15.), dessen Penske-Dodge in den schnellen S-Kurven im Kampf um Platz drei in die Reifenstapel gedrängt wurde. Die Gebrüder Busch erlebten in Sears Point generell keinen guten Tag, denn auch Vorjahressieger Kyle Busch wurde nach einigen wilden Eskapaden in seinem Gibbs-Toyota nur 22.

So übernahm Denny Hamlin mit Rang fünf die Verantwortung bei Joe Gibbs Racing. Hamlin führte zu Rennhalbzeit 33 Runden lang und sicherte sich seine Position letztlich durch einen grundsoliden Auftritt ohne jeden Ausrutscher und Strategieexperimente.

Dreimal Petty in den Top 10

Kyle Busch

Kyle Busch demolierte seinen Toyota Camry später nach Kräften Zoom

Juan Pablo Montoya (6.) und seine Earnhardt/Ganassi-Crew gaben vor dem Rennen wiederholt zu Protokoll, dass man den "Race for the Chase" an erster Stelle sehen würde. So trat der Kolumbianer auch auf, denn obwohl Montoya bei einigen Restarts immer wieder die Nase seines EGR-Chevys in Richtung Stewart und einem möglichen Top-3-Resultat steckte, zog er wenige Kurven später beim Konter ungewöhnlich brav zurück.

Während ein defensiver Montoya also vor allem an die Punkte dachte, lieferte A.J. Allmendinger das genaue Gegenteil ab. Ein Plattfuß samt Speeding-Penalty, und später eine Pirouette inklusive Rundenverlust hinderten den Petty-Dodge mit der Startnummer 44 nicht daran, am Ende zur Stelle zu sein. Angesichts seines abenteuerlichen Rennens ist Platz sieben eine bärenstarke Leistung.

Überhaupt war Richard Petty Motorsports das Team der Stunde, denn neben Sieger Kahne und Allmendinger fuhr auch noch Elliott Sadler als Zehnter in die Top 10. Nach dem Atlanta-Erfolg von Kurt Busch ist der Kahne-Triumph erst der zweite Dodge-Sieg der Sprint-Cup-Saison 2009 - sicherlich ein angenehmes Gefühl für den zuletzt so gebeutelten Chrysler-Konzern.

Clint Bowyer mogelte sich einmal mehr auf Platz acht. Auch der Childress-Pilot war im Rennverlauf in einige Scharmützel verwickelt, doch wie im Vorjahr (Rang vier) entpuppte sich Bowyer in Sonoma als sehr effektiv und hielt in den Schlussrunden sogar Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) auf Distanz.

Montoya im Chase - Papis im "Pech"

Brian Vickers

Startgedrängel: Brian Vickers vor Kyle Busch und Kasey Kahne Zoom

Gordon wiederum erlebte bei seinem Heimrennen eine wahre Achterbahnfahrt: Unzufrieden mit dem Handling des Autos steuerte der fünfmalige Sonoma-Sieger früh die Boxen an und kassierte später ebenfalls eine Speeding-Penalty. Zu allem Überfluss fielen seiner Crew bei einem weiteren Stopp einige Radmuttern von der Felge, was Gordon am Ende einen Kraftakt abrang: In der Green-White-Chequered-Verlängerung katapultierte er sich noch von Rang zwölf auf neun.

Der große Leidtragende dieser zwei Extrarunden war Max Papis. Der Italiener zeigte in seinem Germain-Toyota ein blitzsauberes Rennen und steuerte einem zehnten Platz - und damit seinem ersten Top-10-Resultat überhaupt - entgegen. Doch der durch Boris Said ausgelöste Dreher von Scott Speed samt anschließender Verlängerung machte "Mad Max" einen Strich durch die Rechnung. Papis musste nach dem letzten Restart Gordon und Patrick Carpentier (Waltrip-Toyota; 11.) ziehen lassen und landete am Ende "nur" auf Rang zwölf.

Eben diese Position nimmt derzeit Montoya in der Sprint-Cup-Gesamtwertung ein. Wäre nach Sonoma Schluss mit der Playoff-Qualifikation, stünde der Kolumbianer also tatsächlich im NASCAR-Chase! Allerdings nur denkbar knapp, denn Sieger Kahne lauert nur drei winzige Zähler hinter dem Kolumbianer.

Der Kampf um die Chase-Plätze nimmt also massiv an Fahrt und Dichte auf. In zehn Rennen wird der Zwischenstrich gezogen, was Tony Stewart, Jeff Gordon und Jimmie Johnson inzwischen fast schon egal sein kann. Dieses Triumvirat hat sich in der Gesamtwertung abgesetzt und kann in aller Ruhe nach New Hampshire blicken: In Loudon macht der NASCAR-Tross am kommenden Wochenende Station.