• 24.08.2008 05:48

  • von Pete Fink

Bristol-Spektakel: Carl Edwards ringt Kyle Busch nieder

Der Titelkampf zweier Rivalen ist bereitet - Carl Edwards rang Kyle Busch mit einem beinharten Manöver nieder, die Antwort ließ nicht lange auf sich warten

(Motorsport-Total.com) - Alle Zutaten für ein Playoff-Duell zwischen Carl Edwards und Kyle Busch sind spätestens nach dem Sharpie 500 zusammen: Die beiden großen Titelrivalen beharkten sich 500 Runden lang knüppelhart, bevor Edwards 30 Runden vor dem Ende mit einem leichten Anklopfer Kyle Busch überrumpelte.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards feierte in Bristol Saisonsieg Nummer sechs standesgemäß

Doch der Tabellenführer zahlte dieses Manöver gleich zweimal mit gleichen Waffen zurück, was ihm aber außer Platz zwei nur eine Vorladung zur Rennleitung einbrachte, denn die zweite Aktion geschah bereits auf der Auslaufrunde, als er sichtlich erbost ohne größeres Bremsmanöver dem Roush-Ford von Edwards in die Seite fuhr.#w1#

Das Samstagabend-Rennen von Bristol gilt völlig zu Recht als die verrückteste NASCAR-Party des Jahres: Über 160.000 Zuschauer bevölkern eine nur 800 Meter lange Kampfarena, auf der sich 43 Sprint-Cup-Piloten mit jeweils über 800 PS starken V8-Boliden einen beinharten Kampf mit jeder Menge Temperament liefern.

Die goldene Regel auf dem Bristol Motor Speedway lautet schlicht und ergreifend, die 500 superschnellen Short-Track-Runden so heil wie möglich zu überstehen. Doch für gewöhnlich erreicht dieses Unterfangen bei weitem nicht die gesamte Sprint-Cup-Prominenz - und die spektakuläre Ausgabe des Nachtrennens anno 2008 bildete in dieser Reihe keine Ausnahme.

Frühes Favoritensterben - Montoya zäh

Carl Edwards

Polesetter Carl Edwards verteidigte in Bristol seinen Startplatz souverän Zoom

Es begann schon vor der Grünen Flagge: NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. sah auf der oberen Spur eine Lücke, und kassierte gleich zu Rennbeginn eine Durchfahrtsstrafe wegen Überholens noch vor der Startlinie. Er verlor daher früh eine ganze Runde, die er im Rennverlauf nie mehr aufholen konnte.

Noch schlimmer erwischte es kurz darauf Jimmie Johnson nach einem Lackaustausch mit dem Phoenix-Chevrolet von Sterling Marlin. Johnson verlor satte 13 Runden und war nach nicht einmal 40 der 500 Umläufe damit hoffnungslos zurückgeworfen, während an der Spitze des Feldes Polesetter Carl Edwards und Jeff Gordon ein Höllentempo vorlegten.

Schnell waren die Spitzenreiter auch auf Juan Pablo Montoya aufgelaufen, der sich wiederum mit allen Mitteln gegen die anstehende Überrundung wehrte. Von hinten kam Kyle Busch angeschossen - und sagte "Danke Schön": Während sich Edwards und Gordon viele Runden lang ihre Zähne am äußerst hartnäckigen Kolumbianer ausbissen, stahl sich Kyle Busch relativ unbehelligt ganz innen an diesem mit sich selbst beschäftigten Trio vorbei in Front.

Immerhin 97 Runden lang wurde in typischer Bristol-Manier beinhart, aber sauber und unfallfrei am Stück unter Grüner Flagge gekämpft, bevor Martin Truex Jr. (DEI-Chevrolet) nach einem Reifenschaden den unglücklichen Red-Bull-Toyota von A.J. Allmendinger aufs Korn nahm.

Massenkarambolage in Runde 217

Kasey Kahne Evernham

Crash: Bittere Pille für Kasey Kahne und Gillett Evernham Motorsports Zoom

Neben dem Spitzentrio Kyle Busch, Edwards und Jeff Gordon machte vor allem der orange Gibbs-Toyota von Tony Stewart auf sich aufmerksam: Nach 150 Umläufen tauchte die Nummer 20 bereits in den Top 5 auf, obwohl der zweifache NASCAR-Champion und zukünftige Teambesitzer Stewart nur aus Position 28 heraus gestartet war.

Außerdem fuhren alle drei Childress-Chevrolet von Kevin Harvick, Jeff Burton und Clint Bowyer in den Top 10, dazu der dritte Gibbs-Toyota von Denny Hamlin, sowie die beiden Dodge Charger von Ryan Newman (Penske) und Kasey Kahne (Evernham). Von den Roush-Ford war - mit der Ausnahme Edwards natürlich - weit und breit nichts zu sehen.

Burton wurde anschließend das nächste prominente Bristol-Opfer, als er unschuldig in eine Kettenreaktion zwischen Marlin, Stewart und Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge) verwickelt wurde. Dem Bristol-Frühjahrssieger fuhr Joe Nemechek (Furniture-Row-Chevrolet) ins Heck, was Burtons Childress-Chevrolet aus dem Rennen nahm.

Der nächste klassische Bristol-Crash geschah in Runde 217 - und dieser hatte größere Ausmaße: Michael Waltrip und Casey Mears gerieten aneinander und zogen Clint Bowyer, Hornish Jr., Kasey Kahne, Denny Hamlin, Reed Sorenson und Robby Gordon in Mitleidenschaft.

Edwards nach den Restarts stark

Carl Edwards

Carl Edwards übte 500 Runden lang Druck auf Kyle Busch aus Zoom

Diese in NASCAR-Jargon "Big One" genannte Massenkarambolage blockierte die enge Fahrbahn und den Offiziellen blieb nichts anderes übrig, als eine Rote Flagge auszugeben. Johnson, Burton, Kahne - die Liste der in Mitleidenschaft gezogenen Chase-Kandidaten war bereits vor Rennhalbzeit richtig gut gefüllt.

Bowyer - mit leicht verbogener Spur - und Hamlin erlitten dabei nur Streifschüsse und hielten mit ihren lädierten Boliden das Spitzentempo mit. Der Kahne-Ausfall war auch eine gute Meldung für Roush-Youngster David Ragan, der in seinem BackUp-Auto von ganz hinten startete, gegen Rennmitte jedoch bereits wieder an die Türe zu den Top 10 klopfte.

Den Gibbs-Toyotas konnte das ganze Durcheinander herzlich egal sein: Neben Leader Kyle Busch befanden sich auch Hamlin und Stewart in den Top 5, lediglich Carl Edwards und Jeff Gordon mischten zur Halbzeit in der Toyota-Party von Bristol mit.

Mit zunehmendem Rennverlauf wurde auch ersichtlich, dass Kyle Busch vor allem auf den Long-Runs erhebliche Vorteile gegenüber Edwards hatte, was den Roush-Ford besonders in den Phasen nach den Restarts zunehmend aggressiv zu Werke gehen ließ.

Bittere Rivalität kocht hoch

Kyle Busch Carl Edwards

Kyle Busch und Carl Edwards - hat in Bristol eine Rivalität begonnen? Zoom

46 Runden vor dem Ende kam dann nach einer längeren Grünphase wieder eine Debris-Caution, die einen Benzinpoker unmöglich machte. Kyle Busch, Carl Edwards, Jeff Gordon und Kevin Harvick lautete die Reihenfolge der Top 5, als es in das Bristol-Finale ging.

Dieses sollte es dann in sich haben, denn Edwards machte nun richtig Druck. 30 Runden vor dem Ende legte er sich Kyle Busch in Turn 1 zu Recht, brachte seinen Kontrahenten mit einem ganz leichten Anklopfer aus dem Rhythmus und schob die Nase seines Ford Fusions in Front.

Kyle Busch wollte nur eine Gerade später kontern, doch Edwards hielt seine Spur knallhart. Pech für Kyle Busch, denn auch sein Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin schlüpfte durch, und es dauerte ganze zehn Runden, bis die beiden Toyota Camrys die Reihenfolge wieder in Ordnung bringen konnten.

Doch zu diesem Zeitpunkt war Carl Edwards bereits eine Sekunde enteilt und gewann nach 2007 sein zweites Bristol-Nachtrennen in Folge. Kyle Busch konnte seinen zweiten Platz nur schwer verkraften, und gab dem Edwards-Ford nach dem Überqueren der Ziellinie einen kräftigen Schubser, den Edwards prompt konterte - Bristol lässt die Sicherungen nach wie vor auf Starkstrom glühen.

Harter Kampf um die Chase-Plätze

Kyle Busch

Kyle Busch hatte in Bristol trotz 415 Führungsrunden das Nachsehen Zoom

Hamlin wurde guter Dritter vor Kevin Harvick, der Jeff Gordon niederrang, während Ryan Newman einen ungefährdeten sechsten Platz holte. Clint Bowyer kämpfte mit verbogener Spur wie ein Löwe und hielt als Siebter Tony Stewart hinter sich. Mit Matt Kenseth und David Ragan rundeten zwei weitere Roush-Ford die Top 10 ab.

Juan Pablo Montoya ereilte ein ähnliches Schicksal wie Dale Earnhardt Jr.: Der Kolumbianer hing nach seiner Überrundung fest und bekam in keiner der Gelbphasen den "Lucky Dog". Am Ende rangierte Montoya als 19. einen Platz hinter dem NASCAR-Superstar.

Eine weitere Position zurück brachte ein unauffällig agierender Brian Vickers seinen Red-Bull-Toyota auf Platz 20 ins Ziel. Sein unglücklicher Teamkollege A.J. Allmendinger wurde nach langer Reparaturpause chancenloser 34.

Im Kampf um Platz zwölf spitzen sich die Dinge zu: Kasey Kahne rutschte von Gesamtplatz elf auf 14 ab, während Hamlin, Bowyer und Ragan je eine Position vorrücken konnten. Allerdings sind die Abstände minimal, denn Platz elf und 14 trennen zwei Rennen vor der Chase-Entscheidung keine 100 Punkte.