E-Motorrad-Rennen kommen: MotoGP bleibt beim Verbrenner

In naher Zukunft wird im Rahmen der MotoGP eine Elektroserie fahren - Die drei Grand-Prix-Klassen bleiben vorerst (noch) beim Viertaktmotor

(Motorsport-Total.com) - Der Motorsport befindet sich in einem großen Umbruch. Vor allem im Automobilsektor stellten in den vergangenen Wochen und Monaten die Konzerne die Weichen für die Zukunft. Audi, BMW, Mercedes und Porsche werden sich in Zukunft in der Elektrorennserie Formel E engagieren, wo auch schon andere namhafte Hersteller dabei sein. Dafür wird Mercedes aus der DTM aussteigen und Porsche aus der Langstrecken-WM. Die großen Automobilhersteller handeln auch auf Druck der Politik. Nach Frankreich legte sich auch Großbritannien fest, bis 2040 Verbrennungsmotoren von den Straßen zu verbannen.

Titel-Bild zur News: Guy Martin, Mugen

Mit diesem Elektromotorrad dominiert die japanische Firma Mugen die TT-Zero Zoom

Mit der Formel E hat der Automobilweltverband FIA eine Motorsportbühne für die Hersteller geschaffen. Und auch FIM und Dorna wollen in Zukunft im Rahmen der MotoGP eine Serie mit Elektromotorrädern einführen. "Wir erwägen aber keinen Elektromotor für eine der drei Grand-Prix-Klassen", hält MotoGP-Technikdirektor Corrado Cecchinelli bei 'Crash.net' fest. "Wir denken über eine eigenständige Einheitsserie nach, die bei wenigen MotoGP-Events ausgetragen wird."

Noch steckt dieses Projekt in den Kinderschuhen. Es werden Partner gesucht und über Umsetzungen nachgedacht. "Zunächst müssen wir schauen, ob die Chance besteht, im geplanten Zeitrahmen ein vernünftiges Rennen mit Elektromotorrädern umzusetzen. Wir sprechen mehr oder weniger von 2019. Besteht die Chance, dass sie dann auf der Strecke sind? Es sieht danach aus", meint Cecchinelli, der bis Ende 2010 für Ducati gearbeitet hat und seither als Technikdirektor die Verbindung zwischen Herstellern und Dorna, FIM, MSMA und IRTA ist.

Eine Spielwiese für Elektromotorräder ist seit einigen Jahren die TT-Zero auf der Isle of Man. Auch wenn das Teilnehmerfeld überschaubar ist, so sind über die Jahre Fortschritte bei der Leistungsfähigkeit messbar. Vor allem Mugen setzt auf die TT-Zero und betreibt Forschung und Entwicklung wie ein großes Werksteam. In Zusammenarbeit mit Honda wird das Projekt auch finanziell auf höchstem Niveau betrieben. Seit 2014 dominiert Mugen die Konkurrenz, die sich hauptsächlich aus Forschungsteams von Universitäten zusammensetzt.

Während es bei der TT Zero zumindest theoretisch Konkurrenzkampf gibt, will die MotoGP für die eigene Elektroserie auf Spec-Motorräder zurückgreifen. "Das ist aus mehreren Gründen interessant", erläutert Cecchinelli die Hintergründe zu diesem Gedankengang: "Wir leben in der realen Welt und sehen, was alles passiert. Deswegen ist es vernünftig, auf die einfachste Weise zu beginnen, nämlich mit einer Einheitsserie." Wenn alle Teilnehmer das gleiche Material haben, kann den Zuschauern eine Show geboten werden.


TT Zero: Onboard mit dem E-Motorrad

Behutsam will man diese Serie wachsen lassen, das Hauptaugenmerk wird auch weiterhin auf der MotoGP beziehungsweise dem Unterbau Moto2 und Moto3 liegen. "Wir hoffen, dass andere Hersteller an unsere Türe klopfen werden, wenn wir mit einer Einheitsserie beginnen. Dann könnten wir die Serie zum Beispiel in drei Jahren öffnen. Selbst der potenzielle Sieger mit einem Einheitsmotorrad könnte glücklicher wein, wenn er Konkurrenz hat."

Vor allem in Asien und speziell in China hat sich ein riesiger Markt für Elektroroller entwickelt. Schätzungen zufolge sollen in China mehr als 200 Millionen E-Mopeds auf den Straßen unterwegs sein, Tendenz steigend. Alleine in der Volksrepublik soll dieser Industriezweig rund 28 Milliarden Euro groß sein. Allerdings gibt es in China mehrere Millionenstädte, die den Boom der Elektroroller beschränken wollen, weil auf den Straßen Chaos herrscht und es zu viele Unfälle gibt.