• 21.05.2017 08:39

  • von Maria Reyer & David Emmett

"Kann man nicht ausblenden": MotoGP fährt für Nicky Hayden

Die MotoGP-Stars wollen den Grand Prix von Frankreich dem schwer verunglückten Nicky Hayden widmen - Schwierig, Fokus beizubehalten - Erinnerungen an Salom

(Motorsport-Total.com) - Die Betroffenheit über das Schicksal von Superbike-Pilot Nicky Hayden im MotoGP-Fahrerlager in Le Mans ist weiterhin ungebrochen groß. Seine Ex-Kollegen haben sich nach dem Qualifying abermals über das Thema unterhalten. Dabei stand vor allem die Frage im Vordergrund, wie man mit solch schlechten Nachrichten nun das Rennen am Sonntag bestreiten soll. Die Konzentration voll und ganz auf den Grand Prix von Frankreich zu lenken, werde nicht einfach - da sind sich alle Toppiloten einig. "Wir wollen ein gutes Rennen für Nicky und seine Familie fahren. Das ist alles, was wir für ihn tun können", weiß auch dessen Ex-Teamkollege und Freund Valentino Rossi.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Nicky Hayden

Valentino Rossi weiß: "Gutes Rennen ist alles, was wir für Nicky tun können" Zoom

"Es wird schwierig", glaubt Polesetter Maverick Vinales in der Pressekonferenz. Der Spanier fühlt sich auch an die Ereignisse vor einem Jahr erinnert, als Moto2-Pilot Luis Salom bei einem Unfall in Barcelona tödlich verunglückte. "Schon nachdem das mit Luis passiert ist, war es wirklich schwierig, ein Rennen zu fahren. Man hat viele Dinge im Kopf und ist nicht zu hundert Prozent konzentriert", gibt der Yamaha-Neuling zu. "Aber wir können nur ein gutes Rennen fahren und es ihm widmen", stimmt er mit seinem Teamkollegen überein. "Wir senden all unsere Wünsche für seine Genesung an ihn."

Hayden war nach einem Fahrradunfall am Mittwoch mit schweren Gehirnverletzungen im Maurizio Bufalini Hospital im italienischen Cesena ins künstliche Koma versetzt worden. Sein Zustand sei nach wie vor "sehr kritisch", so das letzte Update aus dem Krankenhaus. Der Ex-Honda- und Ducati-Teamkollege von Rossi kämpft auch in diesen Stunden weiterhin um sein Leben. "Das ist etwas, an das man ständig denken muss", gibt der neunfache Weltmeister zu.

Rossi: "Wollen Nicky ein gutes Rennen widmen"

Der "Doktor" weiß aber auch, dass die MotoGP-Piloten rein gar nichts für den Ex-Champion tun können. "Wir müssen uns konzentrieren und ein gutes Rennen fahren. Wir müssen ein gutes Resultat einfahren, was für Nicky leider nicht sehr wichtig sein wird. Aber ein gutes Rennen wollen wir ihm widmen", pflichtet er Vinales bei.


Fotos: MotoGP in Le Mans


Auch der drittplatzierte Tech-3-Pilot Johann Zarco erinnert sich an das schwarze Barcelona-Wochenende. Damals war er selbst noch in der Moto2 aktiv. Der Tod seines Kameraden Salom hat den Franzosen schwer getroffen. "Das war sehr schwierig für mich. Das war der Fahrer, gegen den ich die meiste Zeit meiner Karriere gekämpft habe. Nicky kenne ich nicht so gut, wie ich Luis kannte. Du musst aber fokussiert bleiben und dir in deinem Raum vor dem Rennen etwas Zeit für dich nehmen." Ein leerer Kopf und voller Fokus auf das Rennen seien extrem wichtig, so der Franzose. "Es war sehr schwierig im Vorjahr, jetzt kann ich es besser kontrollieren."

Doch völlig ausblenden lässt sich das Schicksal von Hayden nicht, glaubt zumindest Cal Crutchlow. Der Brite ist ebenso gut mit dem US-Amerikaner befreundet. "Ich kenne niemanden hier, der nicht mit ihm befreundet ist." Für Crutchlow gebe es dieser Tage kaum ein anderes Thema: "Es ist das Letzte, an das du denkst, bevor du schlafen gehst und das Erste, wenn du am Morgen aufwachst, um zu schauen, ob es Neuigkeiten gibt. Das ist eine traurige Situation."

Crutchlow verärgert über Fake News: "Das ist einfach lächerlich!"

Der Honda-Pilot ist schockiert, dass ausgerechnet Hayden Opfer eines banalen Radunfalls geworden ist: "Ich bin oft mit ihm zusammen Rad gefahren. Er fährt sicher und weiß, was er tut. Man denkt gar nicht daran, dass so etwas passieren kann. Ich sitze jeden Tag auf dem Rad. Da denke ich doch nicht daran, dass ich von einem Auto erfasst werden könnte. Das ist sehr traurig." Er bestätigt auch, das Hayden immer mit Helm unterwegs war.

Über die geschmacklosen Falschmeldungen über Haydens Gesundheitszustand (selbst sein Tod wurde bereits verkündet), die seit gestern im Internet kursierten, kann sich Crutchlow nur aufregen. "Das ist einfach lächerlich. Viele Leute wollen über Sportler, die in gewisser Weise auch berühmt sind - Nicky vor allem in den Staaten -, Geschichten erfinden. Sie wissen aber rein gar nichts. Außer das Krankenhaus oder seine Familie teilt etwas mit. Man kann einfach gar nichts schreiben. Es ist besser, wenn man seine Familie und Freunde an seine Seite lässt und es ihnen überlässt, wann sie etwas sagen wollen. Das geht sonst niemanden etwas an", stellt er erbost klar.