• 01.02.2017 13:22

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Zuversicht bei Ducati: Jetzt zählt Detailarbeit

Nach dem Sepang-Test glaubt Jorge Lorenzo an Rennsiege - Andrea Dovizioso lobt die Konkurrenzfähigkeit - Es müssen aber noch Fortschritte gelingen

(Motorsport-Total.com) - Der Aufwand des Ducati-Werksteams beim MotoGP-Wintertest in Malaysia war enorm. Neben den beiden Werksfahrern Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso waren auch die Testfahrer Michele Pirro und Casey Stoner im Einsatz. Dazu arbeitete auch Danilo Petrucci im Pramac-Team mit der 2017er Desmosedici. Am Mittwoch war Dovizioso als Dritter der schnellste Ducati-Fahrer, Stoner drehte 46 Runden und kam auf Rang sieben. Teamneuling Lorenzo fuhr die neuntschnellste Zeit. Diese Runde in 1:59.7 Minuten war auch die beste Leistung des Spaniers bei diesem Test. Sein Rückstand betrug nur noch vier Zehntelsekunden.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo musste in Sepang auch seinen Fahrstil umstellen Zoom

Die beiden Stammfahrer fuhren am dritten Tag Vergleiche zwischen der 2017er Ducati und der neueren Version mit der ominösen Box im Heck. "Mit dem neuen Bike bin ich sehr zufrieden, es gibt positive Aspekte", lobt Lorenzo. "Aber wir konnten es noch nicht optimal abstimmen, also gibt es noch Luft nach oben." Mit dieser neuen Version fuhr er zwei längere Runs. Die Zeiten waren konstant, aber schwierig zu vergleichen, da Rossi und Marquez keine Longruns absolvierten.

Trotzdem zieht Lorenzo ein positives Fazit: "Wieder ein guter Tag für uns. Die Position ist zwar nicht fantastisch, aber wir haben uns wieder gesteigert. Jedes Mal fühlt sich das Bike besser an. Es war gut, viele Runden zu fahren. Wir haben viele Informationen gesammelt und müssen an Details arbeiten. Zum Beispiel war die Einstellung der Elektronik nicht optimal. Gestern und heute habe ich es genossen. Mit diesem Motorrad muss man ganz anders fahren, man rutscht mehr und spürt die Power."

Casey Stoner

Auch als "Rentner" fährt Casey Stoner wie eh und je spektakulär Zoom

Seine beste Runde fuhr Lorenzo mit dem Medium-Reifen, eine fliegende Runde nahm er nicht in Angriff. Außerdem fungierte am Mittwoch Pirro als "Streckenanalyst", der sich genau Lorenzos Fahrstil ansah und versuchte, Tipps zu geben. "Ich bin sehr zufrieden und denke, dass wir ein sehr gutes Team bilden können", lobt Lorenzo den Italiener. Nach diesen drei Tagen ist sein Bild viel klarer, wie er die Ducati fahren muss und wie der aktuelle Stand ist.

Es gibt noch Luft nach oben: "Ich muss das Motorrad aggressiver fahren, mit dem Gas und auf der Bremse. Auch das Bike muss in gewissen Bereichen besser werden. Gigi und die Ingenieure wissen Bescheid. Es gibt aber auch viele starke Punkte, die uns in Zukunft helfen werden", so Lorenzo. "Es ist eine Frage der Zeit. Der erste Tag war ein kleiner Schock, ich habe länger gebraucht als erwartet. Die anderen beiden Tage waren deutlich besser."

Dovizioso: Turning etwas besser geworden

Große Zufriedenheit herrscht auf der anderen Seite der Ducati-Box. Dovizioso weiß, dass er in diesem Jahr eine große Chance hat. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl für das Motorrad", lacht der routinierte Italiener. "Ich kann spät bremsen und am Kurveneingang aggressiv sein. Unsere Basis ist sehr gut. Im Vergleich zu den Gegnern sind wir konkurrenzfähig. Aber wie im Vorjahr müssen wir noch etwas verbessern. Bis Katar kann sich noch viel verändern. Ich glaube, dass wir so wie die Konkurrenz noch Spielraum haben. Aber ich bin soweit zufrieden."

Ein großer Schwachpunkt bei Ducati war in den vergangenen Jahren das Umlenkverhalten ("Turning") in der Kurvenmitte. Ist das nun gelöst? "Ich finde, es ist besser, weil wir die Winglets nicht haben", meint Dovizioso. "Aber wir sind noch nicht so gut wie einige andere Bikes. Das ist einer der Bereiche, die wir noch verbessern müssen." Lorenzo experimentierte übrigens mit einer Daumenbremse für die Hinterradbremse. Sie soll vor allem in Rechtskurven im Scheitelpunkt eine kleine Hilfe sein.

Lorenzo glaubt: Siege sind möglich

Dovizioso verglich bei diesem Test vor allem die beiden Motorräder. Die Rundenzeiten waren mit beiden sehr ähnlich. Sein Crew-Chief Alberto Giribuola sagt: "Es gibt Unterschiede und wir wollen verstehen, welche Teile diese verursachen. Dovi fühlt sich sehr wohl. Wir hatten etwas Angst, die Winglets abzunehmen, denn es gibt mehr Wheelies. Dann nahmen wir Veränderungen an der Geometrie vor und es ist recht einfach zu fahren."


Fotos: Ducati, MotoGP-Test in Sepang


Lorenzo und Dovizioso sind sich einig, dass Ducati eine gute Basis hat, aber noch Fortschritte machen muss. Gelingt das, dann blickt Lorenzo der Saison optimistisch entgegen: "Wir sind noch weit von unserem Limit entfernt. Das ist gut, denn ich bin schon schnell", funkelt es in seinen Augen. "Wenn ich ans Limit komme, dann werde ich sehr, sehr schnell sein. Zumindest erwarte ich das. Das Team ist sehr professionell, mit Cristian (Gabbarini, Crew-Chief; Anm. d. Red.) ist die Zusammenarbeit sehr gut."

Und wie schätzt Lorenzo die Chancen ein, in diesem Jahr Weltmeister zu werden? "Mit weiteren Modifikationen, die kommen werden, können wir Rennen gewinnen. Für die Weltmeisterschaft weiß ich es nicht. Um mehrere Rennen zu gewinnen, müssen wir einige Dinge verbessern. Dann werden die Resultate kommen." Und Dovizioso ergänzt: "Ich hätte nicht erwartet, dass wir jetzt schon so konkurrenzfähig sind. Darüber bin ich sehr glücklich."