Regel-Schlupfloch gewährt Narrenfreiheit bei Innen-Winglets

Weil sich das Aero-Verbot in der MotoGP nur auf äußere Bauteile der Verkleidung bezieht, können die Teams im Innenbereich experimentieren - und das unbegrenzt

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Verbot von Winglets ab der MotoGP-Saison 2017 mussten die Hersteller kreativ werden, um den Verlust an Abtrieb durch andere Aerodynamik-Lösungen innerhalb des gegebenen Reglements zu kompensieren. Bei den jüngsten Testfahrten in Sepang und auf Phillip Island experimentierten einige Teams daher mit innenliegenden Flügelprofilen, denn diese sind, weil sie nicht von der Verkleidung abstehen, erlaubt.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Yamahas Design ermöglicht dank breiterer Verkleidung innenliegende Winglets Zoom

Der so erzeugte Abtrieb ist deutlich geringer als bei den herkömmlichen Winglets und macht sich nicht auf jeder Strecke gleich stark bemerkbar. So klagte etwa Ducati-Pilot Jorge Lorenzo in Australien darüber, den Verlust der bisherigen Winglets mehr zu spüren als noch in Sepang. Die schnelle und flüssige Strecke auf Phillip Island machte den Unterschied deutlicher, insbesondere in Anbetracht des Winds.

"Im sechsten Gang wird das Vorderrad unruhig und du musst das Gas früher zudrehen. Sepang war mehr Stop-and-go, dort haben wir es nicht so sehr gemerkt", erklärt Lorenzo gegenüber 'Autosport'. Bei seinem ersten Ritt auf der Ducati war er im November 2016 noch mit Winglets an der Verkleidung gefahren. Der Spanier weiß: "Ducati war hier am fortgeschrittensten und hat mit den neuen Regeln einen seiner Vorteile verloren."

Yamaha mit Innen-Winglets - Suzuki und Aprilia ziehen nach

Deshalb gilt es als sicher, dass Ducati spätestens in Katar mit einer innenliegenden Lösung auffahren wird. Bisher hält der italienische Hersteller seine Karten verdeckt. Doch die Verkleidung, die Casey Stoner und Andrea Dovizioso in Sepang testeten, lässt vermuten, dass auch Ducati mit den Innen-Winglets plant. Bei Yamaha und in der Folge bei Suzuki und Aprilia waren entsprechende Anpassungen bereits offener zu sehen.

MotoGP-Technikdirektor Danny Aldridge stellte bereits klar, dass Entwicklungen dieser Art nicht nur erlaubt, sondern auch durchaus willkommen sind. Er animierte die Teams sogar dazu, die ihnen zur Verfügung stehenden Entwicklungsfreiheiten bestmöglich auszuschöpfen. Und diese sind größer, als zunächst angenommen. Nicht nur, dass sich das Verbot einzig auf äußere Bauteile mit aerodynamischer Relevanz bezieht.

Auch das Aerodynamik-Update, das alle Hersteller außer KTM nur einmal in der Saison vornehmen dürfen, erstreckt sich lediglich auf die äußere Oberfläche des Rahmens, nicht auf dessen Innenleben. Das heißt: Auch wenn die Verkleidungen zum Saisonstart in Katar auf den jeweiligen Fahrer homologiert werden und nur ein Update erlaubt ist, können Änderungen jederzeit erfolgen, sofern sie innenliegende Teile betreffen.

Innenliegende Teile laut MotoGP-Reglement beliebig variierbar

Gegenüber 'MotoMatters' bestätigt Technikdirektor Aldridge: "Es ist korrekt, dass ich ausschließlich die äußerlichere Form/das Profil kontrolliere. Das bedeutet, Yamaha kann das innere Gerüst theoretisch so oft verändern und anpassen, wie sie wollen." Das gilt selbstredend auch für alle anderen Teams, die mit Kühlungskanälen, Verkleidungsträgern und Ähnlichem im Innenraum beliebig experimentieren können.


Fotostrecke: Technische Details des Sepang-Tests

Die Grenzen für deren Weiterentwicklung legen sie sich durch das äußere Design selbst auf. Denn je nachdem, wo die Kanäle auf der Außenseite ansetzen, kann innen in Bezug auf Position, Größe und Form mehr oder weniger modifiziert werden. Einzige Bedingung: Die Verkleidung muss eine geschmeidige, ins sich geschlossene Linie ergeben und darf die maximale Breite von 600 Millimetern nicht überschreiten.