• 02.02.2017 08:05

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Alvaro Bautista überrascht in Sepang mit der Vorjahres-Ducati

Alvaro Bautista (Aspar) zeigt in Sepang mit der Vorjahres-Ducati starke Rundenzeiten - Dagegen hat Hector Barbera (Avintia) mit der GP16 weiterhin Mühe

(Motorsport-Total.com) - "Ich konnte pushen und fühlte mich auf dem Motorrad gut", zieht Alvaro Bautista ein zufriedenes Fazit nach den drei Testtagen in Malaysia. "Auch die Rundenzeiten waren gut, also bin ich happy." Der Spanier zählte zu den positiven Überraschungen in Sepang. Bautista fuhr schnelle Runden und zeigte auch eine gute Pace bei längeren Versuchen. Damit war er klar der beste Ducati-Privatfahrer, denn Avintia konnte sich nicht so sehr in Szene setzen, während die Pramac-Mannschaft deutlich hinter den Erwartungen blieb.

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista setzte sich in Sepang mit der alten Ducati in Szene Zoom

Bautista beendete den Montag auf Platz vier und den Dienstag auf Rang drei. Am abschließenden Mittwoch fuhr der 125er-Weltmeister von 2006 mit 1:59.628 Minuten seine persönliche Bestzeit. Das bedeutete Position sechs mit weniger als drei Zehntelsekunden Rückstand auf die Spitze. "Es waren drei sehr positive Tage", lacht der Neuling im Aspar-Team. Nach Suzuki, Honda und Aprilia ist die Ducati das vierte MotoGP-Bike in seiner Karriere.

Vom Material her ist Bautista gut aufgestellt, denn er fährt mit der Desmosedici von 2016. "Es ist das gleiche Motorrad, mit dem die Werksfahrer die Saison beendet haben. Es ist ein komplettes Bike. Der Motor ist stark und sanft, auch das Handling ist gut", lobt er das italienische Fabrikat. Der einzige Unterschied zum Vorjahr sind die fehlenden Winglets. Das wirkt sich in einem Bereich aus: "Den Kurvenausgang müssen wir noch verbessern, das geht allen Ducati-Fahrern so." Hauptaugenmerk war in Sepang die Arbeit mit der Elektronik für die Leistungsentfaltung des Motors.

"Die Ducati muss man mehr mit dem Hinterreifen fahren", ist Bautista schon bei den November-Tests in Spanien aufgefallen. "Man muss seinen Fahrstil darauf einstellen. Es ist aber nicht einfach, das von einem Tag auf den anderen zu machen. Dieses Motorrad passt gut zu meinem Fahrstil, ich fühlte mich schon am ersten Tag sehr wohl." Im Gegensatz zur Aprilia in den vergangenen beiden Jahren, kann sich Bautista nun komplett auf das Setup konzentrieren. Er muss keine Chassis, Schwingen und so weiter testen und vergleichen.

Offene Frage: Gibt es neue Teile für die GP16?

Offen ist, ob Aspar im Laufe der Saison neue Teile von Ducati erhalten wird. Schon im Vorjahr starteten die Kundenfahrer stark und fielen dann über das Jahr gesehen immer weiter zurück. "Ich weiß es nicht", grübelt Bautista über die Möglichkeit von Upgrades. "Als ich für Aspar unterschrieben habe, hat mir Gigi (Dall'Igna; Anm. d. Red.) versichert, dass sie alle Kundenteams unterstützen werden. Wenn ich in den Rennen vorne dabei bin, sind die Chancen vielleicht größer etwas zu bekommen. Das ist mein Ziel."

Besonders auffällig waren in Sepang die Longruns von Bautista. Er fuhr oft mit gebrauchten Reifen und blieb dabei regelmäßig unter 2:01 Minuten. Vielen Fahrern gelang das nicht. "Wir haben seit Valencia nicht viel an der Abstimmung verändert", erläutert der 32-Jährige. "Das heißt, die Basis ist gut. Jetzt bin ich gespannt auf Phillip Island, wo die Strecke ganz anders ist. Dort werden wir sehen, ob wir viel verändern müssen. Wichtig ist, dass ich eine gute Basis habe und nicht für jede Strecke viel ändern muss."

Karel Abraham

Karel Abraham ist zurück und fährt bei Aspar die Ducati von 2015 Zoom

Ebenfalls achtbar aus der Affäre zog sich Teamkollege Karel Abraham, der nach einem enttäuschenden Jahr in der Superbike-WM zurück in der Königsklasse ist. Der Tscheche landete am Mittwoch mit einer Sekunde Rückstand auf Platz 17. "Generell waren es drei positive Tage. Ich habe meine Rundenzeit ständig verbessert. Ich denke, ich war am Ende schneller, als man erwarten konnte", meint Abraham zu seiner Leistung. "Wir haben viel getestet und es scheint zu funktionieren. Mein Gefühl ist sehr gut, es waren produktive Tage."

Avintia: Barbera findet für die GP16 kein Gefühl

Abraham fährt ein älteres Ducati-Modell als Bautista. Dafür steht Hector Barbera im Avintia-Team auch eine Vorjahresmaschine zur Verfügung. Die GP16 fuhr er bereits im Herbst, als er im Werksteam den verletzten Andrea Iannone ersetzte. Insgesamt blieb Barbera in Sepang hinter den Erwartungen zurück. Seine beste Zeit fuhr der Spanier am Dienstag und war dabei deutlich über der zwei Minuten Marke. Am Mittwoch stürzte Barbera am Nachmittag bei etwa 170 km/h in Kurve 5 und konnte am Ende nicht mehr auf Zeitenjagd gehen.

Im Gegensatz zu Bautista hat Barbera zur GP16 noch kein gutes Gefühl gefunden, wie er berichtet: "Ich erhalte nicht genug Feedback vom Vorderreifen. Das ist momentan die größte Einschränkung. Mir fehlt das richtige Gefühl. Wir haben viel ausprobiert, aber am Ende bin ich gecrasht. Normalerweise stürze ich nicht oft, aber mit diesem Motorrad ist das anders. Ich bin auch gestürzt, als ich für das Ducati-Team im Vorjahr gefahren bin. Damals klappte mir in beiden Rennen das Vorderrad ein, jetzt war es genauso."

Hector Barbera

Kein Gefühl für das Vorderrad: Hector Barbera stürzte am Mittwoch in Kurve 5 Zoom

Deswegen stand Barbera am Mittwoch etwas ratlos in seiner Box. "Wir müssen arbeiten, damit das Gefühl für das Vorderrad besser wird. Wir versuchen so wie im Vorjahr zu arbeiten, aber dieses Motorrad ist komplett anders. Für den nächsten Test in Australien müssen wir neu starten. Bezüglich der Rundenzeiten fehlt mir nur eine Sekunde auf die Spitze. Das ist nicht schlecht. Jetzt müssen wir für Phillip Island die richtige Richtung finden, damit wir für das erste Rennen bereit sind."

In der Avintia-Box wurde dennoch gefeiert, denn Loris Baz wurde am Mittwoch 24 Jahre alt. Der Franzose muss wie Abraham im Aspar-Team mit einer älteren Ducati-Version (GP15) auskommen. 1,5 Sekunden Rückstand und Platz 20 versüßten seinen Geburtstag nicht. "Generell war der Test ganz gut", fasst Baz zusammen. "Am Dienstag haben wir viel probiert, aber es war nicht wie erwartet. Am Mittwoch lief es dann viel besser. Meine schnellste Runde fuhr ich zu Mittag, als es heißer war, mit einem zehn Runden alten Reifen. Abgesehen vom zweiten Tag war das Gefühl für das Motorrad gut. Mein Fahrstil muss noch sanfter werden, auch mit vollem Tank müssen wir noch arbeiten." Phillip Island, wo der nächste Test stattfindet, zählt zu den Lieblingsstrecken des Franzosen.