Elektronik: Superbike-WM die neue Spielwiese der Hersteller?

Einheitselektronik in der MotoGP, Freiheiten in der Superbike-WM: Ducati und Yamaha haben gute Argumente für die Engagements in der Superbike-WM

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren machten die Hersteller bei der Entwicklung der Elektronik große Fortschritte. Launch-Control, Traktionskontrolle und Anti-Wheelie-Kontrolle sind bei modernen Sportmotorrädern Standard. Seit 2016 können die Hersteller ihre Entwicklung aber nicht mehr in der MotoGP vorantreiben, denn Magneti Marelli stellt Honda, Yamaha, Ducati und Co. eine Einheitselektronik bereit, die laut Reglement verwendet werden muss. Sowohl die Hardware als auch die Software kommen von Magneti Marelli.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea

Offenes Reglement: In der Superbike-WM gibt es noch keine Einheitselektronik Zoom

Im Gegensatz zur MotoGP haben die Hersteller in der Superbike-WM größere Freiheiten. "Aktuell ist die Entwicklung der Superbike-Elektronik für uns sehr wichtig, weil man im Gegensatz zur MotoGP-Elektronik daran arbeiten kann", bestätigt Ducatis Superbike-Projektleiter Ernesto Marinelli im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Ducati war der erste Hersteller, der bei einem Serienmotorrad eine Traktionskontrolle einsetzte. "Die Elektronik ist aktuell sehr wichtig für die Serienproduktion. Es geht nicht zwingend um die Performance sondern eher um die Fahrbarkeit und um die Sicherheit", erklärt Marinelli, der weiß, dass auch andere Hersteller die Superbike-WM nutzen, um die Elektronikentwicklung voranzutreiben.

Wie wichtig ist die Superbike-WM für Yamaha?

Alex Lowes

Mangelt es dem Crescent-Yamaha-Team an Unterstützung aus Japan? Zoom

Kawasaki und Yamaha gehören offensichtlich dazu. Doch bei Yamaha muss man hinterfragen, wie ernst die Rennabteilung das Superbike-WM-Projekt nimmt. Vor etwas mehr als einem Jahr einigten sich die Japaner mit dem Crescent-Team auf eine Kooperation. Die ehemalige Suzuki-Mannschaft kümmert sich seit der Saison 2016 um die Durchführung der Renneinsätze. Yamaha-Europa betreut das Projekt. Mangelt es an technischem Support aus Japan?

"Ich würde das komplette Gegenteil behaupten", kommentiert Teammanager Paul Denning. "Yamaha-Europa betreut das Projekt. Das ist auch bei der WEC und beim Motocross der Fall. Yamaha-Europa strebte zu Saisonbeginn an, das Werk mehr und mehr zu involvieren." Laut dem Crescent-Yamaha-Teammanager gibt es einige Anzeichen, die verdeutlichen, dass es Yamaha-Japan ernst meint. Dazu zählt unter anderem der Umgang mit Alex Lowes.


Fotos: Superbike-WM-Test in Aragon


"Alex half ihnen beim Rennen in Suzuka. Sie gaben ihm die Chance in der MotoGP. Das war ein Beweis dafür, wie hoch sie das Niveau der Fahrer in dieser Meisterschaft einschätzen", ist Denning überzeugt und fügt hinzu: "Es gibt einige Komponenten für die Saison 2017, um die sich Yamaha selbstständig kümmert und selbst entwickelt. Das macht uns sehr viel Mut."

Ronald ten Kate ist skeptisch

Ronald ten Kate

Kontrovers: Ronald ten Kate hat eine andere Meinung als Paul Denning Zoom

Stefan Bradls neuer Teamchef bezweifelt, dass sich Yamaha intensiver um die Elektronik des Superbikes kümmern wird. Die Ankündigungen von Denning sind laut Ronald ten Kate leere Versprechungen: "Das ist eine Geschichte, die erzählt wird, aber kein Fakt", bemerkt der Holländer und fragt sich: "Crescent meint, dass sich Yamaha bei der Entwicklung der Elektronik richtig reinhängt?"

"Ich sah in deren Box noch keinen japanischen Ingenieur, der sich mit der Software der Elektronik beschäftigt hat. Ich sah bisher nur europäische Mitarbeiter", berichtet ten Kate verwundert. Und wie schätzt er das Engagement von Ducati ein? Bezweifelt ten Kate, dass Ducatis Rennabteilung sich die Chance entgehen lässt, um in der Superbike-WM an der Elektronik zu tüfteln?

"Ich bin mir nicht sicher, ob Ducatis größte Fortschritte auf dem Gebiet der Elektronik gelangen. Ich denke, sie haben hauptsächlich den Motor verbessert. Sie haben nun mehr Leistung. Zudem ist die Struktur der Rennabteilung besser, seitdem Gigi Dall'Igna involviert ist. Mit Sicherheit brachte er einige gute Ideen zu Ducati", kommentiert ten Kate nüchtern.

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