Yamaha: Was läuft bei der Entwicklung der R1 schief?

Yamaha tritt in der Superbike-WM auf der Stelle: Teamchef Paul Denning analysiert die laufende Saison und betont, dass man 2017 um den WM-Titel kämpfen möchte

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Rennwochenende am Lausitzring befindet sich kein Yamaha-Pilot in den Top 10 der Fahrerwertung. Alex Lowes ist bei drei ausstehenden Rennwochenenden WM-Elfter, der vom Verletzungspech geplagte Sylvain Guintoli ist 13. der Fahrerwertung. In der laufenden Saison erlebte das Crescent-Team einige Rückschläge und verpasste die gesteckten Ziele deutlich.

Titel-Bild zur News: Alex Lowes

Die Yamaha R1 soll von den Erfahrungen der MotoGP-Maschine profitieren Zoom

Yamahas Superbike-Comeback verlief bisher extrem holprig. Von Siegen oder Podestplätzen waren die R1-Piloten zuletzt weit entfernt. Verletzungen und die stockende Entwicklung der R1 warfen das Crescent-Team immer wieder zurück. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Teamchef Paul Denning über Yamahas Superbike-Comeback und erklärt, was er in der kommenden Saison erreichen möchte.

Frage: "Wie schätzt du die laufende Saison ein?"
Paul Denning: "Wir sind wirklich unzufrieden, was die Ergebnisse angeht. Uns war bewusst, dass es nicht einfach wird, wenn Yamaha in die Superbike-WM zurückkehrt. Doch selbst wenn man das bedenkt, gelang es uns bisher nicht, die gesteckten Ziele zu erreichen. Es ist aber ein Langzeitprojekt und ich habe das Gefühl, dass wir in dieser Saison den Grundstein legen konnten für eine erfolgreiche Saison 2017."

Frage: "Was läuft bei der Entwicklung der Yamaha R1 schief?"
Denning: "Wir kommen Schritt für Schritt voran. Ein paar Bereiche konnten nicht so zügig vorangebracht werden, wie wir und Yamaha das vor der Saison hofften. Das ist aber normal, denn Yamaha fehlen seit Ende 2011 die Erfahrungen in dieser Serie. Es ist schwierig, die Situation einzuschätzen, wenn man nicht teilnimmt. Man muss involviert sein und gegen die anderen Fahrer und Hersteller antreten. Ducati steigerte sich in den vergangenen Jahren deutlich und Kawasaki bewegt sich konstant auf einem sehr hohen Niveau. Das große Ziel ist es, auf dem Podium zu stehen. Doch dafür muss alles stimmen."

Paul Denning

Paul Denning erwartet im Winter 2016/2017 mehr Yamaha-Support Zoom

Frage: "Die Updates erzielten bisher nicht die gewünschte Wirkung, oder?"
Denning: "Im Zeitraum des Imola-Rennens verbesserten wir das Motorrad spürbar, doch dann verletzte sich Sylvain in Imola. Alex brach sich ein Rennen später in Sepang das Schlüsselbein. Uns fehlte ein Fahrer, der die Fortschritte verdeutlichen konnte."

Frage: "Inwieweit mangelt es an Engagement seitens Yamaha?"
Denning: "Das Gegenteil ist der Fall. Yamaha-Europa ist für das Superbike-WM-Projekt verantwortlich. Die Ingenieure von Yamaha-Japan sollten Schritt für Schritt in das Projekt involviert werden. Es war ein gutes Zeichen, dass sie Alex für das 8-Stunden-Rennen und für das Tech-3-Team ausgewählt haben. Das zeigt, sie stufen die Leistungen in der Superbike-WM hoch ein. Die Verpflichtung von Michael (van der Mark) für die kommende Saison verdeutlicht, dass Yamaha die Superbike-WM als Chance betrachtet, junge Fahrer nach oben zu bringen. Momentan kommen die jungen Talente aus der Moto2 in die MotoGP. Manchmal funktioniert das ziemlich gut. Es gibt aber auch weniger erfolgreiche Beispiele."


Fotos: Superbike-WM auf dem Lausitzring


Frage: "Wie geht es 2017 weiter?"
Denning: "Für die kommende Saison ist geplant, dass Yamaha einige Bereiche übernimmt und sich um die Entwicklung kümmert. Yamaha beschäftigt sich intensiver mit der Elektronik. Es wird einen Erfahrungsaustausch mit dem MotoGP-Team geben. Es ist ziemlich schwierig, das Wissen von der MotoGP in die Superbike-WM zu transferieren, doch Yamaha ist sehr entschlossen. Die MotoGP-Elektronik wurde bereits in der R1 vom 8-Stunden-Rennen verwendet. Der Motorcharakter und die Bauweise des Motors sind bei der R1 und der M1 sehr ähnlich."

Alex Lowes, Sylvain Guintoli

Sylvain Guintoli und Alex Lowes mussten sich von Verletzungen erholen Zoom

"Wir müssen deutlich bessere Rennergebnisse einfahren als in der laufenden Saison. Das ist ein klares Ziel. Wir würden in unserer zweiten Saison gern um den WM-Titel kämpfen. Es ist schwer zu sagen, wie realistisch das ist. Es hängt auch ein bisschen vom Glück ab. Wir müssen aber auf jeden Fall konkurrenzfähiger sein als 2016. Wir müssen regelmäßiger um Podestplätze kämpfen."