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Moto2-Strafenchaos in Katar: Rennleitung nimmt Stellung

Die MotoGP-Rennleitung erklärt das Chaos im Moto2-Rennen mit einem defekten Videosystem für die Überprüfung der Frühstarts - Zeitstrafe wird überdacht

(Motorsport-Total.com) - Das Moto2-Rennen auf dem Losail Circuit in Katar warf einige Fragen auf. Mehrere Fahrer legten einen Frühstart hin, doch die Reaktion der Rennleitung sorgte für Chaos. Der Rennstart erfolgte genau um 17:21 Uhr. In der zweiten Runde meldete das Live-Timing, dass Alex Rins, Johann Zarco, Sam Lowes und Marcel Schrötter wegen Frühstarts eine Durchfahrtsstrafe antreten müssen. Um 17:25 Uhr wurden weitere Frühstarts für Robin Mulhauser und Takaaki Nakagami gemeldet. Bereits das war ungewöhnlich, denn in der Regel werden Frühstarts zum gleichen Zeitpunkt von der Rennleitung mitgeteilt.

Titel-Bild zur News: Moto2 Start

Sieben Fahrer aus den ersten drei Startreihen machten Frühstarts Zoom

Diese sechs Fahrer traten auch vorschriftsmäßig die Duchfahrtsstrafe an. Erst um 17:51 Uhr wurde eingeblendet, dass auch die Starts von Sandro Cortese und Franco Morbidelli untersucht werden. Um 18:01 Uhr kam die Meldung, dass auch sie einen Frühstart begangen haben. Da sich das Rennen in den letzten Zügen befand, wurden laut Reglement 20 Sekunden auf ihre Rennzeit addiert. Das sorgte für das nächste Chaos, denn plötzlich waren Cortese und Morbidelli im Live-Timing weit zurückgereiht.

Auf der Strecke kämpfte Morbidelli bis zur letzten Kurve mit Tom Lüthi um den Sieg, Cortese versuchte einen Podestplatz zu erobern und erfuhr erst in der Box von seiner Strafe. "Ich finde keine Worte", war der Deutsche im ersten Moment sprachlos. Sein Teamchef Jürgen Lingg meint: "Natürlich ist es schwierig, wenn einer in der Startaufstellung zuckt, dann zuckt man automatisch mit. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Es ist wirklich hart für das ganze Team." Cortese wurde schließlich als 15. gewertet.

Offizielle Proteste gegen das Rennergebnis gab es nicht. Am Montag äußerte sich Rennleiter Mike Webb bei 'MCN' zu den Geschehnissen: "Wir hatten ein technisches Problem mit dem Kamerasystem für Frühstarts. Einige Bilder wurden nicht korrekt angezeigt. Wir konnten trotzdem sechs Frühstarts identifizieren", erläutert der Neuseeländer. "Als das System wieder korrekt funktionierte, identifizierten wir zwei weitere Frühstarts, aber das benötigte Zeit."

Per Reglement muss eine Durchfahrtsstrafe wegen Frühstarts bis zum Ende der vierten Runde an den Fahrer per Anzeigetafel kommuniziert werden. Das war bei Cortese und Morbidelli nicht der Fall. Deswegen wurden 20 Sekunden auf ihre Rennzeit addiert. Diese Vorgehensweise führte im Fahrerlager zu viel Kritik, denn bei einer Durchfahrtsstrafe verliert ein Fahrer deutlich mehr als 20 Sekunden. So hatte beispielsweise Rins im Ziel 20 Sekunden Rückstand auf Sieger Lüthi, obwohl er durch die Durchfahrtsstrafe deutlich mehr Zeit verloren hatte.

Grand-Prix-Kommission wird sich mit dem Fall befassen

Fausto Gresini, der Teamchef von Lowes, schäumte nach dem Rennen: "Morbidelli machte ganz offensichtlich einen Frühstart, aber er wird nur mit zusätzlichen 20 Sekunden bestraft. Eine Durchfahrtsstrafe wäre eine größere Bestrafung. Morbidellis Frühstart war klar. Ich kann die Gründe für diese Entscheidung nicht verstehen. Ich bin davon sehr enttäuscht." Nicht nur Morbidelli war ratlos, auch viele Fans vor dem Fernseher.

In Zukunft könnte das Reglement angepasst werden. Webb stimmt der Kritik zu und meint bei 'MCN': "Wir sind uns bewusst, dass 20 Sekunden bei den meisten Rennstrecken nicht der Zeit einer Durchfahrtsstrafe entspricht. Wir werden die Grand-Prix-Kommission bitten, sich diese Regel anzusehen." Außerdem widersprach Webb den Äußerungen einiger Fahrer, dass die Startampel flackerte und es deshalb zu so vielen Frühstarts kam. "Wir haben das Video gecheckt und nichts Ungewöhnliches gesehen. Auch bei einem Ampeltest nach dem Rennen konnte ich keinen Fehler feststellen."

"Wir sind uns bewusst, dass 20 Sekunden bei den meisten Rennstrecken nicht der Zeit einer Durchfahrtsstrafe entspricht." Rennleiter Mike Webb