WM-Kampf: Valentino Rossi mit psychologischem Vorteil?

Aus dem WM-Dreikampf wird in Silverstone ein WM-Duell: Rossi hat das Momentum auf seiner Seite, will von einem psychologischen Vorteil aber nichts wissen

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Sieg in Tschechien vor zwei Wochen zog Jorge Lorenzo mit Valentino Rossi in der Meisterschaft gleich. Durch die fünf Siege hatte Lorenzo sogar die WM-Führung inne. Mit Silverstone stand ein Kurs auf dem Plan, der Lorenzo liegt. Rossi hingegen wurde in den vergangenen Jahren nie richtig warm mit der längsten Strecke des MotoGP-Kalenders. Bis zum Renntag sah alles danach aus, als ob Lorenzo als alleiniger WM-Leader zur nächsten Station reist. Doch dann kam der Regen.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Jorge Lorenzo

Valentino Rossi übte bereits im Warmup ordentlich Druck auf Jorge Lorenzo aus Zoom

Lorenzo hat seit seinem Sturz bei der Dutch TT in Assen vor zwei Jahren große Schwierigkeiten, auf nassem Belag Vertrauen für seine Yamaha M1 zu entwickeln. Das wusste auch Schlitzohr Rossi, der im verregneten Warmup alles versuchte, um Lorenzo einen Dämpfer zu verpassen. Rossi entschied sich dazu, seinen Teamkollegen in der bis dahin einzigen feuchten Session des Wochenendes mit voller Entschlossenheit zu überholen und ihm damit zu signalisieren, dass er im Nassen die besseren Karten hat. Dadurch riskierte der 36-jährige Italiener, dass sich Lorenzo die Linien abschaut. Doch der Plan ging auf.

Im Rennen war Rossi klar schneller als Lorenzo und setzte sich nach wenigen Runden an die Spitze. Lorenzo hingegen rutschte immer weiter zurück und verpasste am Ende das Podium, während Rossi seinen vierten Saisonsieg feierte. "Dieser Sieg ist sehr wichtig. Im Trockenen wäre es schwierig gewesen, mit Jorge mitzuhalten, auch wenn ich am Samstag gar nicht so langsam unterwegs war. Diese zwölf Punkte Vorsprung sind sehr wichtig", betont Rossi nach dem zwölften Rennwochenende der Saison.

Psychologisch wichtiger Sieg für Rossi

Durch den Sieg in Silverstone hat Rossi gezeigt, dass er im WM-Kampf voll motiviert ist. Unter regulären Bedingungen hat Lorenzo leichte Vorteile, doch dafür reagiert der Spanier viel sensibler als Rossi auf kleine Störungen. Der Regen in Silverstone war ein Beispiel dafür. Die Rennen, bei denen Bridgestone die hitzeresistenten Reifenmischungen bereitstellte, die weniger Haftung auf der Flanke bieten, sind ein weiteres Beispiel.

Valentino Rossi

Wie ernst sollte man die Aussagen von Valentino Rossi nehmen? Zoom

Hat Rossi durch den Silverstone-Sieg einen psychologischen Vorteil? "Leider hat dieses Rennen keine Auswirkung, überhaupt keine", bemerkt der WM-Führende, der in der Vergangenheit als Meister der psychologischen Kriegsführung galt. "Jorge ist richtig stark. Es sind wichtige zwölf Punkte, doch es ist aus psychologischer Sicht kein Vorteil, leider", erklärt Rossi.

"Es ist wichtig, vorne zu sein. Ich bin seit dem ersten Rennen der WM-Führende. Jorge war nach Barcelona bis auf einen Punkt herangekommen. Danach wurde der Rückstand wieder größer, aber nach Brünn waren wir punktegleich. Jorge lag nie vor mir. Er hatte nie mehr Punkte als ich", betont der neunmalige Weltmeister, der sich bewusst ist, dass Lorenzo in Silverstone eine wichtige Chance vergab: "Es ist schön, dass ich jetzt wieder einen Vorsprung habe. Silverstone war ein Kurs, auf dem Jorge mich schlagen konnte", so der "Doktor".

Rossi möchte sich in Misano nicht ablenken lassen

"Es sind aber nur zwölf Punkte. Es sind noch sechs Rennen zu fahren und es stehen einige Strecken bevor, auf denen Jorge richtig stark ist. Es ist alles offen", betont der Italiener, der davon ausgeht, dass es auf ein teaminternes Duell hinausläuft: "Ich würde nicht sagen, dass die Meisterschaft für Marquez gelaufen ist, doch sie ist in weite Ferne gerückt. Es ist wichtig, dass wir einen großen Vorsprung auf Marquez haben. Auf Jorge habe ich aber nur zwölf Punkte Vorsprung. Die Saison ist noch lang."


Fotos: MotoGP in Silverstone


"Ich freue mich auf Misano. Ich mag den Kurs. Normalerweise ist die Yamaha dort sehr stark. Es ist immer ein schwieriges Wochenende, weil viele Fans und Freunde vor Ort sind. Ich muss konzentriert bleiben", berichtet Rossi, der hungrig ist, seinen zehnten WM-Titel einzufahren. Doch auch Lorenzo ist nach wie vor sehr motiviert, auch wenn Silverstone ein Rückschlag war.

Lorenzo will keine Schwäche zeigen

"Wir haben zwar einige Punkte verloren, aber wir haben schon einmal 29 Punkte aufgeholt. Normalerweise ist unser Speed sehr gut - vielleicht besser als der von Vale. Wir haben in diesem Jahr schon zweimal einen Rückstand aufgeholt", betont Lorenzo und verweist auf seine vier Siege in Folge, bei denen er Rossis Vorsprung deutlich verkleinern konnte.

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo über sein Tempo: "Vielleicht besser als das von Valentino" Zoom

"Ich denke, dass Marquez' Rennen viel schlechter war als meins, denn er ist jetzt definitiv raus aus der Meisterschaft. Es gibt nur noch einen Fahrer, auf den ich mich konzentrieren muss, und das ist Valentino", betont Lorenzo, der aber immer noch eine minimale Chance sieht, dass Marquez noch einmal zurückschlagen kann: "Rechnerisch ist er zwar noch nicht raus, aber es wird jetzt sehr schwer."

Der Honda-Werkspilot selbst schreibt den Titel-Hattrick nach seinem Sturz in England ab: "Die WM ist jetzt vorbei, aber ich werde versuchen, noch so viele Rennen wie möglich zu gewinnen", schildert der Spanier, der sich unsicher ist, wer der Favorit für den Titel ist: "Es sieht interessant aus. Vom Speed her ist Lorenzo schneller, aber Valentino verfügt über unglaublich viel Erfahrung. Er kann von jeder Situation profitieren. Das Duell wird interessant und ich werde versuchen, in jedem Rennen mitzumischen."

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