Open-Honda: Elektronik (noch) die größte Baustelle

Die neue Open-Honda ist leistungsstärker, aber die Einheitssoftware muss noch optimal abgestimmt werden - Nicky Hayden sieht für 2015 größeres Potenzial

(Motorsport-Total.com) - Honda hat für die MotoGP-Saison 2015 ein komplett neues Open-Bike an den Start gebracht. Für das Vorjahr entwickelten die Japaner eine abgespeckte Version der Werksmaschine. Der Motor der RCV1000R hatte 2014 keine pneumatische Ventilsteuerung und verfügte auch nicht über das Seamless-Getriebe. Auf der Strecke war das Motorrad im Vergleich zur Open-Yamaha kaum konkurrenzfähig. Der Motor hatte zu wenig Leistung, die Fahrer lobten auf der anderen Seite aber das gute Handling des Chassis.

Titel-Bild zur News: Nicky Hayden

Nicky Hayden sieht die meiste Arbeit bei der Einstellung der Open-Software Zoom

Yamaha ging im Vorjahr anders an die Open-Klasse heran und rüstete das Forward-Team mit den alten Motorrädern von Tech 3 aus. Der Unterschied war die Verwendung der Einheitssoftware von Magneti Marelli. Nun hat Honda nachgezogen. Die neue RC213V-RS ist das Werksmotorrad aus dem Vorjahr. Im Gegensatz zu den Factory-Fahrern kommt die Open-Software zum Einsatz. Seamless-Getriebe gibt es weiterhin nicht.

Die Fahrer merken in erster Linie die höhere Motorleistung. "Das Motorrad ist definitiv schneller als im Vorjahr. Es gibt 30 oder 40 PS mehr", sagt Hayden bei 'MotoGP.com'. Beim zweiten Wintertest in Malaysia belegte Hayden Platz 17. Der Rückstand auf die Spitze betrug 1,7 Sekunden. "Wir sind viel schneller, aber das sind auch alle anderen. Im Vorjahr ist in Sepang niemand 1:58 gefahren. Die Spitze hat große Fortschritte erzielt. Das Feld liegt wahrscheinlich so eng beisammen wie niemals zuvor."

Der größte Unterschied zu den Factory-Bikes besteht in der Software. Die Aspar-Ingenieure müssen gemeinsam mit den Datenspezialisten von Honda die Software von Magneti Marelli auf das Motorrad abstimmen. "Wir müssen noch viel mehr mit der Elektronik arbeiten", bestätigt Hayden. "Im vergangenen Jahr war die Open-Software kein Problem, denn wir hatten keine Leistung. Vom ersten bis zum zweiten Test haben wir unsere Rundenzeiten konstant um eine Sekunde verbessert. Es gibt noch Raum für weitere Verbesserungen."

Die Elektronik ist der entscheidende Raum für die nächsten Fortschritte. Damit hängt alles zusammen. "Bei der Motorbremse können wir uns auch noch verbessern. Über die Jahre hat man in diesem Bereich den meisten Sprit gespart. Das bedeutet aber auch, dass man sich am Kurveneingang mehr auf die Elektronik als auf den mechanischen Grip verlassen muss", erklärt Hayden. "Es dauert Zeit, bis die Ingenieure die Daten analysiert und neue Mappings geschrieben haben."


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Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Erfolgen liegt bei Hayden selbst. Im Vorjahr plagte den US-Amerikaner eine langwierige Handgelenksverletzung. Er musste sich auch operieren lassen und verpasste deshalb im Sommer vier Rennen. "Es war eine umfangreiche Operation und die Heilung hat gedauert. Ich hatte im Winter viel Physiotherapie, um die komplette Beweglichkeit wiederherzustellen", berichtet Hayden. "Ich habe auch mein Training verändert. Im Moment bin ich zufrieden."

In diesem Jahr werden insgesamt vier Open-Honda in der Startaufstellung stehen. Im Aspar-Team fährt neben Hayden MotoGP-Rookie Eugene Laverty. Im LCR-Rennstall tastet sich Moto3-Aufsteiger Jack Miller mit der RC213V-RS an die Königsklasse heran. Außerdem sitzt der Tscheche Karel Abraham auf diesem Bike. Der Unterschied bei Abraham: Er setzt statt Öhlins-Dämpfern und Brembo-Bremsen auf die Honda-Marken Showa und Nissin.