Die Superbike-WM erobert Thailand

Zum ersten Mal gastiert die Superbike-WM auf dem neuen Chang-Kurs in Thailand: Setzt sich der Vierkampf der Briten fort und was kann Troy Bayliss erreichen?

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende wird ein neues Kapitel im internationalen Motorsport aufgeschlagen. Zum ersten Mal findet ein Rennwochenende in Thailand statt. Die Superbike-WM gastiert erstmals auf dem brandneuen Chang-Kurs in Buriram. Die Anlage befindet sich rund 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bangkok. Buriram ist eine ländliche Region mit Landwirtschaft als Wirtschaftsgrundlage. In dieser Gegend wohnen rund 30.000 Menschen.

Titel-Bild zur News: Streckengrafik

Das Streckenlayout des neuen Chang-Kurses in Thailand Zoom

Thailand ist für die Motorradhersteller ein wichtiger Markt. Geplant ist, dass auch die MotoGP demnächst Thailand besuchen wird. Der Chang-Kurs wurde von Hermann Tilke gebaut und hat rund 56 Millionen Euro gekostet. Die Strecke besticht durch lange Gerade und zwölf Kurven. Der kurvige Teil kann von den rund 50.000 Zuschauerplätzen gut eingesehen werden. Die Anlage wurde im Oktober 2014 eröffnet. Da es für die Superbike-WM ein neuer Kurs ist und es keine Testfahrten vorab gab, wurde das erste Freie Training am Freitag auf 75 Minuten ausgedehnt.

Nach dem Saisonauftakt in Australien vor einem Monat ist Thailand das zweite Rennwochenende der Superbike-WM. In der Weltmeisterschaft liegen nach den ersten beiden Rennen vier Briten auf drei unterschiedlichen Motorrädern an der Spitze. Vor allem Jonathan Rea (Kawasaki) und Leon Haslam (Aprilia), die beide 45 Punkte auf dem Konto haben, drückten Phillip Island ihren Stempel auf. Welchem Motorrad wird der neue Kurs besser liegen? Diese Frage kann noch niemand beantworten.

"Ehrlich gesagt, hatten wir in Australien einen viel besseren Start als gedacht", gibt Rea im Nachhinein zu. Er ist nach vielen Jahren bei Honda neu bei Kawasaki. "Phillip Island passt nicht perfekt zu unserem Motorrad und wir hatten einige Probleme, aber wir konnten eine Abstimmung erarbeiten, mit der ich glücklich war. Das hat mich beeindruckt und macht mich zuversichtlich, denn bei Kawasaki ist noch alles recht neu für mich. Ich bin schon seit einer Woche in Thailand. Im vergangenen Jahr gab es keine Zeit für einen Familienurlaub, also war es schön, einige Tage auszuspannen."

Im Gegensatz zu Kawasaki legte das Aprilia-Werksteam in der vergangenen Woche einen Testtag in Italien ein. Ex-Weltmeister Max Biaggi bereitete in Vallelunga die RSV4 für die erwartet heißen Bedingungen in Thailand vor. "Ich bin gespannt auf das Layout", sagt Haslam, der seit seinem starken Saisonauftakt wieder topmotiviert ist. "Ich habe gehört, es gibt zwei lange Gerade und einige langsame Kurven. Ich erwarte ein ähnliches Klima wie in Sepang, also habe ich mein Training darauf ausgerichtet. In Australien war mein Gefühl für die RSV4 perfekt, hoffentlich ist das auch in Thailand der Fall."

Ducati-Werksfahrer Chaz Davies kämpfte in Australien mit seinen beiden Landsleuten um den Sieg. Ihm fehlte am Ende in beiden Läufen die letzte Performance und er wurde zweimal Dritter. Ducati fehlt nicht mehr viel, um den ersten Sieg mit der 1199 Panigale zu holen. "Ich habe den Kurs schon im Januar besucht, als ich für Ducati Thailand dort war", sagt Davies, der somit der einzige Fahrer ist, der die Strecke zumindest schon gesehen hat. "Es ist eine sehr gute Anlage und eine tolle Strecke. Ich freue mich immer auf neue Kurse. Nach den Resultaten in Australien fühle ich mich noch motivierter."

Vizeweltmeister Tom Sykes (Kawasaki) ist mit 22 Punkten Rückstand nur WM-Vierter. Kann er zurückschlagen und wieder der beste Brite sein? Als im Vorjahr zum ersten Mal in Malaysia gefahren wurde, hatte Kawasaki keine Chance gegen Aprilia. "Wir sind eine Weltmeisterschaft und besuchen nun mehr Rennen in Übersee. Ich freue mich auf neue Austragungsorte, denn die Fans sind in diesem Teil der Welt sehr enthusiastisch. Vom Layout her erinnert es an einen europäischen Kurs. Es gibt Haarnadeln und kaum langgezogene Kurven", meint Sykes. "Die Hitze und Luftfeuchtigkeit werden sicher eine Herausforderung."

Weltmeister Sylvain Guintoli spielte in Australien mit der Honda Fireblade keine Rolle im Kampf um die Podestplätze. Der Franzose hat sich noch nicht optimal auf die CBR eingestellt. "Der Kurs sieht sehr aufregend aus, ich habe mir einige Videos auf YouTube angesehen. Es sieht nach viel Spaß aus", findet der Routinier. "Ich hoffe, die Strecke passt zur Charakteristik der CBR. Mein Rücken fühlt sich auch schon besser an und hoffentlich leide ich nicht so sehr wie in Australien."

Neben dem Kampf um die beiden Siege werden in Thailand auch viele Augen auf Troy Bayliss gerichtet sein. Der dreimalige Weltmeister hat sich nach seinem Sensationscomeback auf Phillip Island entschieden, ein weiteres Rennen zu fahren. Er ersetzt erneut den verletzten Davide Giugliano im Ducati-Werksteam. Bayliss könnte in Thailand der Umstand zu Gute kommen, dass es für alle Neuland ist und er keinen Nachteil hat.

"Zunächst möchte ich mich beim Team bedanken, dass ich eine weitere Chance erhalte, die Panigale R zu fahren", sagt der 45-Jährige. "Ich freue mich schon darauf, wieder fahren zu können. Chang ist ein neuer Kurs für alle. Ich habe in den vergangenen Wochen hart trainiert und fühle mich für die Herausforderung gut vorbereitet." Die Fitness wird wird in der hohen Luftfeuchtigkeit in Thailand auf die Probe gestellt.

Körperlich gesehen hat Suzuki-Fahrer Randy de Puniet harte Wochen hinter sich. Der Franzose prellte sich bei einem Sturz auf Phillip Island den Rücken und musste sein Superbike-Debüt mit großen Schmerzen fahren. Wie geht es ihm ein Monat später? "Körperlich geht es mir schon viel besser, aber ich bin noch nicht zu 100 Prozent fit", gibt de Puniet Auskunft. "Ich werde mich auf dem Motorrad sicher besser fühlen als in Australien."

"Da es eine neue Strecke ist, starten wir auf dem gleichen Level wie alle anderen. Dadurch sollten wir einen genauen Eindruck davon bekommen, wo wir mit der GSX-R im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Mir macht es immer Spaß, neue Strecken zu lernen", so der erfahrene Franzose, der wie die übrigen Fahrer viel trainiert hat. "Ich habe mir das Motocross-Rennen in Thailand angesehen und es hatte den Anschein, dass es das Klima für die Fahrer nicht einfach gemacht hat. Für uns wird es nicht anders sein."