Ducati-Comeback: Kam Rossis Abgang zu früh?

In Misano war Valentino Rossi mit der Ducati plötzlich wieder konkurrenzfähig - Bereut der Italiener seinen Wechsel zurück zu Yamaha?

(Motorsport-Total.com) - Am Sonntagnachmittag dürften sich einige Zuschauer beim MotoGP-Rennen in Misano verwundert die Augen gerieben haben: Wie Phoenix aus der Asche tauchte auf einmal Valentino Rossi mit seiner Ducati in der Spitzengruppe auf. Nachdem der Italiener während der gesamten Saison mit seinem Motorrad kämpfte und verzweifelt auf der Suche nach der richtigen Abstimmung war, fuhr er gestern zum ersten Mal in diesem Jahr aus eigener Kraft und unter trockenen Bedingungen aufs Podium.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Seit dem Wechsel zu Ducati ein seltener Anblick: Ein jubelnder Valentino Rossi Zoom

Doch wie ist der plötzliche Ducati-Aufschwung zu erklären? Offenbar brachte ein Privattest, der im Vorfeld des Rennens in Misano auf der Strecke an der Adria stattfand, den Durchbruch. "Wir haben in dieser Saison bisher immer darunter gelitten, dass nach einigen Runden der Hinterreifen abbaute", erklärt Rossi. "Beim Test in Misano hatte ich mit dem neuen Chassis und der neuen Schwinge ein gutes Gefühl." Allerdings wollte sich der 33-Jährige auf diesen ersten Eindruck nicht allzu sehr verlassen.

"Du musst immer das Rennwochenende und vor allem das Rennen abwarten, bevor du beurteilen kannst, ob es ein Fortschritt ist oder nicht", sagt Rossi. Nach dem Rennen in Misano steht das Urteil des Italieners fest: "Es sieht gut aus. Ich war bis zum Ende schnell, das Motorrad lässt sich einfacher fahren. Es wäre wichtig, wenn ich in den verbleibenden fünf Rennen gute Resultate erzielen könnte, damit ich mich mit guten Erinnerungen von Ducati verabschieden kann."

Ist sogar ein Sieg möglich?

Valentino Rossi

Valentino Rossi hat bei Ducati wieder Freude am Fahren Zoom

Nach dem besten Resultat Rossis während seiner Zeit bei Ducati - bisher standen für den Italiener zwei dritte Plätze zu Buche - stellt sich die Frage, ob die "Krisenehe" zwischen ihm und seinem Rennstall doch noch in beiderseitigem Einvernehmen, eventuell sogar mit seinem Sieg geschieden wird. "Das wäre natürlich großartig, für mich und für Ducati", sagt Rossi. Der allerdings zweifelt, ob er die Topfahrer des Jahrgangs 2012 wirklich schlagen kann.

"Ich weiß es nicht, denn Lorenzo, Pedrosa und auch Stoner sind in diesem Jahr wirklich schnell. In Misano war der Rückstand auf die Spitze mit 4,3 Sekunden okay, aber wir müssen weiter an uns arbeiten", sagt Rossi. "Jedes Rennen schreibt eine andere Geschichte, aber in Misano bin ich mit einem guten Gefühl an die Strecke gekommen, weil ich wusste, dass es möglich ist, dort um ein starkes Resultat kämpfen können."

Nachdem Rossi fast zwei Jahre lang mit der Ducati hinterherfuhr, ist die GP12 nun endlich konkurrenzfähig. Fiel die Entscheidung für den Wechsel zurück zu Yamaha vielleicht etwas zu früh? "Ich weiß es nicht", gibt der 33-Jährige zu. Rossi beklagt in diesem Zusammenhang, dass die "Silly Season" in der Motorrad-WM immer früher beginnt - seiner Meinung nach zu früh: "In der MotoGP wird immer sehr früh begonnen, über das nächste Jahr zu diskutieren, vor allem auch vonseiten der Journalisten."

Rossi bereut Wechsel zu Yamaha nicht

"Nach drei oder vier Saisonrennen fangen alle an, über das nächste Jahr zu reden. Aber das ist meiner Meinung nach viel zu früh. Daher müssen wir viel zu früh in der Saison die Entscheidungen für das nächste Jahr treffen", sagt Rossi, der frühere Zeiten zurücksehnt: "Nach Brünn können wir anfangen, über das kommende Jahr zu sprechen, so wie es vor zehn Jahren der Fall war."


Fotos: Ducati, MotoGP in Misano


An der Wechselentscheidung will (und kann) Rossi nun jedoch nicht mehr rütteln: "Die Entscheidung für 2013 ist nun einmal getroffen, ich bereue sie nicht." Der Italiener verspricht jedoch, bis zum letzten Rennen bei Ducati vollen Einsatz zu zeigen und sich würdig vom Rennstall aus Bologna zu verabschieden: "Es ist für mich nach wie vor wichtig, das Motorrad zu verbessern und bessere Resultate zu erzielen. Das würde zeigen, dass wir gute Arbeit leisten."