• 26.08.2012 19:44

BMW: WM-Titel rückt näher

Marco Melandri geht nach den Rennen in Moskau in Führung - Teamkollege Leon Haslam verletzt sich im zweiten Rennen

(Motorsport-Total.com) - Das Team BMW Motorrad Motorsport hat erneut Grund zum Feiern: Beim Russland-Debüt der Superbike-Weltmeisterschaft auf dem Moscow Raceway übernahm Werksfahrer Marco Melandri (mit einem Sieg im zweiten Rennen und einem zweiten Platz in Lauf eins die Führung in der Fahrerwertung. Das ist ein weiterer Meilenstein: Marco ist der erste BMW Fahrer, der sich an die Spitze dieses Klassements setzen konnte.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri holte in Moskau 45 Punkte und überholte damit Max Biaggi Zoom

In der Herstellerwertung baute BMW seine Führung aus. Außerdem ging die schnellste Rennrunde in beiden Läufen an BMW Motorrad Motorsport - mit Leon Haslam in Rennen eins und Melandri in Rennen zwei. Doch das Team reist mit gemischten Gefühlen von der elften Runde der Saison 2012 ab, da Leon einen schwierigen Tag hatte. In Rennen eins hatte er im Kampf um Platz zwei eine Kollision und wurde am Ende Sechster. In Rennen zwei lag das Podium für ihn ebenfalls in Sichtweite, als Max Biaggi ins Heck seiner BMW S 1000 RR fuhr und beide Fahrer schwer stürzten. Glücklicherweise wurde Leon dabei nicht ernsthaft verletzt.

Nachdem es am Vormittag geregnet hatte, war die Strecke noch feucht, als das Feld zum ersten Rennen Aufstellung nahm. Der Lauf wurde als Regenrennen deklariert, doch da sich das Wetter bereits besserte, gingen Melandri und Haslam auf Slicks auf die Strecke. Beim Start übernahm der spätere Sieger Tom Sykes die Führung, während Haslam von Platz vier auf Rang zwei nach vorn fuhr und Melandri seinen fünften Platz hielt. Haslam kämpfte weiter an der Spitze mit, doch in Runde fünf kam er kurz von der Strecke ab und rutschte von Rang zwei zurück auf Platz fünf. Marco war zu diesem Zeitpunkt Siebter.

Im weiteren Rennverlauf stürzten mehrere Piloten. Die beiden BMW Werksfahrer kletterten im Feld nach oben, und in Runde 17 lag Haslam wieder auf Podiumskurs: Er war Dritter vor Melandri. Doch als Haslam in der 19. Runde versuchte, den Zweitplatzierten Chaz Davies zu überholen, kam es zum Kontakt und Haslam stürzte. Davies war weit nach außen gefahren, und Haslam wollte seine Chance ergreifen und innen überholen, doch die beiden kollidierten. Nach dem Sturz stieg Haslam wieder auf seine RR und kehrte als Sechster auf die Strecke zurück. Melandri profitierte von der Kollision und übernahm Rang zwei zwischen dem Führenden Sykes und dem Drittplatzierten Davies. Er fuhr diesen Platz ungefährdet nach Hause, während Haslam Sechster wurde.

In der Anfangsphase von Lauf zwei waren beide BMW Fahrer Teil eines spannenden Kampfes um die Podiumsplätze, als Haslams Rennen ein jähes und schmerzhaftes Ende fand. In Runde zehn wurde er eingangs der letzten Kurve von Biaggi am Heck getroffen und beide Fahrer stürzten schwer. Haslam wurde in die Clinica Mobile gebracht, da ihm etwas schwindelig war und er starke Schmerzen im Bein hatte. Die Untersuchung ergab, dass er nicht ernsthaft verletzt war. Melandri kämpfte unterdessen um die Spitze und nahm Sykes in Runde 15 die Führung ab. Er verteidigte sie bis zur Zielflagge und feierte seinen sechsten Saisonsieg.

Melandri führt die Fahrerwertung mit 308,5 Punkten an, 18,5 Punkte vor dem Zweitplatzierten Biaggi. Haslam ist mit 180 Punkten Sechster. In der Herstellerwertung hat BMW nun 361 Punkte und baute seine Führung auf Aprilia auf 26,5 Punkte aus. Michel Fabrizio vom BMW Motorrad Italia GoldBet SBK Team beendete Rennen eins als Fünfter, fiel nach einem Unfall in Rennen zwei jedoch aus. Sein Teamkollege Ayrton Badovini wurde Achter und Zwölfter.

Leon Haslam

Leon Haslam wurde in Moskau von Max Biaggi abgeschossen Zoom

"Es ist ein unglaublicher Tag", bemerkt Melandri. "Beim ersten Gastspiel hier in diesem Land zu gewinnen, ist etwas Besonderes, und ich bin einfach nur sehr, sehr glücklich. Heute Vormittag war es bewölkt und es regnete etwas, deshalb war es nicht einfach. Zu Beginn des ersten Rennens war es sehr schwierig, im Nassen mit Trockenreifen zu fahren. Und die Tatsache, dass mich eine Wespe ins Bein gestochen hat, machte es noch schwieriger. Es war ein hartes Rennen, und Platz zwei war für mich wie ein Sieg."

"Für das zweite Rennen nahm das Team am Bike eine kleine Modifikation vor, und ich hatte von der ersten Runde an ein gutes Gefühl. Als ich sah, dass Biaggi ausgeschieden war, war mir klar, dass ich versuchen kann, auf Sieg zu fahren - und das habe ich getan. Ich war etwas wegen meines Hinterreifens besorgt, aber er hat perfekt mit meiner BMW zusammengearbeitet. Das Team hat einmal mehr einen großartigen Job gemacht, danke an alle", so Melandri.

"Wir führen nun in der Fahrerwertung, aber wir denken von Rennen zu Rennen. Wir haben keine Zeit, daran zu denken, unsere Führung zu verteidigen, denn sechs Rennen sind eine Menge, und es kann noch alles passieren. Wir müssen konzentriert bleiben und weiter hart arbeiten. Und sollte ich die Chance auf einen Sieg haben, werde ich versuchen, ihn zu holen. Mir ist wichtig, bei jedem Rennen Spaß zu haben, und ich kann nicht fahren, ohne mein Bestes zu geben. Insgesamt bin ich sehr glücklich", freut sich der Italiener.

"Wir hatten in der Vergangenheit etwas Pech, aber jetzt arbeiten wir gut. Doch man weiß nie, was in den letzten Rennen noch passiert", schildert er. "Ich möchte mich auch bei der Clinica Mobile bedanken. Sie haben mir sehr geholfen, nicht nur bei dem Wespenstich, sondern auch bei den Rückenproblemen, die ich über das gesamte Wochenende hatte."

"Im ersten Rennen habe ich mich recht gut gefühlt", erklärt Haslam. "Ich hatte den Start, den wir uns gewünscht hatten. Die Bedingungen waren ziemlich tückisch, deshalb wollte ich nicht zu sehr attackieren. In der Anfangsphase des Rennens habe ich einen Fehler gemacht, bin von der Strecke abgekommen und habe ein paar Plätze verloren. Ich habe mich neu gesammelt, und es ist mir gelungen, mich wieder bis in die Top 3 zurück zu arbeiten. Ich hing hinter Chaz fest, der auf der Geraden etwas schneller war als ich."

"Also musste ich im kurvigen Abschnitt versuchen, ihn zu überholen. In einer der Kurven ist er ziemlich weit nach außen geraten, und ich habe mein Manöver gestartet. Doch er hat die Tür zugemacht, und wir sind kollidiert. Es war frustrierend, denn ich hatte ein gutes Gefühl und dachte sogar, dass wir Tom eventuell noch einholen könnten. Aber einmal mehr sollte es nicht sein. Immerhin konnte ich trotz des Sturzes noch Platz sechs holen", so der Brite.


Fotos: Superbike-WM in Moskau


"Auch in Rennen zwei habe ich mich gut gefühlt. Ich hatte dieselbe Pace wie Marco und Eugene, mit denen ich kämpfte. In der Kurve, die auf die lange Gerade führt, verlor ich etwas Zeit. Daher fand ich es recht schwierig, zu überholen. Als Marco an mir vorbei kam, hatte ich das Gefühl, dass Eugene mich etwas aufhielt. Am Ende der Gegengerade hat Max dann offensichtlich einen Fehler gemacht und das war es. Ende des Rennens. Es war einfach nur Pech, und das ist so in etwa der Tenor der gesamten bisherigen Saison. Ich bekam einen leichten Schlag gegen den Kopf und mein Bein schmerzt. Aber ich habe nichts, was mich davon abhalten würde, in Deutschland zu fahren. Bis dahin werde ich wieder fit und stark sein.", hofft Haslam.

"Es war von Anfang an ein Wochenende der gemischten Gefühle", bilanziert Bernhard Gobmeier, BMW Motorrad Motorsport Direktor. "Wir hatten gute Zeiten im Training, doch dann Schwierigkeiten in der Qualifikation. Es war wichtig, dass wir dennoch aus der ersten und zweiten Reihe gestartet sind. Im ersten Rennen herrschten nach dem Regen noch schwierige Bedingungen. Marco ist sehr intelligent gefahren: Er hat gewartet und zum Schluss angegriffen. Platz zwei war das Maximum, was man rausholen konnte."

"Auch das zweite Rennen war fantastisch. Marco hat es sich eingeteilt, seinen Reifen geschont und dann zum Schluss alles gegeben. Leider hat Leon in beiden Rennen riesiges Pech gehabt. Im ersten Lauf ist er mit Chaz Davies kollidiert und im zweiten wurde er von Biaggi gerammt. Das war sicher nicht nötig, sonst hätte auch Leon auf dem Podest gestanden. Wir führen nun in beiden WM-Wertungen. Jetzt gilt es, konstant, fleißig und konzentriert weiterzuarbeiten. Die Saison ist noch nicht zu Ende, unser Vorsprung ist minimal, und es stehen noch sechs Rennen an, in denen noch alles passieren kann", bemerkt Gobmeier.