• 21.01.2010 12:58

  • von Roman Wittemeier

Capirossi klagt über Regeln und Suzuki

Laut Loris Capirossi verhindern die Regeln zur Kostensenkung die Aufholjagd von Suzuki: "Wie sollst du einen neuen Motor etwickeln?" - Kritik auch an Suzuki

(Motorsport-Total.com) - Yamaha und Ducati haben ihre Vormachtstellung in der MotoGP im vergangenen Jahr weiter deutlich ausgebaut. Mit größten Anstrengungen gelang es Honda wenigstens in Einzelfällen in die Phalanx der beiden Großen einzudringen. Suzuki war hingegen über weite Strecken meilenweit zurück. Die Mannschaft um Teamchef Paul Denning geht die Aufholjagd zwar entschlossen an, aber man stößt dabei auf die Grenzen des Reglements.

Titel-Bild zur News: Loris Capirossi

Loris Capirossi leidet: Wird Suzuki auch in der neuen Saison hinterherfahren?

"Man konnte schon zuletzt keine Tests mit Einsatzpiloten mehr bestreiten, die absurde neue Regel mit nur sechs Motoren pro Saison macht es nur noch schlimmer", klagt Loris Capirossi gegenüber 'motosprint.it'. Dem erfahrenen Italiener kommt bei Suzuki bezüglich der Entwicklung eine Schlüsselrolle zu. "Aber wie willst du einen neuen Motor oder andere Teile entwickeln, wenn du mit solchen Regeln klarkommen musst?"#w1#

Für den italienischen Haudegen steht fest: Wer zurückliegt, der hat auf Dauer verloren. "Wir hatten in der zweiten Saisonhälfte 2009 Probleme mit der Zuverlässigkeit. Wie soll man denn einen Motor weiterentwickeln, wenn er verplombt ist? Da sind wir sehr begrenzt. In Japan arbeiten sie wie die Verrückten. In Sepang werden wir einen Prototypen mit vielen Neuteilen haben. Aber uns bleiben dann nur sechs Testtage, um die richtigen Teile auszusortieren."

"Das ist weder toll noch fair. Es macht einfach keinen Sinn." Loris Capirossi

Falls man die Neuteile bis zum Saisonstart nicht aussortiert habe, müsse man das ganze Jahr hindurch mit einem nicht ausgereiften Bike zurechtkommen, erklärt Capirossi. "Das ist weder toll noch fair. Es macht einfach keinen Sinn. Nobuatso Aoki testet in Japan jede Woche, aber unter schwierigen Bedingungen. Suzuki hat zwar eine eigene Teststrecke neben der Firma, aber sie ist für Straßenmaschinen ausgelegt. Da gibt es keine Auslaufzonen, dort ist es sehr gefährlich mit einem MotoGP-Bike."

"Das ist sicherlich keine optimale Strecke für Entwicklungsfahrten. Aber Suzuka oder Motegi würden uns gleich wahrscheinlich wieder 10.000 Euro pro Stunde kosten", meint der Suzuki-Pilot. Er fügt hinzu: "Man muss die Rennfahrer testen lassen, diejenigen, die mit der Maschine im Rennen fahren. Nur diese Leute bringen das Material ans Limit. Wenn du drei Sekunden langsamer fährst, dann funktionieren manchmal Teile, die unter echten Rennbedingungen nicht funktionieren."

"Ein konkurrenzfähiges Bike haben sie zwar nicht gebaut, aber es sind nette Leute." Loris Capirossi

Capirossi stellt seine Kritik an den Regeln noch einmal deutlich heraus: "Die Beschränkungen bei Tests und Motoren zerstören diese Serie nachhaltig. Die Hersteller wollten diese Regeln. Sie mussten dringend Geld sparen. Aber wenn man es sich genau anschaut, spart man wirklich wenig." Das Problem bei Suzuki sei allerdings teils hausgemacht: "Zu Beginn der 800er-Ära war es ein gutes Bike. Das Problem ist, dass es immer noch das gleiche Bike ist."

"Es gab nie ein echtes Motorenupdate, nie gab es innovative Ideen. Sie bringen neue Teile immer erst, wenn sie vollständig ausgetestet und zuverlässig sind. Das lähmt die Entwicklung. Vielleicht könnten wir mit neuen Teilen schneller sein, aber sie bringen sie einfach nicht. Das ist eine Frage der Mentalität. Bis vor zwei Jahren hatte man den falschen Projektleiter, nun hat man neue Leute. Man muss auch Geduld haben. Ich bin dennoch zufrieden. Ein konkurrenzfähiges Bike haben sie zwar nicht gebaut, aber es sind nette Leute."