Yamaha abgeschlagen: Harter Gummi lässt Rossi im Stich

Valentino Rossi und Maverick Vinales kämpfen in Österreich mit hohem Reifenverschleiß und dem harten Pneu - Schadensbegrenzung mit P6 und P7

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Österreich steht in der Yamaha-Box die Fehleranalyse auf dem Programm. Maverick Vinales und Valentino Rossi konnten in Spielberg nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen und lagen abgeschlagen im vorderen Mittelfeld. Rund acht Sekunden hinter Sieger Andrea Dovizioso kamen die beiden im Paarlauf über die Ziellinie. Die Plätze sechs und sieben lassen die Superstars nicht glücklich Richtung Silverstone abreisen. Vor allem der hohe Verschleiß des Hinterreifens trübt die Stimmung. (Zum Ergebnis!)

Titel-Bild zur News: Maverick Vinales, Valentino Rossi

Rossi erkämpft sich in Spielberg mit dem harten Hinterreifen noch den siebten Rang Zoom

"Das war ein schwieriges Rennen für das gesamte Team", fasst Rossi am Sonntagabend zusammen. "Wir haben gehofft, schneller zu sein." Auch Vinales hat mit einem anderen Rennverlauf gerechnet: "Ich habe erwartet, vorne zu sein und um den Sieg zu kämpfen." Doch nach spätestens zehn Runden war der Traum vom vierten Saisontriumph ausgeträumt.

"Wir hatten viel Pech mit dem Hinterreifen. Ich bin viel herumgerutscht. Aber ich denke nicht, dass wir ein Problem mit dem Reifen haben, sondern dass es ein Problem mit dem Bike gibt", lautet Vinales' erste Analyse. Sowohl der 22-Jährige als auch sein routinierter Teamkollege sind auf dem harten Michelin-Hinterreifen an den Start gegangen. Auch Marc Marquez ließ diesen Pneu aufziehen, während sich die Ducati-Fahrer und Johann Zarco (Tech 3) für den weichen Reifen entschieden haben.

Rossi: "Bereuen Abstimmung und Reifenwahl nicht"

Rossi bereut diese Wahl nicht: "Wir haben das Maximum herausgeholt. Wir bereuen die Abstimmung und die Reifenwahl nicht. Ich denke, dass der harte Reifen die richtige Wahl war." Der neunfache Weltmeister betont, dass er zu Beginn in der Spitzengruppe mithalten konnte. "Schon im vierten Training war ich zehn Runden lang schnell. Aber nach zehn, zwölf Runden ist der Hinterreifen massiv eingebrochen."

Der Italiener konnte bereits in der vierten Rennrunde die insgesamt zweitschnellste Rundenzeit (1:24.443 Minuten) fahren. Ab der zwölften Rennrunde konnte er nur noch 1:25er-Zeiten in den Asphalt brennen. Er fuhr zu diesem Zeitpunkt um über eine Sekunde langsamer als die Spitzengruppe. Hinzu kam noch ein Verbremser in Kurve 1, der ihm zwei Plätze kostete. "Ich war einfach langsam. Wir müssen daran arbeiten, den Hinterreifen nicht zu sehr zu beanspruchen. Speziell Honda und Ducati konnten schneller fahren, ohne den Hinterreifen zu sehr zu verschleißen", muss Rossi anerkennen.

Eigentlich ging er von einer Chance auf das Podium aus. "Ich war ziemlich optimistisch, weil Lorenzo und Dovi den weichen Hinterreifen verwendet haben. Maverick und ich waren auf dem harten Reifen unterwegs. Ich dachte, ich könnte um das Podium kämpfen. Aber nach zwölf Runden ist der Reifen total eingebrochen und alles wurde deutlich schwieriger." Auch Zarco ist mit dem weichen Hinterreifen an den Start gegangen - und kam vor den beiden Werkspiloten ins Ziel.


Fotos: MotoGP in Spielberg


Zarco eine WM-Gefahr für Yamaha-Werksfahrer?

"Er kann den weichen Reifen fahren, weil er kleiner und leichter ist. Außerdem ist sein Fahrstil sehr sanft. Er kann sehr oft einen weicheren Reifen fahren als alle anderen. Maverick und ich haben hingegen einen aggressiveren Fahrstil. Ich habe heute Vormittag den weichen Reifen probiert, aber für mich hat die Reifenwahl gut gepasst. Wäre ich mit dem weichen Reifen gefahren, wäre es noch schlimmer gewesen", prophezeit Rossi und erklärt, warum auch Dovizioso besser auf dem weichen Reifen abschneiden konnte: "In Dovis Fall kann er den weicheren Reifen aufgrund des Bikes fahren. Er hat zwar auch einen aggressiven Fahrstil, das Bike belastet den Hinterreifen jedoch weniger stark."

Vinales bestätigt diese Ansicht: "Er fährt immer sehr sanft und stark. Er ist aber auch sieben Sekunden weg von der Spitze, daher nicht der Maßstab." Allerdings merkt er skeptisch an: "Zarcos Bike hat sehr gut beschleunigt, das war sehr eigenartig. Die Tech 3 kann den Reifen zum Arbeiten bringen - und wir nicht." Möglicherweise ein Problem im Zusammenhang mit dem neuen Yamaha-Chassis? "Es ist besser, nicht mehr über Chassis zu sprechen. Wir haben das Problem mit dem Hinterreifen", winkt der Spanier ab.

Johann Zarco

Tech-3-Pilot Zarco kam als Fünfter vor Rossi und Vinales ins Ziel Zoom

Rossi kann mit dem neuen Chassis, das in Österreich zum ersten Mal im Rennen zum Einsatz kam, trotzdem eine deutliche Steigerung erkennen: "Wir haben das Turning des Bikes verbessert. Das war ein Problem für mich. In den anderen schwierigen Rennen, wie Jerez oder Barcelona, war ich immer schon von der ersten Runde an langsam, weil ich viel Untersteuern gespürt habe - auch im Vergleich zum alten Bike. Daran haben wir gearbeitet und uns verbessert."

Vinales: Musste Fahrstil total umstellen

Das Problem sei nur der Reifenverschleiß auf dem harten Reifen gewesen - nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. "Es sieht so aus, als würden wir auf manchen Strecken weniger stark darunter leiden." Sein Teamkollege ist bereits etwas entmutigt: "Besonders bei heißen Temperaturen und harten Reifen ist es unmöglich. Wir versuchen, uns zu verbessern, aber es ist unmöglich im Moment." Vinales musste im Rennen besonders kämpfen, um den Anschluss an Zarco nicht zu verlieren. "Ich habe versucht, alles auf der Bremse gutzumachen. Das war der einzige Weg, um schnell zu sein. Es war auch schwierig Johann zu folgen."

Vinales gab außerdem zu, dass er seinen Fahrstil seit Jahresbeginn stark umstellen musste und dass sich dieser nicht natürlich anfühlen würde. "Ich versuche einfach, das Bike bestmöglich zu fahren. Ich habe natürlich versucht, von Saisonbeginn an meinen Fahrstil etwas abzuändern. Am Beginn habe ich hart gebremst und habe aggressiv Gas gegeben - und das Bike hat gepasst. Jetzt musste ich alles komplett umstellen. Ich muss sehr fein fahren, um eine gute Runde zu schaffen." Er sei eben ein "harter Bremser", muss sich durch die Änderungen nun mehr an das Bike anpassen.

Maverick Vinales

Vinales erklärt in Spielberg: Musste meinen Fahrstil im Laufe der Saison total umstellen Zoom

Es sei fast "unmöglich", die M1 auf dem harten Reifen zum Arbeiten zu bringen. Er spekuliert, ob sich Yamaha nicht womöglich eher mit dem weicheren Pneu beschäftigen sollte. Denn auf dem harten Hinterreifen hatten beide Piloten keinen Grip. "Egal ob kühlere oder wärmere Bedingungen, wir müssen den Reifen zum Arbeiten bringen. Nach der Moto2 hast du immer weniger Grip, das ist immer das gleiche Problem, auch in Silverstone", blickt er bereits auf den nächsten Lauf voraus. Zuvor steht noch ein Privattest in Misano (Sonntag, 20. August) auf dem Plan.

Yamaha muss "großer Wurf" gelingen, fordert Vinales

"Wir versuchen, uns zu verbessern. Aber Zum Glück haben wir in Misano einen Test vor Silverstone. Dort werden wir versuchen, einen weiteren Schritt zu schaffen. Aber wenn wir nicht etwas Großes schaffen, dann wird es sehr schwierig", weiß der 22-Jährige. Im Vorjahr konnte Vinales dort seinen ersten MotoGP-Sieg einfahren. "Mein Fahrstil passt gut zur Strecke dort, wie ich im Vorjahr gezeigt habe. Aber zuerst müssen wir das Problem lösen. Nach Silverstone kommen die Rennen in Misano und Aragon, beide eher unter wärmeren Bedingungen", runzelt er die Stirn.

Er hofft darauf, dass Yamaha sich nun auf eine Verkleidung fokussieren wird. "Wir müssen uns einfach auf ein Bike fokussieren und das weiterentwickeln. Vielleicht müssen wir beim Set-up etwas gravierend ändern. Ehrlich gesagt möchte ich nicht schon wieder Chassis wechseln. Wir werden hart arbeiten in Misano und uns auf Silverstone vorbereiten." Denn die Konkurrenz schläft nicht. Zuletzt konnte Honda einen großen Schritt bei der Beschleunigung machen.

"Sie haben eine bessere Lösung bei der Elektronik gefunden, um eine bessere Beschleunigung ohne viel Spin hinzubekommen", fügt Rossi hinzu. Vinales ist die deutliche Steigerung von Honda in diesem Bereich aufgefallen: "Die Beschleunigung der Honda war ziemlich faszinierend. Als ich hinter Dani gefahren bin, hat er mir alles beim Beschleunigen abgenommen. Beim Bremsen und in den Kurven war unser Bike sehr gut, aber bei der Beschleunigung gab es einen großen Unterschied." Der nunmehr nur noch WM-Dritte vermutet: "Vielleicht haben sie sich einfach verbessert und wir sind stehengeblieben."


MotoGP in Spielberg

WM: Rossi schon 33 Punkte hinter der Spitze

Fast ein ganzer Rennsieg (24 Punkte) fehlen dem dreifachen Saisonsieger bereits auf Titelverteidiger Marquez. Wenig hilfreich war am Sonntag der fünfte Rang von Yamaha-Kollege Zarco, der den Werkspiloten so Punkte wegnehmen konnte. "Wir müssen auf Dovi und Marc schauen. Ich denke nicht, dass er für uns fahren muss oder wir für ihn", kommentiert Vinales die Situation mit dem Franzosen. "Er ist ein normaler Rivale und versucht ebenso sein Bestes. Er ist heute sehr gut gefahren. Wir haben uns heute einfach nicht gesteigert und nicht das Maximum gegeben", gibt er zu.

Teamkollege Rossi liegt bereits 33 Punkte zurück. Der "Doktor" weiß, dass er nun unbedingt ein gutes Ergebnis benötigt. "Es ist sehr schwierig, weil ich schon 33 Punkte in Rückstand bin. Aber auch, weil wir auf manchen Strecken leiden und nicht so stark sind. Die Honda ist das Bike, das den größten Schritt im Vergleich zum Vorjahr gemacht hat. 2016 hatten sie Schwierigkeiten, in diesem Jahr sind sie sehr stark." Seit seinem Sieg in Assen konnte er nicht mehr auf das Podium fahren.