Warum der MotoGP-Krimi in Austin genau das war, was Liberty sehen will

b#Meinung:#b Das actiongeladene MotoGP-Rennen in Austin war genau das, was es brauchte, um das Produkt dem neuen Eigentümer Liberty Media zu präsentieren

(Motorsport-Total.com) - Ein fester Bestandteil des US-amerikanischen Sports ist das "Make Some Noise" Barometer ("Macht Lautstärke") auf den Jumbo-Fernsehern in den Stadien. Ein eindeutig gefälschter Dezibelwert, der die Heimfans dazu animieren soll, noch lauter zu grölen, um die gegnerische Mannschaft in entscheidenden Spielsituationen zu irritieren.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Pedro Acosta

Marc Marquez und Pedro Acosta im Duell der Generationen Zoom

Aber man kann den Lärm der Fans auf einer Freiluft-Rennstrecke nicht verfälschen. Als ich am Sonntag das MotoGP-Rennen auf dem Circuit of The Americas auf der Innenseite von Kurve 1 verfolgt habe, konnte ich die Reaktionen der Fans deutlich hören.

Es war ihre Reaktion auf die Action auf der Strecke und auf einen entscheidenden Sturz. Austin war das erste Rennen seit der Nachricht, dass Formel-1-Besitzer Liberty Media plant, 86 Prozent von MotoGP-Promoter Dorna Sports zu übernehmen.

Dieser Bockbuster-Deal soll bis Ende 2024 abgeschlossen werden. Der Liberty-Deal bedeutete, dass die jährliche Reise der MotoGP nach Austin viel wichtiger als sonst war. Nicht nur, weil es das einzige Rennen auf Libertys Seite des Atlantiks ist, nachdem Argentinien abgesagt werden musste.

Sondern weil die Übernahme von Liberty bedeutet, dass Amerika nun einen großen Anteil am Spiel hat. Ich habe kaum Zweifel, dass die MotoGP in Amerika ein enormes Wachstumspotenzial besitzt, so wie ein Vergnügungsmarkt der Möglichkeiten.

Man kann sicherlich aus den bisherigen Formel-1-Erfahrungen lernen. Es mag ein glücklicher Zufall sein, aber die Übernahme des ehemaligen RNF-Aprilia-Teams durch den NASCAR-Rennstall Trackhouse bedeutet, dass es nun ein US-Team in der MotoGP gibt.

Der zweite Platz von Joe Roberts im Moto2-Rennen hat das Potenzial eines künftigen US-Stars in der Königsklasse gezeigt. Unter Liberty Media sind die Zuschauerzahlen der Formel 1 sehr stark angestiegen.

Maverick Vinales

Derzeit befindet sich nur Texas auf der US-Karte der MotoGP Zoom

Bis zum überraschenden Einbruch im Vorjahr hat CoTA-Chef Bobby Epstein mit bis zu einer halben Million Zuschauer gerechnet. Natürlich sind auf dieser Strecke die Zuschauerzahlen der MotoGP weit von den Formel-1-Zahlen entfernt.

Also gibt es diesbezüglich noch viel zu tun. Auch wenn Liberty Media diesmal nicht mit einer Doku-Serie aufwarten kann, während gleichzeitig eine weltweite Pandemie ausbricht und ein Publikum auf Unterhaltung wartet. Aber man weiß, wo die richtigen Knöpfe zu drücken sind.

"Ich glaube, dass wir einige der Dinge, die wir getan haben, um der Welt den Wert und die Power der Formel 1 zu zeigen, auch auf die MotoGP übertragen können", meint Liberty-CEO Greg Maffei. "Nennen wir es Mustererkennung."

"Die MotoGP ist ein großartiger, aufregender Sport. Sie ist enorm aufregend. Ich glaube nicht, dass wir das verändern müssen. Das wollen wir auch gar nicht. Was wir tun wollen, ist der Welt genau zu zeigen, wie aufregend dieser Sport ist."

Fangemeinde auf "breitere" Basis stellen

Mit einer Fangemeinde, die vor allem in Spanien, Italien und Frankreich, aber auch im Fernen Osten und in Australien beheimatet ist, plant Maffei, die Erfahrungen von Liberty in der Formel 1 zu nutzen, um den Bekanntheitsgrad des Sports außerhalb seiner derzeitigen Blase zu erhöhen.

Man will ein "breiteres Publikum" weltweit erreichen. Die Fahrer sind heldenhaft, mit vielen epischen Geschichten. Es gibt einige großartige Charaktere, die entwickelt werden müssen, damit das Publikum sie kennenlernt und somit mehr Fans dabei sein wollen und einschalten.

Fans in Austin

Marc Marquez hat in Austin viele Fans für sich gewonnen Zoom

Einfach ausgedrückt, es müssen andere Augen darauf gerichtet werden. Marc Marquez, der derzeit größte Star der MotoGP, weist darauf hin, dass es einen "großen Unterschied" machen würde, wenn man eine jüngere Generation ansprechen würde.

Zum Beispiel gibt es mit Pedro Acosta einen jungen, bemerkenswerten Rookie, der das nächste große Ding zu werden scheint. Was die MotoGP schon jetzt zu bieten hat, ist ein wirklich spannendes Rennprodukt.

Anders als bei der Formel 1 steht der Sieger nicht so sicher fest. Natürlich gab es in der MotoGP auch Zeiten der Dominanz und es kann Prozessionen und langweilige Rennen geben. Aber generell ist die Unvorhersehbarkeit der Geschehnisse sehr groß.

Verglichen mit der Formel 1 haben viel mehr Hersteller und Fahrer die Chance, ein Rennen zu gewinnen. Aber bei den fünf Malen, die ich zuvor persönlich in Austin dabei war, waren die Rennen ziemlich gewöhnlich.

Formel 1 wird besser vermarktet

Jetzt war das bei weitem das beste MotoGP-Rennen, das jemals auf dem CoTA stattgefunden hat. Es gab im gesamten Feld spannende Duelle. Die Fans vor Ort wurden bestens unterhalten. Seltsamerweise ist der CoTA die einzige Strecke, die keine MotoGP-Zuschauerzahlen bekannt gibt.

Bei der Formel 1 machen sie es schon. Es waren sicher nur ein Bruchteil der 432.000 Fans vor Ort, die zur Formel 1 kommen. Aber die Fans waren ganz klar richtige Fans. Überall hat man gesehen, dass Merchandising-Artikel getragen wurden.

Miguel Oliveira

Mit Trackhouse gibt es seit langem wieder ein US-Team in der MotoGP Zoom

Anhand meines Fluges von Miami nach Austin zu urteilen, sind viele aus ganz Amerika zum Rennen gekommen. Aber in Austin selbst würde man gar nicht merken, dass eine weltweite Rennserie in der Stadt ist - ganz anders als bei der Formel 1.

Die einzigen Werbetafeln, die ich an diesem Wochenende gesehen habe, betrafen die King of the Baggers im Rahmenprogramm. In der Stadt habe ich eine sehr coole Veranstaltung für Custombikes besucht.

Aber dort war kein einziges MotoGP-Motorrad ausgestellt, dafür aber ein Formel-1-Showcar von Red Bull! Man kann sich vorstellen, dass Liberty Media dabei helfen kann, die Werbetrommel zu rühren und auch weitere Rennen in Amerika austragen könnte.

Vielleicht wäre es auch klug, das Austin-Datum zu verlegen, damit es nicht gleichzeitig mit den US-Masters stattfindet. Es scheint auf der Hand zu liegen, dass man die Events in Indianapolis oder Laguna Seca wiederbeleben könnte.

Ich habe sogar vom Barber Motorsport Park und vom Daytona-Infieldkurs gehört - aber das wäre sicher etwas verrückt! "Als wir die Formel 1 übernommen haben, gab es auch nur ein Rennen in den Vereinigten Staaten", blickt Maffei zurück.

"Ich möchte nicht behaupten, dass wir zu drei US-Rennen zurückkehren werden, aber die Möglichkeit in den USA und in anderen Regionen zu wachsen, wird wahrscheinlich nicht die Gesamtzahl der Rennen erhöhen, sondern es wird anderswo erweitert."

Die MotoGP muss ihre Geschichte besser erzählen

Das Etikett "King of CoTA" scheint die lokalen Fans zu begeistern. Da Marc Marquez in den vergangenen Jahren von Verletzungen geprägt war - bei seinem Sturz an der Spitze war der Aufschrei am lautesten - hat Alex Rins eine große Fangemeinde gesammelt.

Als er Samstagabend bei einem Meet & Greet zu Gast war, war die Reaktion einfach umwerfend. Er wurde für Fotos regelrecht umlagert. Die sachkundigen Fans wussten auch alles über seine Siege hier in der Moto2 und in der Moto3.

Während Kritiker meinen, dass die Fülle an spanischen und italienischen Fahrern negativ ist, denke ich, dass der Enthusiasmus der amerikanischen Fans gezeigt hat, dass das keine Rolle spielt, wenn sie davon überzeugt sind, dass das die besten Fahrer des Planeten sind.

Joe Roberts

Mit Joe Roberts gibt es einen Nachwuchsfahrer aus den USA Zoom

Und das ist der springende Punkt. Liberty Media muss die Geschichte auf eine Weise erzählen, dass mehr Menschen angesprochen werden. Sie müssen davon begeistert werden. Amerika liebt auch die Geschichten von Underdogs und von jemandem, der sich zurückkämpft.

Die Concession-Regeln bieten Honda und Yamaha die Chance, zu früherem Ruhm zurückzukehren. Diesbezüglich fühlt sich die MotoGP wie das Gegenteil der Formel 1 an, wo das neue Publikum von den Persönlichkeiten gefesselt wird, selbst wenn die Rennen nicht immer spannend sind.

Die MotoGP muss nicht neu erfunden werden, aber sie muss effektiver beworben werden. Sie sollte auch nicht versuchen, wie die Formel 1 zu sein. Aber sie sollte sich Notizen machen und die eigene Geschichte auf eine fesselndere Art und Weise erzählen.

Die Übernahme durch ein versiertes Unternehmen, das versteht, wie Fernsehen und digitale Medien funktionieren und welche Hebel betätigt werden müssen, kann diesen Sport absolut auf ein neues Level heben.

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