• 17.05.2017 11:47

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Warum Ducati das Winglet-Verbot doppelt trifft

Mit den Winglets konnte Ducati die größte Schwäche der Desmosedici kaschieren: Wann präsentieren die Italiener endlich ihre neue Aero-Verkleidung?

(Motorsport-Total.com) - Die Ducati Desmosedici begeisterte in der MotoGP stets durch ihre brachiale Leistung und die hohen Topspeeds. Beim Handling offenbarte das Motorrad seit ihrer Debütsaison vor 14 Jahren immer wieder grobe Schwächen. Die Neigung zum Untersteuern war bis Ende 2014 das größte Laster und wurde von allen Ducati-Piloten kritisiert. Luigi Dall'Igna widmete sich diesem Problem und bereitete seinen Fahrern viel Freude, als er ihnen die grundlegend überarbeitete 2015er-Maschine bereitstellte.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Die Winglets verbesserten das Handling der Ducati Desmosedici deutlich Zoom

Doch 2017 rückte das Thema Untersteuern wieder in den Vordergrund. Die Charakteristik der Michelin-Reifen und das Verbot der Winglets trafen Ducati hart. Auf dem Gebiet der Aerodynamik war Ducati bis Ende der vergangenen Saison führend. Yamaha, Honda, Suzuki und Aprilia zogen zwar ständig nach, doch Ducati war der Konkurrenz stets einen Schritt voraus und profitierte vom Abtrieb der Flügelprofile, die sowohl beim Beschleunigen als auch beim Kurvenverhalten Vorteile brachten.

Am Kurvenausgang konnte kein Motorrad die Leistung so effektiv in Vortrieb umsetzen wie die Ducati Desmosedici. In den Kurven setzten die Flügel den Vorderreifen unter Druck und verbesserten das Handling der Maschine. "Die Winglets waren die beste Lösung, um Druck auf das Vorderrad auszuüben", kommentiert Jorge Lorenzo, der die Desmosedici zu Beginn der Wintertestfahrten mit Winglets fuhr. Erst später stieg er auf das Motorrad mit der konventionellen Verkleidung um.

Lorenzo trauert den Winglets hinterher

"Es ist schwierig, ohne die Winglets die gleichen Leistungen zu erreichen, die wir mit den Winglets erreichen konnten", hält Lorenzo fest. Seit dem Ende der vergangenen Saison gelangen Ducati aber einige Fortschritte. Das Wheelie-Problem bekamen die Italiener mit Änderungen der Geometrie und Gewichtsverteilung in den Griff. Bisher ungelöst ist die Problematik in den Kurven.

Jorge Lorenzo

November 2016: Beim ersten Test mit der Ducati fuhr Jorge Lorenzo mit Winglets Zoom

"Es geht mehr darum, die Front zu belasten, wenn nicht mehr gebremst wird und der Fahrer ans Gas geht. Dann rutscht der Vorderreifen, wird leicht und das Motorrad lenkt nicht ein. Es möchte geradeaus fahren und fährt keine gute Linie. Wir müssen das Tempo deutlich reduzieren, um eine gute Linie zu fahren. Das kostet Zeit", stellt Pramac-Crewchief Daniele Romagnoli im Gespräch mit 'Crash.net' fest.

"Ohne die Winglets verliert das Motorrad sehr viel beim Kurvenverhalten. Das ist unsere Schwäche. Wir gingen davon aus, dass es eine neue Verkleidung gibt, die Abtrieb liefert", spielt Romagnoli die beim Katar-Test gezeigte "Hammerhai"-Verkleidung an. "Diese Verkleidung hatte mehr Nachteile als Vorteile", erinnert sich Lorenzo. "Wir müssen diese Thematik weiter untersuchen, um eine neue Lösung zu finden. Es ist sehr schwierig, denn die Winglets waren die beste Lösung."


Fotos: Ducati, MotoGP in Jerez


Was hat Ducati in petto?

Ducati teilte bereits mit, dass die spektakuläre Aero-Verkleidung nicht homologiert wird. Auf den Geraden bremste der hohe Luftwiderstand das Motorrad zu sehr ein. Die Erfahrungen der "Hammerhai"-Verkleidung sollen aber genutzt werden, um ein effizienteres Design zu erarbeiten.

Andrea Dovizioso

Zu viele Nachteile: Die "Hammerhai"-Verkleidung wird nicht verwendet Zoom

"Wir gehen davon aus, dass wir in der nahen Zukunft eine neue Verkleidung haben werden, aber nicht jetzt. Wir sind noch nicht fertig mit dieser Verkleidung. Das ist ein Bereich, in dem wir verglichen mit den anderen Maschinen Zeit verlieren. Und diese Maschinen können bereits ohne Winglets besser einlenken als unser Motorrad", ärgert sich Romagnoli.