Vernetzte Arbeit: Bringt sich Ducati in die Favoritenrolle?

Ducati arbeitet eng mit den drei Kundenteams zusammen, die Erfahrungen zahlen sich aus - Im Gegensatz zu Yamaha und Honda funktioniert die Einheitssoftware

(Motorsport-Total.com) - Das Testprogramm der drei Topteams konnte im November unterschiedlicher nicht sein. Yamaha fuhr lediglich zwei Tage nach dem Finale in Valencia. Valentino Rossi und Jorge Lorenzo waren vor allem mit den ersten Eindrücken der Einheitssoftware nicht glücklich. Honda hängte Ende November noch einen Test in Jerez an. Auch Marc Marquez und Dani Pedrosa bereitete die Einheitssoftware Kopfzerbrechen. Suzuki testete in Sepang die neue Software und das neue Seamless-Getriebe.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Kann Ducati in der MotoGP-Saison 2016 ein Wörtchen um den Titel mitsprechen? Zoom

Ein anderes Bild zeichnete sich bei Ducati ab. Vom ersten Tag an kamen die Fahrer mit der Elektronik klar, auch wenn sie nicht so hoch entwickelt ist wie die "alte" Factory-Software. In Jerez wurde das neue Bild der italienischen Mannschaft deutlich. Neben dem Werksteam waren auch alle drei Kundenteams im Einsatz. Auch wenn die Motorräder unterschiedliche Spezifikationen aufwiesen, waren insgesamt acht Fahrer im Einsatz. Dadurch konnten viel mehr Informationen gesammelt werden.

Während sich Yamaha und Honda hauptsächlich auf die Werksteams konzentrieren, arbeitet Ducati sehr eng mit den Kundenmannschaften zusammen. "Wir arbeiten mit mehreren Fahrern und nicht nur mit den Werksfahrern", wird Teammanager Davide Tardozzi von 'Crash.net' zitiert. "Wenn wir die Software verbessern, hilft das allen. Jeder außerhalb des Werksteams ist herzlich willkommen. Man muss nur sehen, wer die schnellste Runde gefahren ist", spricht der Italiener die Bestzeit von Scott Redding an, der 2016 bei Pramac fährt.


Fotos: MotoGP-Test in Jerez


Ende November zeichnete sich ab, dass Ducati einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben könnte. Michele Pirro spulte in den vergangenen Monaten unzählige Testkilometer mit den neuen Michelin-Reifen ab. Außerdem beschäftigten sich die Ducati-Ingenieure in der abgelaufenen Saison mit der Open-Software, die bei Avintia zum Einsatz kam. Honda und Yamaha vernachlässigten das bei ihren Open-Maschinen, weshalb Nicky Hayden, Eugene Laverty und Stefan Bradl viel über die unberechenbare Software klagten.

Andrea Dovizioso, Andrea Iannone, Luigi Dall'Igna

Gigi Dall'Igna kümmert sich nicht nur um seine beiden Werksfahrer Zoom

"Es scheint, dass unsere Ducati sehr gut funktioniert", spricht Tardozzi die Einheitssoftware an. "Unsere Kundenteams leisten gute Arbeit und es sieht danach aus, dass die neue Software recht gut ist. Wir verbessern uns weiterhin Schritt für Schritt. Beim nächsten Test werden wir uns wieder verbessern. Damit sind wir sehr zufrieden. Die Berichte der Kundenteams waren sehr gut. Wir sind sehr glücklich, denn wir können allen auf die richtige Weise helfen."

Der vorausschauende Blick von General Manager Gigi Dall'Igna könnte sich langfristig auszahlen. Er ist oft in den Garagen der Kundenteams zu finden und hört sich Feedback der Fahrer und Mechaniker an. Bei Pramac, Avintia und Aspar sind auch häufig Techniker in roten Shirts anzutreffen. Das unterscheidet sich stark von der Herangehensweise bei Honda und Yamaha, wo es zwar auch Austausch mit den Kundenteams gibt, aber in nicht so ausgeprägter Form.

Wird Ducati durch den Wechsel auf die Einheitssoftware und die neuen Michelin-Reifen der große Profiteur und kann 2016 um den WM-Titel kämpfen? Soweit will Tardozzi nicht denken, denn Honda und Yamaha werden über den Winter ihre Motorräder an die neuen Gegebenheiten anpassen. "Ich denke, nach den nächsten drei bis neuen Testtagen werden auch Yamaha und Honda dabei sein", hält der Teammanager den Ball flach. "Sie haben fantastische Fahrer. Ich glaube nicht, dass wir einen speziellen Vorteil haben."