Trainingsstürze in Aragon: Diese Erklärung haben Rossi & Co.

Derart viele Stürze wie am Samstagmorgen in Aragon sieht man in einem MotoGP-Training selten - So erklären Rossi, Bradl und Co. die zahlreichen Crashes

(Motorsport-Total.com) - Das dritte Freie Training der MotoGP zum Großen Preis von Aragon 2016 könnte als eines der sturzreichsten in die Geschichte der Königsklasse eingehen. Denn selten wurde in einer Trainingssession so viel Kernschrott produziert wie hier. Als ersten Piloten hebelte es Valentino Rossi, der mit seiner Yamaha M1 auf einem frischen Hinterreifen stürzte. "Bei dem Sturz hatte ich Glück. Ich muss den Airbags danken, dass sie meine Schulter gerettet haben", sagte der Italiener danach erleichtert.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi war eines der Sturzopfer in FP3 - und grübelt über die Reifenwahl Zoom

Nicht ganz so glimpflich kam Alex Lowes (Tech-3-Yamaha) davon, der sich bei seinem Sturz den linken Fuß verletzte und für den Rest des Samstags folglich passen musste. Auch sein Teamkollege Pol Espargaro reihte sich kurze Zeit später in die Riege der Sturzopfer ein, hatte aber Glück im Unglück, als Danilo Petrucci (Pramac-Ducati) aus der Boxengasse kommend "nur" sein Motorrad traf. Während beide Bikes bei dem Crash in ihre Einzelteile zerlegt wurden, blieben die Fahrer weitestgehend unverletzt.

Doch für Espargaro sollte es nicht der letzte Trainingssturz des Tages bleiben. Denn nachdem Nicky Hayden, in Aragon als Ersatz für den verletzten Jack Miller im Marc-VDS-Team unterwegs, in Kurve 14 zu Sturz kam und samt Streckenposten damit beschäftigt war, sein Motorrad beiseite zu schaffen, rasten zwei andere Bikes auf die Gruppe zu - allerdings ohne Fahrer. Eines davon gehörte Espargaro, der zuvor unschuldig in einen Ausrutscher von Marc Marquez verwickelt worden war.

Kühle Temperaturen und harte Reifen keine gute Kombi

Verantwortlich für alle diese Crashs waren vermutlich die kühleren Temperaturen am Vormittag in Kombination mit den harten Michelin-Reifen. Denn viele Fahrer hoben sich die weichere Mischung für die Schlussphase und das spätere Qualifying auf, in dem bei wärmeren Bedingungen deutlich weniger Stürze passierten als noch in FP3. Auch Michelins Technikdirektor Nicolas Goubert betont: "Am Morgen war es ziemlich kalt. Und obwohl wir dafür einen extra Vorderreifen haben, haben ihn viele Fahrer nicht genutzt."

Aragon

Trümmerteile einer zerstörten Pramac-Ducati nach einem Crash in FP3 Zoom

"Diejenigen, die damit gefahren sind, hatten keine Probleme", so Goubert weiter. Einige Fahrer seien zudem etwas überambitioniert gewesen und hätten für die gegebenen Bedingungen schlichtweg die falsche, weil zu harte Reifenwahl getroffen. Jorge Lorenzo (Yamaha), der zwar nicht stürzte, aber mit den harten Pneus zu kämpfen hatte, pflichtet ihm bei: "Am Vormittag ist es hier noch relativ kühl auf der Strecke und daher sehr leicht, einen Fehler zu machen und zu stürzen. Am Nachmittag ist es etwas besser."


MotoGP in Aragon

Als besonderes kritischer Punkt fiel dabei Kurve 14 auf, in der nicht nur Hayden, sondern auch Aprilia-Pilot Alvaro Bautista seine Maschine verlor. "Beim Bremspunkt ist man an dieser Stelle genau bei der Kuppe, wo es dann bergab geht", erklärt er und wundert sich: "Ich habe alles normal gemacht und bin dann gestürzt." Letztlich sieht er seinen Sturz aber als Folge der Umstände, denn Bautista merkt an: "Die Strecke war etwas kühler als gestern." Dennoch hatte der Spanier den Medium-Vorderreifen aufgezogen.

Valentino Rossi: Wetter für Reifenwahl entscheidend

Teamkollege Stefan Bradl konnte einen Sturz gerade noch verhindern: "Auch ich war knapp dran und hatte Glück. Wenn die Temperaturen am Nachmittag steigen, dann ist es okay. Mit den aufgeheizten Reifen vom Vortag ist es (in der Früh; Anm. d. Red.) kritisch", bewertet der Deutsche die Situation. "Michelin scheint etwas mehr Probleme zu haben. Es liegt aber auch an dieser Strecke, denn es gibt viel weniger Rechtskurven. Ich kann mich erinnern, dass wir 2012 oder 2013 diese Probleme hatten."

Wegen des Streckenlayouts in Aragon stattet Michelin die Fahrer mit asymmetrischen Reifen aus, die auf der rechten Flanke härter sind. Welche der zur Verfügung stehenden Mischungen sie wählen, bleibt abzuwarten. "Es hängt alles vom Wetter ab", ist sich Rossi sicher. "Morgen kann es ziemlich kühl werden. Wir haben heute gesehen, was bei kühlen Temperaturen passieren kann mit vielen Stürzen. Auf dieser Strecke muss man wirklich Vorsicht walten lassen. Die Reifenwahl wird sicherlich sehr wichtig."