Suzuki-Evolution: Wo die Techniker angesetzt haben

Suzuki-Technikdirektor Ken Kawauchi spricht über die Evolution der GSX-RR - Das Motto lautet: Stärken behalten, Schwächen beim Chassis und Motor ausmerzen

(Motorsport-Total.com) - Suzuki steht vor der dritten Saison seit dem Comeback in der MotoGP. Mit Andrea Iannone und Alex Rins wurden zwei neue Fahrer verpflichtet. "Wir können uns deshalb nicht komplett auf die Entwicklung des Motorrades konzentrieren", hält Suzuki-Technikdirektor Ken Kawauchi fest. "Wir müssen auch darauf achten, wie sie ihren Fahrstil anpassen. Ihr Fahrstil ist natürlich anders als von unseren früheren Fahrern. Das bedeutet, dass wir bei jedem Entwicklungsschritt unsere Referenzpunkte doppelt überprüfen mussten."

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Optisch hat sich an der GSX-RR nur die neue Verkleidung verändert Zoom

Technisch gesehen ist die GSX-RR eine Weiterentwicklung des bestehenden Motorrades, das im Vorjahr den ersten Sieg holen konnte. Radikale Lösungen gibt es nicht. Chassis und Motorspezifikation standen praktisch schon nach dem ersten Test in Malaysia fest. "Seit wir 2015 zurück sind, lautet die Suzuki-Philosophie, dass wir kein komplettes Neudesign machen, sondern versuchen, die Performance Schritt für Schritt zu verbessern", so Kawauchi. Die Wintertests zeigten, dass Suzuki noch nicht ganz zur Spitze aufgeschlossen hat.

Die Arbeit dreht sich um Details, denn man will auf jeder Strecke konkurrenzfähig sein. Kawauchi erklärt: "Unsere Stärken im Vorjahr waren die Agilität des Chassis und die Kurvenmitte. Wir machten auch beim Seamless-Getriebe einen großen Fortschritt. Also wollten wir es nicht riskieren, diese Vorteile mit einem neuen Projekt zu verlieren." Das gute Handling der GSX-RR strichen auch Iannone und Rins hervor, obwohl Iannone festhielt, dass er anders als Vorgänger Maverick Vinales fahren muss.

Ken Kawauchi

Suzuki-Technikdirektor Ken Kawauchi ist mit den Fortschritten im Winter zufrieden Zoom

"Ich möchte eine kurze Geschichte erzählen", denkt Kawauchi an den ersten Testtag in Malaysia zurück. "Es war schon spät am Abend und wir saßen in der Box und hörten Andrea zu. Er sprach sehr lange mit uns und nannte uns viele Bereiche, an denen wir arbeiten müssen. Er sah glücklich und zufrieden aus, aber er machte uns so viele Vorschläge, dass ich das Gefühl bekam, er zweifelt das Bike an. Aber nach mehr als einer Stunde schaute er mich an und sagte: 'Versteh mich nicht falsch. Die Basis ist großartig, ändere bitte nichts an der Basis. Lass uns nur diese und jene Details finalisieren.'"

Neuer Motor ein Fortschritt

Nach dem Australien-Test flogen auch Iannone und Rins ins Suzuki-Hauptquartier nach Hamamatsu in Japan. Sie besuchten die Mitarbeiter und absolvierten einen Test im Windkanal. Über den Winter arbeiteten die japanischen Ingenieure auch viel am Motor. "Wir wussten, dass wir die Leistung verbessern müssen", bestätigt Kawauchi. "Ein Fahrer hat nie genug Power zur Verfügung. Wir wollten aber auch die absolute Zuverlässigkeit gewährleisten. Es hat keinen Sinn, wenn man viele PS hat, diese aber nicht kontrollieren kann."

Alex Rins

Mit Alex Rins setzt Suzuki auf einen vielversprechenden Rookie Zoom

Suzuki scheint beim Motor ein weiterer Fortschritt gelungen zu sein, nachdem man schon im Vorjahr bei den Topspeed-Werten mit Yamaha vergleichbar war. "Die neue Motorspezifikation stellte sich als effektiv heraus. Die Fahrer mögen sie sehr, also konnten wir einen weiteren Fortschritt machen", sagt Kawauchi zufrieden. "Ein weiterer wichtiger Entwicklungsbereich ist die Traktion. Wir arbeiteten mit verschiedenen Chassis und Schwingen. Im Zusammenspiel mit den Dämpfern können wir nach neun Testtagen festhalten, dass die Fahrer auch mit diesen Modifikationen zufrieden sind."

Trotzdem meint der Technikdirektor, dass die GSX-RR im Bereich der Traktion immer noch nicht optimal aufgestellt ist: "Aber hoffentlich haben wir eine Richtung gefunden, mit der wir Resultate holen." Vom Reglement ist Suzuki ab 2017 mit den anderen Herstellern gleichgestellt. Es darf kein Motorupdate während der Saison gebracht werden. "Durch unsere Podestplätze im Vorjahr haben wir die Konzessionspunkte verloren. Jetzt stellen wir uns den Gegnern mit den gleichen Waffen", so Kawauchi, der es sportlich sieht: "Ich finde das aufregend und hoffe, dass wir bald um den WM-Titel kämpfen können."

Dieses Ziel soll langfristig mit Iannone und Rins erreicht werden. Suzuki setzt auf einen erfahrenen, schnellen Mann und einen vielversprechenden Rookie. "Aus Entwicklungssicht ist es interessant, zwei verschiedene Fahrer zu haben", findet Kawauchi. "Andrea ist die Referenz, er hat Erfahrung und kann mit dem Wissen eines guten Motorrades sprechen. Aber auch die Aussagen von Alex sind interessant. Er ist neu und wir bauen mit ihm etwas von null weg auf. Seine Aussagen sind nicht so genau wie jene von Andrea, aber es sind frische Aussagen, die uns eine andere Sichtweise ermöglichen."