• 01.09.2010 14:37

Rossi: "Die Elektronik ist das große Problem"

Valentino Rossi hatte in Indianapolis mit der Kondition zu kämpfen - Im Interview spricht der Superstar auch die Gründe für die Langeweile in der MotoGP an

(Motorsport-Total.com) - Weltmeister Valentino Rossi hatte in Indianapolis Probleme mit der großen Hitze, da seine Kondition aufgrund der Verletzungen noch nicht wieder auf Augenhöhe ist. Trotzdem konnte der Italiener die Abstimmung der Yamaha verbessern. Ob ihm sein Technikchef Jeremy Burgess zu Ducati folgen wird, steht noch nicht fest. Im Interview beklagt sich der Superstar über die Langeweile in der Königsklasse und gibt der Elektronik die Schuld.

Titel-Bild zur News:

Valentino Rossi weiß noch nicht, ob ihm Jeremy Burgess zu Ducati folgen wird

Frage: "Wie war dein Rennen in Indianapolis?"
Valentino Rossi: "Es war sehr schwierig. Ich habe Probleme erwartet, denn auch im Training habe ich nach acht, neun Runden die Kraft verloren. Das macht es sehr, sehr schwierig. Für mich war es deshalb ein positives Rennen. Zu einem Zeitpunkt bin ich die gleichen Rundenzeiten wie Lorenzo und Spies gefahren. Ich konnte sogar eine etwas schnellere Zeit setzen als Lorenzo und ungefähr die gleiche wie Spies."#w1#

"Es war also ein gutes Wochenende, denn wir haben gut am Motorrad gearbeitet. Wir kommen zurück zu unserem Stil, was die Balance, aber auch die Elektronik betrifft. Wir folgen wieder unserem Weg, deshalb bin ich glücklich. Speziell in Brünn, aber auch in Laguna Seca war ich nicht so schnell wie die anderen Yamaha-Jungs."

Frage: "Waren die Bedingungen so heiß wie in Malaysia?"
Rossi: "Ich denke ja. Aber normalerweise habe ich in Sepang keine Probleme. Es war also nicht genauso wie dort, denn meine Kondition ist nun anders. Wir waren an Malaysia aber dicht dran."

Frage: "In Misano kann es auch sehr heiß werden. Wirst du bei Hitze wieder straucheln? Ist der Heimvorteil so groß, dass man diesen Nachteil übergehen kann?"
Rossi: "Für mich wird es aus körperlicher Sicht im Vergleich zu Indianapolis schwieriger werden. Das Motorrad wird in Italien aber besser sein, denn Indianapolis passt nicht ganz zur Yamaha. In den letzten beiden Jahren waren wir in Misano sehr schnell. Leider habe ich nicht die Zeit, um meine Kondition zu verbessern. Ich muss also darauf hoffen, dass wir etwas Schatten haben. Wir werden sehen. In Misano herrscht auch eine andere Atmosphäre. Ich bin sehr zufrieden, denn wir haben das Motorrad mehr in unsere Richtung bringen können. Ich bin im Laufe des Wochenendes dreimal gestürzt. Das zeigt, dass ich kein gutes Gefühl für das Rennen hatte."


Fotos: MotoGP in Indianapolis


Frage: "War es nicht etwas zu früh, um das Motorrad auf die Einstellungen davor zurückzubauen? Wenn du es für das eine Rennen noch gelassen hättest, wäre das deiner Kondition entgegengekommen?"
Rossi: "Nein. Es ist viel zu spät, nicht zu früh. Wir hätten das von Beginn an probieren müssen. Aber wenn man nicht zu 100 Prozent fit ist, muss man versuchen das Problem auf die eine oder andere Art zu lösen. Wir arbeiten gut, auch Jeremy hat an diesem Wochenende sehr gut an dem Motorrad gearbeitet. Das Problem bin ich, ich bin nicht am Maximum."

Frage: "Vor ungefähr drei Jahren hast du behauptet, dass Jeremy bis zu deinem Rücktritt bei dir bleiben wird. Ist das wahr?"
Rossi: Ja. Aber jetzt stellt sich die Frage, ob er schon vor mir aufhört. Ich spreche mit ihm und gebe ihm Zeit. Grundsätzlich weiß er noch nicht, ob er weitermacht."

Frage: "Stimmt es, dass Yamaha Jeremy gebeten hat, die Situation rasch zu entscheiden?"
Rossi: "Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube nicht, dass Jeremy mit einem anderen Fahrer weitermacht. Oder ob er bei einem anderen Fahrer bleibt, oder mit mir weitermacht."

Frage: In Brünn waren die Top 10 innerhalb von 40 Sekunden, in Indianapolis waren es gar 51."
Rossi: "51! Was für ein Mist!"

Valentino Rossi

Valentino Rossi wünscht sich in Zukunft wieder mehr Spektakel für die Fans Zoom

Frage: "Für das Publikum ist das nicht sehr unterhaltsam. Was denkst du darüber?"
Rossi: "Das ist das größte Problem der MotoGP. Die Rennen sind sehr langweilig. Im Vergleich zur Formel 1 verlieren wir unsere beste Karte. Bis 2006, mit Michelin und Bridgestone, mit 990-Kubik und weniger Elektronik waren die Rennen unglaublich geil. Viele Menschen sind glühend vor dem Fernseher gesessen, weil sie sichergehen konnten, dass die MotoGP aufregend wird. Als Bridgestone gekommen ist, die Hubraumverkleinerung und die ganzen elektronischen Spielereien sind die Rennen sehr, sehr langweilig geworden. Es ist also wie in der Formel 1."

"Ich hoffe sie haben das im Kopf. Nicht für das nächste Jahr, denn da wird es noch genau gleich sein Aber für 2012, wenn die neuen Regeln für die 1.000er kommen, muss man die Elektronik reduzieren.. Man muss die Systeme herausnehmen, die das Durchdrehen der Räder verhindern und Wheelies unterdrücken. Die Leute wollen Wheelies und die Maschinen rutschen sehen. Es ist jetzt wie eine Fernbedienung, der Fahrer kann kaum mehr einen Unterschied ausmachen."

"Wenn man in der letzten Runde 1,5 bis zwei Sekunden Rückstand hat, dann bleibt dieser Abstand konstant. Vielleicht kannst du eine halbe Sekunde aufholen. Früher konnte man das in zwei Runden wettmachen, wenn man in guter Form war und die Abstimmung gepasst hat. Jetzt ist jeder gleich. Die Beschleunigung, die Traktionskontrolle, alles wird vom Motorrad kontrolliert. Ich hoffe das Problem wird mit den neuen 1000er-Maschinen gelöst. Nur den Hubraum zu erhöhen bringt gar nichts. Das Problem ist die Elektronik. Ich hoffe sie achten darauf, dass weniger Elektronik in den Motorrädern zum Einsatz kommt."

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