• 02.09.2014 16:38

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Pol Espargaro: "Muss so fahren wie Jorge"

Pol Espargaro versucht, die Yamaha an seinen Moto2-Fahrstil anzupassen - Um schnell zu sein, ist aber der flüssige Fahrstil von Jorge Lorenzo nötig

(Motorsport-Total.com) - Moto2-Weltmeister Pol Espargaro hat in seinen ersten zwölf MotoGP-Rennen 88 WM-Punkte gesammelt. Damit kämpft er mit seinem älteren Bruder Aleix um WM-Platz sechs und somit um die Ehre des besten Kundenfahrers. Pol Espargaro ist für Yamaha ein wichtiger Fahrer für die Zukunft. Wäre ein Platz im Werksteam freigeworden, hätte Espargaro schon im nächsten Jahr dieses Motorrad bekommen. Außerdem ist er schon in dieser Saison in die Entwicklung eingebunden.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Pol Espargaro pflegt einen deutlich "wilderen" Fahrstil als Jorge Lorenzo Zoom

Die aktuelle M1 ist in erster Linie auf den Fahrstil von Jorge Lorenzo zugeschnitten. Valentino Rossi brauchte nach seinem Abstecher zu Ducati fast ein Jahr, um wieder an die Spitze zu kommen. Deshalb hat Yamaha mit Pol Espargaro ein Experiment gewagt. In der Moto2-Klasse wird ein anderer Fahrstil als früher in der 250er-Klasse gepflegt, denn der Hinterreifen rutscht am Kurveneingang stark.

Mit der aktuellen Yamaha muss, ähnlich wie damals zu 250er-Zeiten, viel Geschwindigkeit in die Kurven mitgenommen werden. Espargaro sollte versuchen, die Yamaha an seinen beziehungsweise den Moto2-Fahrstil anzupassen. "Diese Richtung wollte Yamaha probieren", wird Nicolas Goyon von 'MotoMatters.com' zitiert. Goyon ist Espargaros Crewchief im Tech-3-Team. "Pol ist der erste Moto2-Champion, der bei Yamaha arbeitet. Deshalb ist Yamaha sehr an diesem neuen Stil interessiert."

Neuer Bremsstil für Yamaha wichtig

"Wir realisierten, dass alle Moto2-Fahrer - die neue Generation - einen speziellen Stil pflegen. Wir wissen alle, dass sie den Ellbogen auf dem Boden haben und sich ihr Motorrad beim Bremsvorgang bewegt. Pol ist der erste Fahrer, der mit diesem Stil auf der Yamaha arbeitet." Inwieweit sich die M1 in Zukunft in diese Richtung bewegen wird, ist noch unklar. Die Yamaha-Ingenieure haben mit Espargaro viele Daten gesammelt und an der Abstimmung experimentiert.

Vor allem da Honda-Konkurrent Marc Marquez einen speziellen Fahrstil pflegt, muss Yamaha auch technisch reagieren. "Honda pflegt immer mehr diesen Stil", so Goyon weiter. "Yamaha investiert viel in Pol, um in diese Richtung zu entwickeln." Dabei geht es hauptsächlich um die Bremsphase. "Wir arbeiten an der Abstimmung des Motorrades. An der Motorbremse und vielen verschiedenen Einstellungen, um zu sehen, ob das eine Richtung für Yamaha sein könnte."

Pol Espargaro

Pol Espargaro und sein Team experimentierten viel mit der Abstimmung Zoom

Mit der aktuellen Yamaha funktioniert Espargaros natürlicher Fahrstil nicht optimal. Deshalb widmete er den Testtag am Montag nach dem Grand Prix von Brünn ausschließlich sich selbst und arbeitete an seinem Fahrstil. Mit der aktuellen Yamaha muss in aufrechter Lage stark gebremst werden, dann die Bremse gelöst und mit viel Tempo in die Kurve gefahren werden. Mit einer Honda werden die Kurven mehr wie ein V gefahren: Es wird stark gebremst und das Motorrad muss so früh wie möglich wieder aufgerichtet werden.

Espargaro versucht sich an Lorenzo zu orientieren

Nach den Experimenten versucht Espargaro nun, sich etwas von Lorenzo abzuschauen. "Nico sagt mir, dass das mit der Erfahrung kommt. Dieses Problem hatte ich schon bei den Wintertests und es besteht immer noch. Ich habe mich zwar verbessert, aber ich habe noch keinen flüssigen Fahrstil", gibt Espargaro nach dem Grand Prix in Silverstone zu Bedenken. Aber wie kann er sich umstellen? "Eine gute Frage. Ich muss wie Jorge fahren. Aber Jorge ist Jorge und niemand fährt so wie er."

"Er ist speziell und ich muss so fahren wie er. Das Problem ist, wie? Vielleicht kommt das mit mehr Erfahrung. Ich bin noch weit von seinem Fahrstil entfernt. Ich bin näher an Valentinos Stil. Jorges Fahrstil ist aber effektiver. Jorge kommt von den 250ern und dort musste man flüssig fahren. Sie haben das Motorrad praktisch für Jorge gebaut", stellt Espargaro fest. "Er fährt das Motorrad sehr ruhig. Ich muss lernen, wie ich das Motorrad ohne Bewegungen fahre. Dann werde ich schneller. Er macht das natürlich, es ist sein Fahrstil, aber nicht meiner."

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo ist nach seinem Formtief wieder der beste Yamaha-Fahrer Zoom

"Ich muss mich an das Motorrad anpassen, was nicht einfach ist. Wenn sich das Motorrad bewegt, fühle ich mich wohl. Fahre ich aber flüssig, dann fühlt es sich langsam an. Mir gefällt das nicht, aber es ist das Hauptproblem. Man muss mit diesem Stil fahren, um schnell zu sein, aber mir gefällt das nicht", sagt Espargaro klar. Die Umstellung ist nicht einfach, denn die gewohnten Reflexe sind stärker. "Wenn ich Jorge nachfahre, dann sieht es einfach aus. Das Motorrad bewegt sich weniger und die Rundenzeit ist schneller."

"So zu fahren ist auch einfacher. Sein Stil ist aber anders als meiner, denn ich kämpfe immer mit dem Motorrad. Wenn man alleine versucht, diese Rundenzeit zu fahren, dann kommt dein natürlicher Fahrstil zum Vorschein." Dennoch muss Espargaro daran arbeiten, denn wie Goyon bestätigt, kann die aktuelle M1 nicht weiter auf den neuen Fahrstil angepasst werden: "Im Moment haben wir mit diesem neuen Bremsstil Mühe. Wir suchen immer noch unseren Weg."


Fotos: MotoGP in Silverstone, Girls


"Wir versuchten, in diese Richtung zu entwickeln, aber es passt nicht zum Verhalten des Motorrades. Wir können nicht sagen, dass wir eine Richtung gefunden haben", so der Crewchief. "Wir haben es versucht und die guten und schlechten Punkte gesehen. Wir versuchen, unseren Weg zu finden."