MotoGP Silverstone 2023: Aleix Espargaro fängt Bagnaia in letzter Runde ab!

Mit Überholmanöver in der letzten Runde gewinnt Aleix Espargaro vor "Pecco" Bagnaia - Einsetzender Regen macht es spannend - Marco Bezzecchi stürzt

(Motorsport-Total.com) - Beim ersten Grand Prix der MotoGP-Saison 2023 nach der Sommerpause gab es im Kampf um den Sieg ein spannendes Duell um den Sieg. Die Protagonisten waren Titelverteidiger Francesco "Pecco" Bagnaia (Ducati) und Aleix Espargaro (Aprilia). Entschieden wurde das Duell zu Gunsten von Espargaro, der von P12 gestartet war, mit einem Überholmanöver in der letzten Runde.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia, Aleix Espargaro

Aleix Espargaro (re.) fing Francesco Bagnaia in der letzten Runde noch ab Zoom

"Auch wenn ich von Platz zwölf gestartet bin, fühlte ich mich von Runde eins an super gut auf dem Motorrad. Es war einer dieser Tage, an denen man sich unschlagbar fühlt", jubelt Espargaro. Sowohl für ihn als auch für Aprilia ist es der zweite MotoGP-Sieg, nachdem er erste ebenfalls Espargaro beim Grand Prix von Argentinien 2022 in Termas de Rio Hondo gelungen war.

Auf dem Podium in Silverstone feierten die Fahrer dreier Hersteller, denn hinter Espargaro auf Aprilia und Bagnaia auf Ducati errang Brad Binder auf KTM in einem Fotofinish den dritten Platz.

Beim Start des 20-Runden-Rennens war es trocken (zum ersten Mal seit Freitag). Über der Strecke aber hingen dunkle Regenwolken. Sieben Runden vor Schluss wurden ein paar Regentropfen gemeldet. Und als die stärker wurden, kamen einige Fahrer zum Motorradwechsel an die Box. Aus der Spitzengruppe aber kam keiner an die Box.

Miller gewinnt den Start - Martin fällt weit zurück

Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) startete von der Pole, aber der von P2 gestartete Jack Miller (KTM) bog mit dem abermals besten Start als Führender in die erste Kurve ein. In dieser ersten Kurve fuhr Jorge Martin (Pramac-Ducati) nach einer leichten Berührung mit KTM-Pilot Brad Binder einen weiten Bogen durch die asphaltierte Auslaufzone. Damit fiel der Tabellendritte direkt auf den ersten Metern ans Ende der Top 20 im Rennen zurück.

Hingegen kam Miller als Spitzenreiter aus der ersten Runde zurück. In der zweiten Runde aber war er die Führung los - nicht an Bezzecchi, sondern an Francesco Bagnaia, der ihn vor der Maggotts-Passage kassierte. Bezzecchi kam aber ebenfalls an Miller vorbei, womit der KTM-Pilot nur noch Dritter war. Damit nicht genug.

Eine Runde später wurde Miller in Copse Corner von Maverick Vinales (Aprilia) von der Piste gedrückt und rutschte aus den Top 10 heraus. Dadurch entstand zwischen dem Führungsduo Bagnaia/Bezzecchi und dem Verfolgerfeld eine kleine Lücke.

Angeführt wurde das Verfolgerfeld in der Anfangsphase von Samstagssieger Alex Marquez (Gresini-Ducati), bevor dieser von Aprilia-Pilot Aleix Espargaro von der dritten Position verdrängt wurde. Am Ende der Runde kam Alex Marquez an die Box und gab auf. Es gab ein technisches Problem.

Bagnaia führt - Bezzecchi stürzt auf der Verfolgung

In der sechsten Runde erwischte es den Tabellenzweiten. Auf der Verfolgung von Spitzenreiter und Tabellenführer "Pecco" Bagnaia stürzte Marco Bezzecchi am Ende der Hangar-Gerade von seiner VR46-Ducati. Das Vorderrad war ihm beim Anbremsen von Stowe Corner weggerutscht, womit "Bez" aus dem Rennen war.

Nach dem Sturz von Bezzecchi lautete die neue Reifenfolge in den Top 3: Francesco Bagnaia, Aleix Espargaro und Brad Binder. Mit etwas Abstand folgten Maverick Vinales und Johann Zarco (Pramac-Ducati).

Und weil es Vinales kurz vor Halbzeit der Distanz gelang, einen Weg an Binder vorbei zu finden, waren es fortan beide Aprilia, die Jagd auf Spitzenreiter "Pecco" Bagnaia machten. Binder aber, der als einziger mit der Medium-Reifenmischung am Vorderrad fuhr (alle anderen fuhren mit Soft), blieb dran.

Leichter Regen kurz vor Schluss - Espargaro fängt Bagnaia ab

Sieben Runden vor Schluss, als gerade der Regen einsetzte, ging Vinales an Teamkollege Espargaro vorbei auf die zweite Position nach vorn. Wenig später gelang es Binder, gleich beide Aprilia-Piloten zu überholen, womit der KTM-Pilot kurzzeitig die direkte Verfolgung von Bagnaia aufnahm. Kurz darauf aber büßte Binder die Position an Espargaro ein.

Während Binder sich fortan mit Espargaros Teamkollege Vinales duellierte, griff Miguel Oliveira (RNF-Aprilia) ein und zog an beiden vorbei auf die dritte Position nach vorn. Ganz vorne rückte Espargaro immer näher an Spitzenreiter Bagnaia heran. Drei Runden vor Schluss fuhren die beiden quasi Hinterrad an Vorderrad.

Vorbei kam Espargaro in der letzten Runde in der Maggotts-Passage. Dort zog er innen an Bagnaia vorbei und übernahm die Führung. Zwar versuchte der Weltmeister noch einmal einen Konter, aber der gelang ihm nicht. So brachte Espargaro den zweiten MotoGP-Sieg für sich und Aprilia mit einem Vorsprung von 0,215 Sekunden über die Linie.

"Ich versuchte, in Führung zu bleiben und das Rennen von vorne zu kontrollieren", so Bagnaia. "Als es anfing zu regnen, wusste nicht, wie viel man pushen konnte und wo das Limit war. Aber heute Zweiter zu werden, ist ein gutes Ergebnis. Das war kein einfaches Wochenende, vor allem gestern war nicht der beste Tag. Deshalb macht mich der zweite Platz glücklich."

Miguel Oliveira verpasst Podium um 0,070 Sekunden

Hinter Espargaro und Bagnaia brachte Brad Binder mit gerade mal 0,070 Sekunden Vorsprung auf Miguel Oliveira den dritten Platz ins Ziel. "Es war wirklich schwierig. Die Strecke ist so lang, dass es in einigen Abschnitten nass war und in anderen staubtrocken", so Binder, der zugibt: "Ich hätte für mein Team gerne den Sieg geholt, aber jetzt muss der dritte Platz reichen."

Der von Binder knapp auf Distanz gehaltene Oliveira, der von P16 gestartet war, wurde Vierter vor Maverick Vinales. Dahinter rettete Jorge Martin nach seinem Ausflug in die Auslaufzone der ersten Kurve immerhin noch P6, gefolgt von Luca Marini (VR46-Ducati), Jack Miller, Johann Zarco und Raul Fernandez (RNF-Aprilia).

Quartararo mit starkem Rennen, aber später Kollision

Pol Espargaro (Tech3-GasGas) kam bei seinem Comeback nach über vier Monaten Pause knapp außerhalb der Top 10 auf P12 ins Ziel. Direkt vor ihm auf P11 lief Teamkollege Augusto Fernandez ein. Die Punkteränge komplett machten Fabio Di Giannantonio (Gresini-Ducati) und das Yamaha-Duo Franco Morbidelli und Fabio Quartararo.

Quartararo startete nach völlig verkorkstem Qualifying zum ersten Mal in seiner WM-Karriere vom letzten Startplatz (P22). Von diesem fuhr er sich zwischenzeitlich bis in die Top 10 nach vorn. Anders als im Sprint am Samstag war der Ex-Weltmeister im Grand Prix am Sonntag mit der neuen Yamaha-Verkleidung unterwegs, die er am Freitag ausprobiert hatte.

Eben diese neue Verkleidung beschädigte sich Quartararo aber drei Runden vor Schluss bei einer Kollision mit Luca Marini heftig. Die Verkleidung flog davon. Quartararo kam zum Motorradwechsel an die Box und brachte mit der mit Regenreifen ausgerüsteten Maschine nur noch P15 ins Ziel.

Quartararos Yamaha-Teamkollege Franco Morbidelli war mit der alten Verkleidung unterwegs und belegte direkt vor dem Franzosen den 14. Platz. Gestartet war der Morbidelli von P11. Er war einer derjenigen, die angesichts der Bedingungen als erste zum Wechsel auf das zweite Motorrad an die Box gekommen waren.

Stürze für Marc Marquez, Joan Mir und Co.

Derweil war Marc Marquez (Honda) wie schon im Sprint am Samstag auch diesmal kaum konkurrenzfähig. Vom 14. Startplatz fuhr der noch nicht wieder hundertprozentig fitte Spanier bis auf die zehnte Position nach vorn. Sechs Runden vor Schluss aber stürzte er im Duell mit Enea Bastianini, der ebenfalls mit Sturz ausschied.

Nicht ins Ziel kam aufgrund von Stürzen abgesehen von Marc Marquez und Enea Bastianini sowie Marco Bezzecchi auch Joan Mir auf der zweiten Werks-Honda. Der Spanier war bei seinem Comeback der erste Ausfall im Rennen. Der einzige weitere Ausfall war jener von Alex Marquez aufgrund des frühen Defekts.

In der MotoGP-Gesamtwertung 2023 hat Francesco "Pecco" Bagnaia nun 41 Punkte Vorsprung auf Jorge Martin, der mit seinem siebten Platz im Rennen wieder Rang zwei in der WM vom gestürzten Marco Bezzecchi übernommen hat.

Das nächste Rennwochenende im MotoGP-Kalender 2023 ist in zwei Wochen (16. bis 18. August) das des Grand Prix von Österreich auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg.