Marc Marquez über Aero: MotoGP geht im F1-Vergleich den falschen Weg

MotoGP-Star Marc Marquez äußert nach wenig aufregendem Österreich-GP seine Meinung zum Thema Aerodynamik und sieht wesentlichen Unterschied zur Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Grand Prix von Österreich in Spielberg hat die Motorrad-WM am vergangenen Wochenende die erste Hälfte ihrer bislang längsten Saison abgeschlossen. Anders als in vergangenen Jahren war das Rennen der Königsklasse MotoGP auf dem Red-Bull-Ring diesmal aber nicht gerade ein Thriller.

Titel-Bild zur News: MotoGP-Action beim GP Österreich 2023 auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg

Das Überholen wird mit den modernen MotoGP-Bikes immer schwieriger Zoom

Ducati-Pilot Francesco Bagnaia fuhr auch am Sonntag einen souveränen Start/Ziel-Sieg heraus, nachdem er genau das schon am Samstag im Sprint getan hatte. Die von KTM-Pilot Brad Binder angeführte Konkurrenz hatte keine ernsthafte Chance, Bagnaia das "Double" am Österreich-Wochenende streitig zu machen. Überhaupt gab es im gesamten Feld sowohl samstags als auch sonntags wenig Überholmanöver.

Lag es einfach nur am Streckenlayout, das in Spielberg seit 2022 für die Motorräder eine Schikane aufweist? Das Austin-Wochenende auf dem Circuit of The Americas mit seinen langsamen Ecken war im April auch nicht gerade ein Thriller. Es war allerdings auch kein Beispiel für die folgenden Grand-Prix-Wochenenden. Die nämlich waren durchaus wieder spannend.

War die mangelnde Spannung am Spielberg-Wochenende womöglich auf die seit Silverstone geltenden Reifendruck-Regeln zurückzuführen? Oder lag es an der hochgestochene Aerodynamik der MotoGP-Bikes? Oder war es einfach eine Kombination mehrerer Faktoren?

Als Honda-Star Marc Marquez nach dem Rennen am Sonntag darauf angesprochen wurde, ob die Action auf der Strecke verbessert werden könnte, antwortet er: "Das habe ich schon vor zwei, drei Jahren gesagt, wenn nicht sogar schon vor vier. Es wurde aber immer wieder abgeblockt und ich bekam Dinge zu hören wie: 'Du kannst dich doch einfach nur nicht auf diese Aerodynamik anpassen.'"

MotoGP-Action auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg

Kaum Überholmanöver am Samstag und Sonntag auf dem Red-Bull-Ring Zoom

"Fakt ist", so Marquez weiter, "dass es möglich ist, sich darauf anzupassen. Fakt ist aber auch, dass die MotoGP-Rennen heutzutage viel mehr [als früher] vom Motorrad bestimmt werden. Wenn die Aerodynamik nicht stimmt, wenn die Traktion nicht stimmt, und ich könnte noch eine ganze Reihe weiterer technischer Dinge aufzählen, dann wird das Überholen umso schwieriger."

Der achtmalige Motorrad-Weltmeister geht sogar soweit zu sagen, dass sich die Königsklasse MotoGP "in Richtung Formel 1 entwickelt hat". Allerdings erkennt er auch einen wesentlichen Unterschied: "Die Formel 1 geht mittlerweile den umgekehrten Weg, indem man den Abtrieb wegnimmt und den Einfluss der Aerodynamik reduziert. Wir hingegen bringen immer mehr Aero. Und es sieht so aus, als würde sich das erst 2027 ändern."

Damit spricht Marquez auf die Tatsache an, dass das Technische MotoGP-Reglement in seinen Grundzügen bis einschließlich des Jahres 2026 festgeschrieben ist. Was danach kommt, bleibt abzuwarten. Bis ein neues Reglement kommt, sind es aber noch dreieinhalb Jahre hin.

Deshalb sagt Marquez ganz klar, "das ist zu spät", und mutmaßt: "Bis dahin wird es nur darum gehen, immer nur noch mehr Abtrieb zu haben."

Brad Binder

Den MotoGP-Bikes, hier KTM RC16, wächst von vorn bis hinten immer mehr Aero Zoom